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03.05.08 / Und jetzt?

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 18-08 vom 03. Mai 2008

Und jetzt?
von Harald Fourier

Klaus Wowereit hat keine gute Figur in der Tempelhof-Frage gemacht. Selbst seinen Anhängern und Parteifreunden ging sein arroganter Umgang mit dem Volksentscheid mächtig auf die Nerven. So erklärte zum Beispiel ein Tempelhof-Gegner am Tag der Abstimmung im RBB-Fernsehen, er habe schweren Herzens gegen den Flughafen gestimmt, obwohl ihn die Haltung des Regierenden Bürgermeisters wütend mache.

Wowereit und sein Senat waren die Geburtshelfer des neuen Gesetzes, das Volksentscheide ermöglicht. Im Grunde sind sie jetzt auch seine Totengräber geworden. Denn wer nimmt einen Volksentscheid ernst, von dem die Regierung im Vorfeld bereits erklärt, sie wolle sich nicht an sein Ergebnis halten? Niemand. Das wird nur noch mehr Politikverdrossenheit fördern und das Gegenteil von dem erreichen, was durch diese Art von mehr Bürgerbeteiligung eigentlich bezweckt werden sollte.

Die große Frage lautet jetzt natürlich: Hat der Flughafen noch eine Chance? Seine Befürworter bleiben stur und sagen unvermindert ja. Es gebe weiterhin keinen einzigen plausiblen Grund für die Schließung, beharren sie. Warum also sollten ihre Bemühungen enden?

Egal, was der jetzige Senat beschließe: Ein anderer Senat könne dies ja rückgängig machen, auch wenn Wowereit und seine Mitstreiter behaupteten, die einmal getroffene Entscheidung sei für die Ewigkeit.

In der Tat: Die meisten Entscheidungen  lassen sich revidieren. Deshalb haben Bleistifte Radiergummis am Ende. Weil Menschen Fehler machen, die korrigiert werden müssen. Dies betrifft auch Bebauungspläne, Nutzungspläne und dergleichen.

Allerdings dürfte es schwer werden, das Flughafenareal noch einmal in Betrieb zu nehmen, wenn inzwischen stolze Eigenheimbesitzer darauf eingezogen sind. Bis dahin dürfte die Devise der Flughafenbefürworter lauten: Macht einen Park aus Tempelhof. Oder eine große Festwiese, oder (auch schon vorgeschlagen), ein großes Naturschutz­reservat.

Der rot-rote Senat will vollendete Tatsachen  schaffen und „zügig“ ein Nachnutzungs­konzept vorlegen. Erste Gedanken kreisen um Parks und Wohnbebauung. Indes: Das Gebiet umfaßt 330 Hektar. Zum Vergleich: Das derzeit größte innerstädtische Bauprojekt Deutschlands, die „Hafencity“ in Hamburg, bringt es auf „nur“ 100 Hektar. Und das Angebot an günstigen Wohnungen ist in Berlin schon jetzt deutlich größer als in der teuren Hansestadt, der Andrang von Neubau-Investoren entsprechend geringer. Die gigantischen Gebäude von Tempelhof stehen zudem unter Denkmalschutz und sind für Büro- oder Wohnnutzung nur sehr begrenzt geeignet.


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