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26.04.08 / Die ostpreußische Familie / Leser helfen Lesern

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 17-08 vom 26. April 2008

Die ostpreußische Familie
Leser helfen Lesern
von Ruth Geede

Lewe Landslied,

liebe Familienfreunde,

der Countdown läuft. Zwar beabsichtigen wir nicht, zum Mond zu fliegen oder als Weltraumtourist die Erde zu umrunden, sondern auf dieser Guten, Alten zu bleiben und das in Berlin. Genauer: Auf dem Messegelände unter dem Funkturm, wo wir uns zum großen Deutschlandtreffen der Ostpreußen zusammenfinden. Nicht „to Ulepingste“ – also nicht irgendwann später – sondern genau zu Pfingsten, am 10. und 11. Mai 2008. Einigen Briefen, die ich in letzter Zeit erhielt, kann ich entnehmen, daß fest damit gerechnet wird, daß ich als „Mutter der Ostpreußischen Familie“ in Berlin präsent bin, und so ist es auch vorgesehen. An der Stirnseite unseres Standes in Halle 3,2, auf dem sich die PAZ / Das Ostpreußenblatt präsentieren will, ist mir im Re-daktionsrahmen genügend Platz eingeräumt worden, um in Ruhe mit den Leserinnen und Lesern, die sich zu uns hingezogen fühlen, zu – na ja, „plachandern“ ist vielleicht zu viel versprochen, denn dafür braucht man ja reichlich Zeit, aber „e bätke Schabbre“ wird schon möglich sein. Auch ein kurzes Kennenlernen kann zu einer verständnisvolleren Basis für spätere Wünsche und Fragen werden. Ich werde mich bemühen, schon am frühen Sonnabendvormittag anwesend zu sein, und – höchstens mit kleineren Unterbrechungen – bis zum späten Nachmittag zu bleiben, am Pfingstsonntag dann bis nach der Großkundgebung. So ist das jedenfalls geplant.

Eine Bitte muß ich aber schon im Voraus stellen. Wer Wünsche hat und diese persönlich vortragen will, schreibe sie vorher in Kürze auf ein Blatt Papier, auf dem auch Name, Anschrift und Telefonnummer vermerkt sind. Aus Erfahrung, die ich auf früheren Treffen gesammelt habe, weiß ich nur zu gut, daß die während des Gespräches gemachten Aufzeichnungen ungenügend oder fehlerhaft sein können, vor allem, wenn die Geräuschkulisse in der Halle eine ungetrübte Verständigung erschwert. Und manche gehen in dem Trubel auch verloren.

Aber nicht nur da. Es ist das passiert, was immer eine Art Albtraum für mich ist: Einige Leserbriefe sind verloren gegangen. Auf dem Postwege. Dazu muß ich erklären, daß ich nicht in den jetzigen Redaktionsräumen in der Hamburger Oberstraße 14 b arbeite, sondern in meinem Hause. Hier befinden sich nicht nur mein Arbeitsplatz und meine Bibliothek, sondern auch das ständig wachsende „Familien“-Archiv, zu dem ich zu jeder Zeit Zugang haben muß. Gewöhnlich wird mir die Leserpost persönlich übergeben, aber vor Ostern war das nicht der Fall. Der am 19. März von der Redaktion abgesandte Großbrief mit dem Posteingang der letzten Tage ist bei mir nie angekommen. Zuerst dachte ich, die Zustellung verzögere sich wegen des Osterfestes, aber alles Warten war ver-

geblich, auch die Nachfragen erbrachten nichts. Schließlich mußte ich einen Nachforschungsantrag bei der Briefvermittlung stellen, der aber bisher zu keinem Ergebnis führte. Deshalb muß ich die Leserinnen und Leser, die zwischen dem 13. und 18. März Post an die „Ostpreußische Familie“ aufgaben, herzlichst bitten, sich noch einmal zu melden. Um eventuell neuen – auch bereits erfolgten – Mißverständnissen vorzubeugen:  Die Post bitte nicht ausschließlich an meinen Namen richten, immer an die PAZ / Das Ostpreußenblatt, Redaktion Ostpreußische Familie, Oberstraße 14 b, 20144 Hamburg.

So, aber nun zu den vielen Briefen, Karten und E-Mails, die mich erreicht haben! Da will ich zuerst die Suchwünsche berück-sichtigen, denn die Zeit läuft leider, und der Zeugenkreis wird immer kleiner. Unser Landsmann Kuno Kunz, Vorsitzender der Landsmannschaft der Ost- und Westpreußen, Kreisgruppe Wetzlar, hat den ursprünglich an ihn gerichteten Brief eines Mitglieds an uns weitergegeben mit der Bitte um Veröffentlichung. Frau Renate Murr-Grobe aus Ettlingen sucht für ihre 94jährige Mutter die Töchter des Korvettenkapitäns Voigt, der zusammen mit seiner Frau den Untergang der „Gustloff“ nicht überlebt hat. Die Töchter Erika und Hildegard konnten gerettet werden, der Sohn Siegfried soll nicht mit auf dem Schiff gewesen sein. Nun hat Frau Eva Holler-Murr alte Negative gefunden, die sie als junges Mädchen mit der Familie Voigt zeigen. Die etwa Mitte der 30er Jahre gemachten Aufnahmen entstanden in Kiel, wo damals der Korvettenkapitän auch den Kieler Turnverein leitete. Eva Holler war zu jener Zeit bei der Familie Voigt wie eine Tochter im Hause. Die alte Dame möchte nun gerne den beiden Töchtern, die sicher durch Heirat einen anderen Namen tragen, die Fotos zusenden, da diese sicher für diese wertvoll sein könnten. Wer weiß Näheres über die Familie Voigt? Mutter und Tochter aus Ettlingen würden sich sehr über Informationen freuen. (Renate Murr-Grobe, Schumacherstraße 19, 76275 Ettlingen, Telefon: 07243/ 139 13, E-Mail: Renate.Murr-Grobe@  web.de )

Der Suchwunsch von Herrn Erhard Sommerey aus Berlin hat mich besonders berührt, und Sie werden beim Lesen bald erkennen, warum. Es geht um seinen Bruder Willigard, * 25. Juni 1916 in Duneyken, Kreis Treuburg, (damals Kreis Oletzko). „Da mein Bruder altersbedingt nicht mehr leben wird, würde ich mich sehr über Angaben von Angehörigen freuen“, schreibt Herr Sommerey. Also: Das kann ich nicht so stehen lassen, denn es ist ja auch mein Jahrgang und der vieler Landsleute, wie die Glückwünsche in unserer Zeitung in jeder Woche beweisen. Das nur nebenbei, lieber Herr Sommerey. Was mich berührt ist Ihr Glaube, daß Ihr seit dem

31. Dezember 1942 bei Stalingrad vermißter Bruder, damals bei der 24. Panzerdivision, den Krieg doch überlebt hat, vielleicht in der Heimat, in Litauen, in der Sowjetunion oder auch in Deutschland. Herr Sommerey meint nämlich, daß sich sein Bruder Willi vor einigen Jahren in Duneyken aufgehalten haben müßte. Diese Annahme beruht auf der Tatsache, daß die Gräber seiner Mutter und eines im Kindesalter verstorbenen Bruders auf dem Friedhof von Duneyken freigelegt waren. Da der Kirchhof verwuchert und für einen Außenstehenden als solcher überhaupt nicht mehr erkennbar ist, kann dies nur jemand getan haben, der die Lage der Gräber genau kannte. Zumal es auch die einzigen Gräber sind, die freigelegt wurden. Alle Nachforschungen von Erhard Sommerey über das Schicksal seines vermißten Bruders blieben bisher ohne Erfolg.  Vielleicht weiß nun jemand aus seiner engeren Heimat etwas über „Willi“, war mit ihm in Gefangenschaft zusammen oder hat sich mit ihm gemeinsam durchgeschlagen. Auch ehemalige Nachbarn kämen in Frage, die auf einem Heimatbesuch etwas über die Gräber erfahren haben. Hier kommt es auf Querverbindungen an, denn selbst, wenn es Angehörige irgendwo geben sollte, werden sie kaum unsere Zeitung lesen. Wenn diese vage Spur wirklich zu einem Ziel führen sollte – auch wenn der Gesuchte nicht mehr lebt –, wäre das wirklich ein außergewöhnlicher Erfolg.

So, das war der große Suchwunsch unseres masurischen Landsmanns, aber er hängt noch eine kleine Frage an: Warum trugen früher die Konfirmandinnen in den verschiedenen Kirchspielen Masurens mal weiße und mal dunkle Kleider? Ich selber bin in einem weißen Kleid eingesegnet wie alle meine Mitkonfirmandinnen, weiß aber, daß früher in verschiedenen Gegenden auch dunkle Kleider getragen wurden. Ein gutes Thema für unsere Ostpreußische Familie, auf das wir noch näher eingehen werden. Und schließlich hat auch Herrn Sommereys Frau Ingrid einen Wunsch, und der betrifft Braunsberg: Die geborene Berlinerin wurde als Kind mit ihrer Mutter nach Braunsberg evakuiert, dort entband die Schwangere im März 1944 – aber in welchem Krankenhaus oder Entbindungsheim? Ingrid Sommerey erinnert sich, daß sie mit ihrer Großmutter von ihrer Wohnung in der Malzstraße 42 die Langgasse entlang gingen, dann rechts in die große Straße zum Bahnhof einbogen und von dort nach links. (Zuschriften zu allen Fragen an Erhard und Ingrid Sommerey, Habichtstraße 6 D, 13505 Berlin, Telefon: 030/ 431 69 01)

Jetzt geht es auch kürzer: Frau Angelika Schönfeld aus Hamburg bittet uns, für ihren Schwiegervater Alfred Schönfeld nach dessen ehemaligem Freund zu suchen. Er heißt Heinz Heller, ist geborener Königsberger und etwa drei bis fünf Jahre jünger als der 1920 geborene Alfred Schönfeld. Beide waren unter den Russen interniert und mußten im Industrie-Werk Heiligenbeil/ Motorenprüfstand als Elektriker arbeiten. 1945 wurden sie beim Abzug aus dem Lager getrennt. Herr Schönfeld hat nie wieder etwas von Heinz Heller gehört und hofft nun etwas über dessen Schicksal zu erfahren. (Angelika Schönfeldt, Hasenbanckweg 15, 22119 Hamburg, Telefon: 040/ 732 36 62, E-Mail: lotharschoenfeld@ web.de )

Vergeblich hat auch Herr Reinhard Tollkühn aus Neumünster nach dem Schicksal seines Großvaters geforscht, der in Königsberg verblieb. Carl Ludwig Braag, * 26. März 1876 in Wagnicken, Kreis Fischhausen, war bei der Stadt beschäftigt. Zu Beginn des Jahres 1945 muß er im Krankenhaus der Barmherzigkeit gelegen haben, soll aber noch im Januar in ein Hilfskrankenhaus oder Lazarett bei oder in Juditten verlegt worden sein. Wer weiß über dieses Hilfskrankenhaus Näheres zu sagen, hat vielleicht dort gelegen oder gearbeitet? In welcher Krankenkasse kann der Patient als städtischer Angestellter versichert gewesen sein und welche Krankenkasse hat nach dem Krieg die ehemals Versicherten übernommen? (Reinhard Tollkühn, Domagkstraße 58, 24537 Neumünster, E-Mail: dadbrd@ foni.net)

Nun zu Ihnen, liebe Frau Keßler-von Nathusius, und damit zuerst ein herzliches Dankeschön für Ihre anerkennenden Worte, sie tun gut. Und gerne gebe ich Ihren Wunsch weiter. Sie schreiben: „Sehr oft, wenn ich die Suchfragen lese, muß ich an den Sommer 1935 denken, als mein Mann mit seinem Bataillon von Rastenburg aus eine Geländeübung in und um Sensburg durchführte. Er erzählte mir dann von seiner Begegnung mit dem Bürgermeister oder auch Kreisleiter Fritz Köseling (oder Köselitz), einem nicht sehr großen, untersetzten Mann, und dem Re-dakteur der Sensburger Zeitung, dessen Name mir leider entfallen ist. Vielleicht gibt es jemanden in Ihrem Leserkreis aus der Gegend, der noch Erinnerungen an die Jahre 1934/35 hat!“ Aber sicher, liebe Frau Keßler-von Nathusius. Elf Jahre war Ihr Mann in Ostpreußen, Sie selber nur ein Jahr in Ostpreußen, aber es genügte, um dieses Land zu Ihrer zweiten Heimat zu machen, wie Sie sagen. Und zu einer treuen Abonnentin unserer Zeitung. (Ursula Keßler-von Nathusius, Leopold-Lucas-Straße 83, 35037 Marburg)

Und noch eine andere treue Freundin unserer Ostpreußischen Familie meldet sich wieder: Frau Brigitte von Kalben aus Kanada. Für sie ist unsere Seite immer ein Stück Heimat. Sie schreibt „Ich habe so viel Freude und Freunde – neue und alte – durch die Ostpreußische Familie gefunden, Schulkameraden, Jugendfreunde und als Grüße aus der Heimat Kastanien, Bernstein und eingekapselten Ostseesand. Neulich suchte ein Herr Kelch seinen Schulfreund Randszus. Kurz zuvor hatte sich dessen Schwester bei mir gemeldet, so konnte ich diese anrufen und bitten, Herrn Kelch die Anschrift von ihrem Bruder zu senden. Herrn Kelch rief ich ebenfalls an, und die beiden alten Freunde freuen sich, nach langer Zeit wieder Verbindung zu haben.“ Na ja, der Weg über Kanada ist ja nicht gerade der direkteste, aber man sieht: Es klappt – dank unseren treuen Lesern in aller Welt. Und nun hat Frau von Kalben auch einen Wunsch: Sie sucht alte Ausgaben des Königsberger Bürgerbriefes. Aufgrund von Geldspenden erhielt sie die Ausgaben 62, 63, 64, 65, von Bekannten die Nummern 59 und 60. Nun möchte sie aber noch mehr Bürgerbriefe besitzen und hofft, daß Leserinnen und Leser einige abgegeben können. Portokosten will Frau von Kalben erstatten. Die Bürgerbriefe können auch an eine Anschrift in Deutschland gesandt werden: Brigitte von Kalben-Töpfer, Immermannstraße 8, 44147 Dortmund. (Wer direkt an unsere Königsbergerin in Kanada schreiben oder sie anrufen will, hier die volle Adresse: Brigitte von Kalben, 361 East Avenue, West Hill, ON MIC 2W5, Canada, Telefon: (416) 281 88 06, E-Mail: bvkalben@gmx.de)

Eure Ruth Geede

Foto: Wiedersehen auf einem Deutschlandtreffen: Es ist immer ein Ereignis, das noch lange unvergessen bleibt, wie dieses Foto vom Deutschlandtreffen in Berlin im Jahr 2005 beweist.


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