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03.05.08 / Ende eines Antifa-Märchens / Schon lange vor der Machtergreifung Hitlers plante Stalin den Krieg gegen Deutschland

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 18-08 vom 03. Mai 2008

Ende eines Antifa-Märchens
Schon lange vor der Machtergreifung Hitlers plante Stalin den Krieg gegen Deutschland
von H.-J. Mahlitz

Deutsch-sowjetische Demarkationslinie, 22. Juni 1941: Im Morgengrauen tritt die Wehrmacht zum Angriff auf die Rote Armee an, stößt auf wenig Widerstand, scheint erneut einem Blitzkrieg-Sieg entgegenzueilen. Soweit die historisch gesicherten, unbestreitbaren Fakten. Aber war dies ein Überfall oder ein Präventivschlag? Und waren die Sowjets wirklich die Opfer der Aggression oder sind sie lediglich zu früh und „auf dem falschen Fuß“ erwischt worden? Hier gehen die Meinungen noch heute weit auseinander, und oft genug sind sie immer noch stärker von ideologischen Positionen als von Fakten bestimmt. Nur wenige Autoren schafften es in den letzten zwei, drei Jahrzehnten, der Maxime Leopold von Rankes („zeigen, wie es eigentlich gewesen“) treu zu bleiben.

Einen erneuten Anlauf, das Geschichtsbild von „politisch korrekten“ Vorgaben zu befreien, unternimmt in diesen Tagen der deutsch-polnische Historiker Bogdan Musial. In seinem neuen Buch „Kampfplatz Deutschland“ zeichnet er „Stalins Kriegspläne gegen den Westen“ (so der Untertitel) akribisch nach und verweist alle gängigen Thesen vom antifaschistischen Befreiungskampf der friedliebenden Sowjetunion endgültig ins Reich der Märchen. Diese Pläne – und auch der Beginn ihrer konkreten Umsetzung – datieren nämlich aus der Mitte der 20er Jahre, einer Zeit also, da der fälschlich als Faschismus bezeichnete National-Sozialismus Hitlers machtpolitisch noch keine Rolle spielte.

Schon zu Lenins Zeiten war Deutschland aus Moskauer Sicht der Schlüssel zur Weltrevolution. Der russische Oktober-Revoluzzer war anfangs allerdings davon überzeugt, die „werktätigen Massen“ im Nachkriegsdeutschland würden alsbald das zarte Pflänzlein der jungen Demokratie zertrampeln, eine Räterepublik nach bolschewistischem Muster errichten und so den entscheidenden Grundstein zur kommunistischen Weltherrschaft legen.

Erst als die ersehnte, von Deutschland ausgehende Weltrevolution allzu lange auf sich warten ließ, schwenkten Lenin und sein Nachfolger Stalin um. Ab 1924/25 galt die Devise, das selbsternannte „Vaterland aller Werktätigen“ müsse notfalls im Alleingang und mit Waffengewalt den immer noch „kapitalistischen“ Rest der Menschheit sozialistisch beglücken. Und schon 1927 ließ der neue „Rote Zar“ sich von seinem Politbüro gigantische Aufrüstungsprojekte absegnen. Die Realisierung, also der Ausbau der Roten Armee zur mächtigsten Angriffsstreitmacht aller Zeiten, scheiterte jedoch zunächst am desolaten Zustand der sowjetischen Industrie und am finanziellen Mangel.

Die Ende 1929 ausbrechende Weltwirtschaftskrise der westlichen Industrienationen ermunterte Stalin, trotz aller Rückschläge ein neues, noch gewaltigeres Rüstungsprogramm aufzulegen. Er sah sich durch den legendären „Schwarzen Freitag“ in seiner Erwartung bestärkt, eine militärisch erstarkte Sowjetunion brauche nur noch in Ruhe abzuwarten, bis der kapitalistische Westen hinreichend geschwächt sei, um dann von der Roten Armee endgültig hinweggefegt zu werden.

Aber auch dieses Kalkül ging nicht auf. Die Weltkriegs-Siegermächte und schließlich auch das im Diktat von Versailles so tief gedemütigte und ausgebeutete Deutschland erholten sich von der Krise. So mußte Stalin sein Weltrevolutions-Konzept 1933, nach der Machtergreifung Hitlers und dessen unbestreitbaren innen-, wirtschafts- und sozialpolitischen Erfolgen, wieder einmal total umstellen. Nun spekulierte er darauf, daß die kapitalistischen Länder sich in selbstzerfleischende „Bruderkriege“ hetzen ließen.

Darauf war die Moskauer Außenpolitik total ausgerichtet, und begleitet wurde sie von massiver militärischer Aufrüstung. Im August 1939 wähnte der Moskauer Machthaber sich dem Ziel entscheidend nähergerückt; als er  mit Hitler paktierte, war der Wortbruch schon programmiert, allerdings noch ohne festes Datum. Und daß der andere Diktator dies genauso sah, macht Stalins Strategie nicht weniger verlogen.

Beide Diktatoren bereiteten also den Angriff auf den Vertragspartner vor. Und nicht nur darin waren sie sich gleich. So verfügten auch beide über durchaus fähige Geheimdienste, handelten aber beide nach der Devise, daß „nicht sein kann, was nicht sein darf“.

In Berlin war man im Frühsommer 1941 fest überzeugt von einem „Siegeszug ohnegleichen“, wie Hitler laut Goebbels-Tagebuch noch sechs Tage vor dem Angriff tönte; die Rote Armee sei so schwach, daß sie „innerhalb weniger Wochen zerschlagen“ werde.

Auf der anderen Seite schlug Stalin alle Warnungen – bis hin zum exakten Angriffsdatum – in den Wind und ließ sich in seinen Planungen nicht stören. Er wollte in Ruhe den Aufmarsch einer Streitmacht von über fünfeinhalb Millionen Soldaten, ausgerüstet mit über 25000 Panzern und fast 20000 Flugzeugen, abschließen und zugleich abwarten, bis die deutsche Wehrmacht durch den Krieg im Westen noch weiter geschwächt wäre. Da soll man sich von Fakten nicht irritieren lassen.

Stalin mußte sich seine Fehleinschätzung am 22. Juni 1941 eingestehen; bei Hitler dauerte es noch einige Wochen, bis er erkannte, „wie ungeheuerlich dieser Staat gerüstet war“. Erst zu diesem Zeitpunkt, also mit schwindender Siegeszuversicht, setzte sich in Berlin die Präventivschlag-These durch. Zuvor hatte man von einem sowjetischen Angriff, dem es zuvorzukommen gelte, nichts wissen wollen.

Bei der Darstellung der von Anfang an aggressiven Politik Stalins gegenüber Deutschland und dem Westen kann man Bogdan Musial weitgehend folgen. Er bietet eine Fülle überzeugender Belege, nicht zuletzt begünstigt durch die gründliche Auswertung russischer Archive. Weniger nachvollziehbar ist seine Argumentation, wenn es um die Rolle Polens geht: Warschau als das völlig unschuldig zwischen die bösen Deutschen und die genauso bösen Sowjets geratenes Opfer – das ist wohl doch etwas zu einseitig. Nicht ganz fair ist es auch, daß er Autoren wie Werner Maser, Joachim Hoffmann, Ernst Topitsch, Heinz Magenheimer oder Gerd Schultze-Rohnhof, die schon früher – oft auf deutlich schwächerer Basis an Akten- und Archivmaterial – zu ähnlichen Schlüssen gekommen waren, nicht erwähnt. Anerkennung verdient jedoch Musials Mut, mit der Entlarvung Stalins als einem Hitler durchaus ebenbürtigem Aggressor seine eigene frühere Meinung zu revidieren.

 

Bogdan Musial

Der 1960 in Polen geborene Prof. Dr. Bogdan Musial lebt seit 1985 in Deutschland; 1992 wurde er eingebürgert. Von 1999 bis 2004 arbeitete der promovierte Geschichtswissenschaftler am Deutschen Historischen Institut in Warschau. Vor zehn Jahren wurde erstmals eine breitere Öffentlichkeit auf ihn aufmerksam, als er gravierende Fehler und Fälschungen in der sogenannten Wehrmachtsausstellung des Hamburger Tabak-Millionärs Jan Philipp Reemtsma offenlegte. Die Ausstellung stellte die Wehrmacht als kriminelle Organisation dar und diskriminierte die deutschen Soldaten des Zweiten Weltkriegs pauschal als Verbrecher; nicht zuletzt dank der Hinweise Musials mußte sie 1999 geschlossen werden. Mit seinem Buch „Kampfplatz Deutschland. Stalins Kriegspläne gegen den Westen“ (Propyläen Verlag, 586 Seiten, 29,90 Euro) hat der deutsch-polnische Historiker sich erneut den Unmut der Verfechter linker „political correctness“ zugezogen.

 

Werner Maser

Der 1922 in Ostpreußen geborene Historiker Prof. Dr. Werner Maser vertrat schon 1994 in seinem Buch „Der Wortbruch“ die These, im Sommer 1941 sei nicht nur Hitler, sondern auch Stalin zum Angriff entschlossen gewesen. Maser damals im Gespräch mit dem Autor: „Von zwei aggressiven Diktatoren war Hitler lediglich der etwas schnellere.“ Neben der Darstellung des Weges, der in den Zweiten Weltkrieg führte, war ein weiterer Schwerpunkt seines wissenschaftlichen Schaffens die Auseinandersetzung mit dem Führungspersonal des Dritten Reiches. Seine 1971 veröffentlichte Hitler-Biographie steht auf einer Ebene mit Joachim Fests Standardwerk zu diesem Thema. Maser holte Hitler vom Podest der Mythen herunter, zeigte ihn als reale Gestalt und machte ihn und das von ihm angeführte System als politisches Phänomen erklärbar. Nach dem Ende des Sowjetsystems fanden die Werke des vor einem Jahr verstorbene Historikers zunehmend auch in den Ländern des ehemaligen Ostblocks Anerkennung.

 

Ernst Topitsch

Der 1919 in Wien geborene Philosoph, Soziologe und Historiker Prof. Dr. Ernst Topitsch hat schon 1985 mit seinem Buch „Stalins Krieg – Moskaus Griff nach der Weltherrschaft“ der These von der alleinigen Kriegsschuld Deutschlands widersprochen und auf die aggressive Langzeitstrategie Stalins verwiesen. Damals mußte der österreichische Gelehrte sich noch in erheblichem Maße auf Indizien und Mutmaßungen stützen, da osteuropäische Quellen gar nicht oder nur selektiv im Sinne der kommunistischen Machthaber zur Verfügung standen und im Westen schon seine Fragestellung als „revisionistisch“ verpönt war. Umso eindrucksvoller – und auch erfreulicher – ist es, wie stark das heute zugängliche Archivmaterial seine damaligen mutigen Thesen untermauert. 2003 ist Ernst Topitsch im Alter von 84 Jahren verstorben.

Foto: Angriff im Morgengrauen: Noch glauben diese Wehrmacht-Soldaten an den schnellen Sieg über die Rotarmisten, als sie am 22. Juni 1941 vorrücken.


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