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19.04.08 / Mahnmale für den Frieden / Museum für schlesische Landeskunde zeigt Volwahsen-Retrospektive

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 16-08 vom 19. April 2008

Mahnmale für den Frieden
Museum für schlesische Landeskunde zeigt Volwahsen-Retrospektive
von Dieter Göllner

Bronzen, die der schlesische Bildhauer Herbert Volwahsen überwiegend in der Zeit ab 1942 bis in seine späten Lebensjahre geschaffen hat, stehen im Mittelpunkt der aktuellen Sonderausstellung des Museums für schlesische Landeskunde von Königswinter-Heisterbacherrott. Berücksichtigt werden in der Präsentation „Die Zeitlosigkeit der Form“, jedoch auch Holzschnitzarbeiten und Zeichnungen der früheren Jahre. Die Witwe des Künstlers, Dorothee Volwahsen, hat zahlreiche Leihgaben zur Verfügung gestellt und stimmte das Publikum mit einem Vortrag auf die Thematik der Ausstellung ein. Dabei betonte sie, daß die Mahnmale für den Künstler einen besonders hohen Stellenwert hatten, weil er mit diesen einen Aufruf zum Frieden schaffen wollte.

Der 1906 im schlesischen Schellendorf geborene und 1988 in seiner Wahlheimat Murnau verstorbene Herbert Volwahsen erlebte in seiner Kindheit den Ersten Weltkrieg. Seine künstlerische Laufbahn startete 1922 mit einer Bildhauerlehre in der bekannten Holzschnitzschule von Bad Warmbrunn im Riesengebirge. Später lernte Volwahsen an der Kunstakademie Dresden und schloß dort sein Studium 1931 ab. Einschneidende Kriegserlebnisse waren die Bombardierung Dresdens am 13. Februar 1945 und die darauf folgenden Begegnungen mit der notleidenden Bevölkerung und KZ-Häftlingen.

Volwahsen organisierte nach dem Krieg die „Erste Deutsche Kunstausstellung“ mit Arbeiten von Künstlern, die von den Nationalsozialisten verfemt wurden. Sein Bestreben, frei von einem staatlichen Diktat zu arbeiten, war in der sowjetischen Besatzungszone und der DDR nicht möglich, so daß er floh und sich in Westdeutschland als Künstler niederließ. Als Professor an der Dortmunder Fachhochschule war Volwahsen kreativ tätig und erhielt öffentliche Aufträge für das Schaffen von Gedenkstätten und Mahnmalen des Zweiten Weltkrieges, darunter jenes für die Opfer des Nationalsozialismus in Wuppertal 1958.

Die in der Retrospektive ausgestellten Plastiken in Holz, Stein und Bronze drücken verschiedene Gemütsregungen aus. Da stehen einerseits bedrückende Bildhauereien, die mit den Geschehnissen des Zweiten Weltkrieges in Verbindung gebracht werden. Leidende und bedürftige Menschen werden beispielsweise in der Eichenholz-Plastik „13. Februar 1945“ und im Kalksandstein-Relief „Passion“ dargestellt. Andererseits sind aber auch fröhliche Plastiken, wie „Schlittschuhläufer“, „Sterngucker“ oder „Geblendete“ zu sehen. Diese strahlen eine spielerische Heiterkeit aus und haben Körperhaltungen, die für Kunstwerke eher ungewöhnlich sind.

Volwahsens Arbeiten sind heute Bestandteil vieler Sammlungen, unter anderem der Dresdner Skulpturensammlung, der Kunsthalle Bielefeld und des Kölner Wallraff-Richartz-Museums oder stehen an öffentlichen Plätzen.

Die Ausstellung im Museum für schlesische Landeskunde von Königswinter-Heisterbacherrott ist bis zum 27. April 2008 zu besichtigen.

Foto: Klar und ausdrucksstark: Sein beindruckende Skulpturen zeichnen die Ausstellung im Museum aus


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