© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 18-08 vom 03. Mai 2008

Königin der Verbrecher
Krimi der altmodischen Art

Die kleinen Verlage sind oft das Salz in der Suppe. Denn sie trauen sich noch, auch mal etwas Abseitiges zu drucken, was ein wenig außerhalb des Üblichen anzusiedeln ist. Auf der Leipziger Buchmesse ist der Verlag Matthes & Seitz erst kürzlich mit dem Kurt-Wolff-Preis für seine besonderen Verdienste ausgezeichnet worden. Es gehörte schon immer zur Tradition des Hauses, in Vergessenheit geratene Autoren wieder auferstehen zu lassen. Jetzt entdeckt der mittlerweile von München nach Berlin umgezogene Verlag den Meisterdieb Arsène Lupin neu – und mit ihm seinen Schöpfer Maurice Leblanc. Zunächst ist „Die Gräfin von Cagliostro oder Die Jugend des Arsène Lupin“ erschienen.

Wer zum Beispiel bei Sherlock Holmes, Philip Marlowe, Hercule Poirot, Miss Marple, Kommissar Maigret, Pater Brown oder C. Auguste Dupin nur schwer nein sagen kann, gilt hier als besonders suchtgefährdet.

Lupin ist ein echter Gentleman, ein Meister der Verkleidung, dazu sportlich und elegant, und natürlich im Umgang mit den Damen nicht ohne Fortune. Wer wollte ihm widerstehen?

Die Leser sicher nicht, die mit dem schön aufgemachten Band über die Anfänge des französischen Robin Hood die Möglichkeit haben, ihren Widerstandswillen zu testen.

Und modern ist Leblancs Räuberpistole obendrein. Die Gräfin ist nämlich nicht nur eine schöne, sondern auch eine starke Frau. „Das ist der Clou und ein singulärer Einfall in der Kriminalliteratur, daß eine Frau zur Zeremonienmeisterin des Verbrechertums ernannt wird und Leblanc sie gleichsam wie eine moderne ‚Königin der Nacht’ konfiguriert“, schreibt Richard Schroetter in seinem Nachwort.

Wer bei der Lektüre auf den Geschmack gekommen ist, darf sich schon auf „Arséne Lupin und der Schatz der Könige von Frankreich“ und „Arsène Lupin gegen Sherlock Holmes“ freuen, deren Erscheinen der Verlag bereits angekündigt hat.                 Ansgar Lange

Maurice Leblanc: „Die Gräfin von Cagliostro oder Die Jugend des Arsène Lupin“, Verlag Matthes & Seitz, Berlin 2007, 342 Seiten, 22,80 Euro.