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03.05.08 / Tod nach Erdnuß-Snack / Nahrungsmittelallergien breiten sich aus – Nicht mit Unverträglichkeiten verwechseln

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 18-08 vom 03. Mai 2008

Tod nach Erdnuß-Snack
Nahrungsmittelallergien breiten sich aus – Nicht mit Unverträglichkeiten verwechseln
von Haiko Prengel

Erst juckt es nur ein bißchen in Mund und Rachen. Dann schwillt plötzlich die Haut an, und schweres Asthma kommt hinzu: Eine Nahrungsmittelallergie kann dramatische Ausmaße annehmen und sogar tödlich enden. Manchmal waren nur ein Stück-chen Sellerie oder eine Handvoll Erdnüsse der Auslöser. „Allein in den vergangenen Monaten sind mehrere Patienten an einer Erd-nußallergie gestorben“, sagt Professor Thomas Fuchs.

Tod auf dem Sofa nach Erdnußknabberei – solche Fälle klingen exotisch, kommen aber deutlich häufiger vor als früher. Warum – darüber sind sich Mediziner noch nicht ganz im Klaren. Sicher ist, daß Allergien insgesamt auf dem Vormarsch sind und mit ihnen auch solche gegen Nahrungsmittel. Denn es gibt Wechselwirkungen zwischen den klassischen Pollenallergien und Überempfindlichkeiten gegen Nahrungsmittel. Und einige Hinweise, daß die Zunahme der Fälle mit veränderten Umwelteinflüssen zu tun hat. So weiß man heute, daß Dieselabgase das Eiweiß in Blüten so verändern, daß der eingeatmete Staub beim Menschen Allergien auslösen kann. Weil der Straßenverkehr zunimmt, gibt es offenbar auch immer mehr Pollenallergiker.

Diese Pollenallergiker sind zudem überdurchschnittlich oft auch gegen bestimmte Nahrungsmittel empfindlich. Denn die Allergene, die sich beispielsweise in den Blüten von Birken befinden, kommen in Äpfeln ebenfalls vor. Fuchs zufolge reagieren etwa 50 Prozent der Pollenallergiker auf Steinobst und Nüsse mit Hautausschlag, Schnupfen oder Luftnot. Experten sprechen bei diesen Wechselwirkungen von sogenannten Kreuzallergien – und die können speziell dann gefährlich werden, wenn der Heuschnupfen-Patient nichts von seiner doppelten Empfindlichkeit ahnt.

„Hinter jedem banalen Schnupfen kann eine dramatische Nahrungsmittelallergie stecken“, warnt Facharzt Fuchs.

Zudem brechen Allergien oft plötzlich aus, wenn sie beispielsweise durch verstärkten Alkoholkonsum oder Streß „getriggert“ werden, wie Experten sagen. Selbst wer nie Probleme mit Fisch oder Sellerie hatte, kann von heute auf morgen darauf mit Durchfall, Übelkeit oder einem Asthmaanfall reagieren. Im Extremfall kommt es zu einem allergischen Schock – ein Fall für den Notarzt.

Damit es nicht zu solchen Unglücken kommt, sollten speziell Heuschnupfenpatienten schon bei ersten Anzeichen einer Nahrungsmittelallergie einen Facharzt aufsuchen. Häufig kommt es zu den allergischen Symptomen nur dann, wenn das Nahrungsmittel in rohem Zustand verzehrt wird. Ein Glas Apfelsaft beispielsweise macht keine Probleme, während der frische Apfel schweren Durchfall verursacht. Bei Erdnüssen ist es dagegen umgekehrt – sie bereiten den meisten erst in geröstetem Zustand Probleme.

In einer allergologischen Praxis kann das Blut oder die Haut des Patienten auf sogenannte IgE-Antikörper untersucht werden, mit denen das Immunsystem körperfremde Erreger abwehrt. Liegen IgE-Antikörper vor, ist die Wahrscheinlichkeit groß, daß eine Allergie vorliegt – beispielsweise gegen Kuhmilch. Dies bedeutet aber nicht zwangsläufig, daß der Betroffene auch Beschwerden beim Verzehr von Kuhmilch hat.

Nicht zu verwechseln sind die Allergien übrigens mit Nahrungsmittelunverträglichkeiten, die nicht zwangsläufig krankhaft sein müssen. Bereits ein empfindlicher Darm beispielsweise kann eine Unverträglichkeit gegen ballaststoffreiche Hülsenfrüchte hervorrufen. Andere vertragen keine Milchprodukte, weil ihnen ein bestimmtes Verdauungsenzym fehlt (Laktose-Intoleranz). Der Patient kann dann durchaus allergieähnliche Symptome wie Bauchschmerzen oder Durchfall bekommen, eine Überreaktion des Immunsystems liegt aber nicht vor.

 

Was sind Kreuzallergien?

Nahrungsmittelallergien treten häufig als Kreuzallergien auf. Das heißt, bei einer Allergie auf bestimmte Allergene wie etwa Pollen treten zusätzlich auch allergische Reaktionen auf Lebensmittel mit ähnlichen Eiweißstrukturen auf. So können wegen dieser Kreuzreaktion beispielsweise viele Birkenpollenallergiker Äpfel nicht vertragen. Pollenassoziierte Nahrungsmittelallergien (pNMA) gehören zu den häufigsten Nahrungsmittelallergien überhaupt. Vor allem bei einer Pollenallergie auf früh blühende Bäume und Sträucher (Birke, Erle, Hasel) treten Nahrungsmittelallergien häufig auf. Für über 50 Prozent der Allergiker gilt: Wer auf Birke, Erle und Hasel reagiert, verträgt Nüsse und einige rohe Obstsorten aus der Familie der Rosengewächse nicht – nämlich Apfel, Birne, Pfirsich, Pflaume, Kirsche und Mandel. Seltener werden Früchte wie Kiwi oder Avocado nicht vertragen. Bei Gräser- oder Getreidepollenallergikern wurden bisher Reaktionen auf Tomate, Pfefferminze sowie Sojabohne und Erdnuß nachgewiesen. Außerdem sind Reaktionen auf Getreide beschrieben.

(Quelle: Deutscher Allergie- und Asthmabund, www.daab.de)

Foto: Allergien: Während die meisten sich freuen, wenn die Natur erblüht, leiden andere.


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