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03.05.08 / Glanz und Verfall / Wulf Wagner über fünf Jahrhunderte Königsberger Schloß

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 18-08 vom 03. Mai 2008

Glanz und Verfall
Wulf Wagner über fünf Jahrhunderte Königsberger Schloß

„Das Wissen, um das was war“, danach hat Wulf Dietrich Wagner stets gestrebt. Bereits als Schüler begann er mit seinen Forschungen zu pommerschen und ostpreußischen Bauernhöfen und Gutshäusern. Sein Architekturstudium an der Technischen Hochschule in Karlsruhe beendete er 1996 mit einer selbstgewählten Diplomarbeit zum Wiederaufbau der Dominsel in Königsberg. Auch den ostpreußischen Gutshöfen wandte er sich wieder zu und befragte Rittergutsbesitzer ebenso wie ehemalige Instleute. Sie gaben ihm Informationen über das alltägliche Leben auf den Gütern und insbesondere über die Inneneinrichtungen der Häuser. Auf dieser Grundlage fertigte er maßstabsgetreue Rekonstruktionszeichnungen an, die mit ihren detaillierten Hinweisen zur Inneneinrichtung und zum Haushalt ein getreues und in dieser Form vollkommen neues Bild der hohen Wohnkultur in den ostpreußischen Gutshäusern vermittelte.

Im Rahmen seiner Promotion beschäftigte sich Wagner, der Pfingsten von der Landsmannschaft Ostpreußen mit der Verleihung des Kulturpreises für Wissenschaft ausgezeichnet wird, mit der Erforschung des Königsberger Stadtschlosses. Eine erweiterte Fassung der Dissertation ist jetzt als Buch erschienen. Der 1. Band, herausgegeben von der Stadtgemeinschaft Königsberg und der Stiftung Königsberg im Stifterverband für die deutsche Wissenschaft, behandelt die Zeit von 1255 bis 1740, also von der Gründung der Ordensburg Königsberg bis zum Tod Friedrich Wilhelms I.

Diese erste umfassende Monographie zu dem komplexen Bauwerk und seiner bewegten Geschichte dokumentiert Glanz und Verfall anhand von bisher weitgehend unbekannten Schriftquellen und zum Teil erstmals veröffentlichtem Bildmaterial. Auch werden umfassende Einblicke in das alltägliche Leben am Hof gegeben.

Nahezu 500 Jahre Baugeschichte werden in diesem Buch wieder lebendig. Ein zweiter Band wird folgen, in dem unter anderem der Archäologe Heinrich Lange die Zerstörung des Schlosses 1944 / 45 sowie die Abräumung der Ruine 1968 dokumentieren wird. Die Bemühungen der beiden Wissenschaftler sind um so bedeutsamer, als die heutigen Bewohner Königsbergs mit dem Gedanken spielen, das Schloß wieder aufzubauen. „Die Errichtung eines so heterogenen Gebäudekomplexes setzt umfangreiche bauhistorische Forschungen voraus“, warnt Wagner im Vorwort seines Buches. „Diese Aufgabe einer auf den Wiederaufbau ausgerichteten Untersuchung des Schlosses kann meine Arbeit den planenden Architekten nicht abnehmen, sie kann und will aber auf die Bedeutung dieses geschichtsträchtigen Gebäudes aufmerksam machen.“ Schließlich handele es sich bei dem Königsberger Schloß um das neben der Marienburg historisch bedeutendste Bauwerk dieser Region.

Mit der vorliegenden Publikation, die auch für Laien verständlich ist, hat Wagner nicht nur das Königsberger Schloß wieder ins Gedächtnis breiterer Schichten zurückgerufen, sondern auch die Geschichte der Stadt am Pregel, deren Mittelpunkt das Schloß zu jeder Zeit war. Silke Osman

Wulf D. Wagner: „Das Königsberger Schloß – Eine Bau- und Kulturgeschichte. Von der Gründung bis zur Regierung Friedrich Wilhelms I. (1255–1740)“, Schnell + Steiner, Regensburg 2008, geb., 390 Seiten, 76 Euro


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