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03.05.08 / Kühne Mischung der Stile / Rauschens Wahrzeichen feiert in diesem Jahr sein hundertjähriges Jubiläum

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 18-08 vom 03. Mai 2008

Kühne Mischung der Stile
Rauschens Wahrzeichen feiert in diesem Jahr sein hundertjähriges Jubiläum
von J. Tschernyschew

Das Symbol Rauschens, die Wasserheilanstalt im Zentrum der Stadt, wird 100 Jahre alt. Der Wasserturm ist vor allem bei Deutschen besonders beliebt, wie der Ort Rauschen insgesamt. Die Architektur des Wasserturms verkörpert zugleich Altes, Klassisches, wie auch Modernes. Für die Architektur zu Beginn des 20. Jahrhunderts war das Gebäude in der Tat ein kühner Entwurf mit der ungewöhnlichen Gestaltung der Fenster und dem schönen Turm.

Die Wasserheilanstalt am Meer ist ein Werk des bekannten Königsberger Architekten Otto Walter Kuckuck. Er entwarf auch das Gebäude des „Neuen Luisen-Theaters“ (heute Dramentheater des Gebiets ) und das Restaurant im Königsberger Zoo. Die Werke Kuckucks hatten nach dem Krieg ein schweres Schicksal. Das „Neue Luisen-Theater“ wurde mehrmals umgebaut, zuletzt 1960, als es „modernisiert“ und bis zur Unkenntlichkeit verändert wurde. Das Zoo-Restaurant beherbergte lange einem Elefanten,   heute ist dort die Zoo-Verwaltung untergebracht.

Der Warmwasseranstalt Rauschen, 1908 erbaut, erging es besser. Sie erlitt kaum Kriegsbeschädigungen. Weil im Kurort Rauschen keine Industrie angesiedelt war und er nicht als strategisch wichtig galt, wurde er kaum bombardiert. Als die Stadt 1945 von den Sowjets eingenommen wurde, fanden Kampfhandlungen nur im unteren Teil der Stadt statt, beim Stillen See, so daß der Stadtteil an der Küste kaum in Mitleidenschaft gezogen wurde.

Während der Sowjetzeit wurde die Badeanstalt nur unbedeutenden Änderungen unterzogen, die dem Äußeren des Turms nicht schadeten. Vor kurzem erst wurde bekannt, daß die Sonnenuhr auf dem Turm nicht von Architekt Kuckuck stammt, sondern erst in den 70er Jahren des vorigen Jahrhunderts angebracht wurde. Es ist eine Arbeit des in Rauschen bekannten Bildhauers Nikolaj Frolow, der seither einige Skulpturen in Rauschen schuf. Darunter die Komposition „Meeressymphonie“ am Sanatoriumsgebäude im Zentrum der Stadt, die Sonnenuhr auf der Promenade und viele andere Objekte.

Von dem 25 Meter hohen Turm der Wasserheilanstalt hat man eine herrliche Aussicht. Das Schwimmbad im Inneren des Gebäudes wird mit Meerwasserströmung betrieben. Über den Stil des Gebäudes streiten sich die Kenner. Einige meinen, es handle sich um Nationalromantik, andere halten den Stil für Moderne. Für ersteres spricht die Kontur des Gebäudes, die an eine Kirche oder an ein Schloß erinnert. Auf die Moderne weisen die asymmetrische Komposition sowie die  gebogenen Fenster hin.

Heute wird die Wasserheilanstalt als Teil eines der Sanatorien genutzt. Sie ist schön wie vor hundert Jahren. Ihre Wände sind von wildem Wein umrankt, der sich im Sommer grün färbt und im Herbst von grün bis zu gelb und pupurrot. Niemand kann an dem Gebäude vorbeigehen, ohne es auf Fotos zu verewigen. Bücher und Prospekte über Rauschen schmücken Abbildungen des Wasserheilbads, das nun ein rundes Jubiläum feiert.

Foto: Rauschen: Wasserturm


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