19.04.2024

Preußische Allgemeine Zeitung Zeitung für Deutschland · Das Ostpreußenblatt · Pommersche Zeitung

Suchen und finden
03.05.08 / Die ostpreußische Familie / Leser helfen Lesern

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 18-08 vom 03. Mai 2008

Die ostpreußische Familie
Leser helfen Lesern
von Ruth Geede

Lewe Landslied,

liebe Familienfreunde,

wer als Vertriebener – der oft nicht mehr mitnehmen konnte als was er auf dem Körper trug – auch nicht ein Familienfoto aus vergangenen Zeiten besitzt, weiß sich glücklich, wenn er durch Zufall eine alte Aufnahme bekommt und wird sie sorgsam bewahren. So geht es jedenfalls mir, und je älter man wird, desto mehr liebt man die sichtbaren Zeugen der Familiengeschichte. Die ja heute wieder groß geschrieben wird, und bei uns, die wir unsere Wurzeln im Heimatboden zurücklassen mußten, besonders. So hat es wohl auch Frau Helga Krause empfunden, die auf der Suche nach Verwandten bisher keinen Erfolg hatte und jetzt eine alte Aufnahme erhielt, auf der wahrscheinlich ihre masurischen Großeltern zu sehen sind. Aber solche Fotografien haben ihre Tücke: Sie zeigen wenig individuelle Züge der Abgelichteten, nicht nur, weil sie unscharf sind, sondern weil sie ja länger belichtet wurden. Es dauerte schon eine Weile, bis der Fotograf unter seinem schwarzen Tuch hervor kroch, und die starren Züge in den ernsten Gesichtern sich lösen konnten. Außerdem bot die Mode der damaligen Zeit wenig Abwechslung, vor allem für die Älteren: Oma zog das gute Schwarze an, Opa seinen Sonntagsanzug, bei den Frauen gab es die Einheitsfrisur – Mittelscheitel, streng nach hinten gekämmt, zum Dutt aufgedreht –, die für die Aufnahme mützenloser Männer hatten alle weiße Stirnen über braunen Gesichtern, und auch die Kinder waren auf fein getrimmt und gaben sich brav – ach ja, solch ein Sippenfoto bedeutete schon was!

Und heute für die Nachwelt noch viel mehr, denn anhand dieses Fotos will Helga Krause ihre Verwandtschaft finden, Nachkommen der Großeltern Johann Kolenda, * 1870, und Marie Kolenda, geb. Warda, * zirka 1870 aus Wischnewien, Kreis Lyck. Später wurde der Ort in Kölmersdorf umbenannt, bis 1905 gehörte er zur Kirchengemeinde Ostrokollen. Großvater Johann soll auf dem Foto ganz rechts stehen, erkenntlich an dem weißen Schnauzer, Großmutter Marie sitzt vorne links. Erkennt nun jemand unserer Leserinnen und Leser in den Abgebildeten Verwandte oder Bekannte oder glaubt sie zu erkennen? Die Namen der vier Kinder des Ehepaares mögen den Kreis eingrenzen: Charlotte, verheiratete Sbresny, Helene, Ehename vermutlich Ehmke, Hans Kolenda und Anne Krömer. Deren Nachkommen werden gesucht sowie weitere Verwandte. Frau Krause würde sich freuen, wenn sie endlich Erfolg hätte. (Helga Krause, In den Kolkwiesen 70, 30851 Langenhagen, Telefon: 0511/ 73 24 56)

Familienangelegenheiten sind manchmal nicht leicht zu durchschauen, schon gar nicht auf den ersten Blick und auch nicht auf den zweiten. Das gilt auch für das Schreiben von Herrn Bruno Morning aus Erfurt, das ich nach dem Durchlesen zuerst einmal zur Seite gelegt hatte. Beim dritten Anlauf war es dann doch nicht so schwer. Also: Herr Morning möchte mehr über seinen Vater wissen, dessen Namen er nicht trägt, sondern den Namen seiner Mutter, die aber wenig Kontakt zu ihrem Sohn hatte. Bruno Morning wurde am 6. Mai 1935 in Dittlacken, Kreis Insterburg geboren. Seine Mutter Frieda Morning, dann verehelichte Baran, ließ das Kind bei ihrer Mutter in Dittlacken, und als die Großmutter 1943 starb, kam Bruno zu seiner Tante Marie Morning, geb. Rockel. Diese sah er als seine „Mama“ an, und so nannte er sie auch. Im Januar 1945 fuhren Tante und Neffe mit dem letzten Zug bis ins Samland, kamen aber nicht mehr aus Ostpreußen heraus. Erst 1947 wurden sie von der russischen Besatzung nach Königsberg gebracht, von dort aus kamen sie mit einem Aussiedlungstransport nach Mitteldeutschland und fanden in Erfurt eine neue Bleibe. Dort lebt Herr Morning noch heute. Ein Kontakt mit der Mutter kam nicht zustande, sie hat auch nie über den Vater des Jungen gesprochen. Lediglich mit einer Halbschwester aus der Ehe mit Kurt Baran hat sich Bruno Morning zweimal in Berlin getroffen, nach dem Mauerbau riß dann auch diese Verbindung ab. Über seinen Vater weiß er soviel, daß dieser seinen Sohn in Dittlacken öfter besucht und auch Geschenke hinterlassen hatte. Die einzige greifbare Aussage, die Herr Morning über seinen Vater machen kann: Er soll Inspektor auf dem Gut Labonen gewesen sein, das der Familie von Zettelmann gehörte und in der es zwei Kinder, Renate und Joachim, gab. Ich habe recherchiert und festgestellt, daß Labonen, Kreis Darkehmen, früher Labowischken hieß, und der Besitzer von Zeddelmann hieß. Vielleicht erinnert sich nun jemand aus dieser Familie an den Vater von Herr Morning und ist bereit, mit ihm Kontakt aufzunehmen. (Bruno Morning, Am Angerberg 27, 99094 Erfurt)

Sehr berührt hat mich der Brief von Frau Frieda Winter aus Altenburg – ach nein, einen Brief kann man den Zettel nicht nennen, auf dem nicht einmal ein paar zusammenhängende Zeilen stehen, nur einige Angaben. Und auch diese schwer zu lesen, da in deutscher Schrift gehalten, die ich ja zum Glück noch beherrsche. Aber alles ist erklärbar, wenn man dann liest, daß die Absenderin 92 Jahre alt ist und sich für den Schrieb entschuldigt, da sie schlecht lesen und schreiben könne. Aber nicht das hat mich so berührt, sondern die kaum verständliche Hoffnung, die diese betagte Frau hegt: Daß sie ihre Schwester endlich findet! Und die wäre jetzt noch älter als sie, nämlich 98! Ich will ihr die Hoffnung nicht nehmen, aber es wäre schon mehr als ein Wunder, wenn sich zwei Schwestern in solch hohem Alter wiederfinden sollten. Die gesuchte Anna Schätzke, geb. Wiedemann, * September 1909, wohnte in Voigtsdorf, Kreis Heilsberg, nahe Guttstadt. Dort lebte auch deren Tochter Annemarie Schätzke, * Juli 1934. Weitere Angaben gibt es nicht. Nur der einzige zusammenhängende Satz „Würde mich sehr freuen, sie ausfindig zu machen!“ Ach, liebe Familie, nun tu was! Vielleicht finden wir ja wenigstens die Nichte, die dann über ihre Mutter etwas sagen könnte. Oder andere Verwandte, Nachbarn, Bekannte, das wäre doch schon was! (Frieda Winter, Buchenweg 38, 04600 Altenburg, Telefon: 0 34 47/ 50 46 42)

So, nun aber zu ganz anderen Wünschen. Ich hatte die Schreiberin, die leider ihren Namenszug vergessen hatte, gebeten, ihre Frage zu präzisieren. Jetzt liegt sie vor, und ich kann nun ihren Wunsch an unsere Leserinnen und Leser weiterleiten. Es geht um den Namen „Junfert“, den Mädchennamen von Frau Gertrud Kukla aus Melsbach. Ihr Vater Hermann Junfert, * 1896 in Stettin, machte sich dort 1920 als Pianoforte-Fabrikant selbständig. Die Familie wohnte Logengarten 6, ab 1933 Vogelstangenberg 6. Wenn seine Tochter ihren Großvater, der ebenfalls Hermann Junfert hieß, nach dem Familiennamen fragte, erklärte dieser, daß die Vorfahren aus dem Osten kämen, wohl aus dem Baltikum, vielleicht aus Estland, Lettland oder Litauen, es könnte aber auch das nördliche Ostpreußen gewesen sein. Frau Kukla ist bei ihrer Namensforschung nicht weit gekommen, es gibt den Name wohl nur noch in Berlin, und das sind jüngere Verwandte. Sie bittet uns nun, ihr zu helfen, was wir gerne tun. Wem ist dieser Namen schon einmal begegnet, weiß, wo Träger dieses Namens gelebt haben oder heute wohnen? Auch Namensforscher sind gefragt, die ihn herkunftsmäßig einzuordnen wissen.  Na, und vielleicht melden sich ja auch echte „Junferts“, das möchte ich Frau Kukla wünschen. Ihr Ehename ist übrigens genau zu orten, ihr Mann stammt aus Masuren! (Gertrud Kukla, Bergstraße 9, 56581 Melsbach, Telefon: 0 26 34/ 78 22 )

Eure Ruth Geede


Artikel per E-Mail versenden
  Artikel ausdrucken Probeabo bestellen Registrieren