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10.05.08 / Zu kurzatmig / Mißglückter Versuch, Konservatismus zu definieren

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 19-08 vom 10. Mai 2008

Zu kurzatmig
Mißglückter Versuch, Konservatismus zu definieren

Was ist konservativ? Diese Frage wird immer wieder gestellt. Und daß sie gestellt und niemals befriedigend beantwortet wird, zeigt, daß es die Konservativen noch gibt, daß sie nicht tot sind. In dem schmalen Band „Das konservative Minimum“ versucht der Göttinger Gymnasiallehrer Karlheinz Weißmann eine Inhalts- und Positionsbestimmung des Konservatismus. Gleich im Vorwort teilt Weißmann mit, daß er den Konservatismus wieder als „Kampfbegriff“ etablieren wolle. Schon an dieser Stelle wird klar, daß es sich bei dieser Begriffsbestimmung um eine sehr einseitige handeln muß, denn das Kämpferische ist dem konservativen Temperament eigentlich fremd.

Doch bringen solche Definitionen überhaupt etwas? Sind wir schlauer, nur weil wir – um ziemlich wahllos ein paar Namen in den Raum zu werfen –, uns mit den Artikeln und Büchern von Armin Mohler, Caspar von Schrenck-Notzing, Alexander Gauland, Udo di Fabio, Martin Mosebach oder wem auch immer beschäftigt haben? Wahrscheinlich ist dieser ganze Ansatz viel zu kopflastig.

Die Klage über die Verluste, welche die Moderne mit sich bringe, gehört seit Urzeiten zu den Gewohnheiten des Konservativen. Weißmann macht da keine Ausnahme: „Der Abbau der Selbstverständlichkeiten brauchte zwar eine gewisse Zeit, kam aber schließlich an sein Ziel: Von der Zunahme der Kriminalität bis zur Verslumung, vom Verfall der Leistungsstandards bis zum Fehlen der Tischsitten, von der Vulgarität der Prominenz bis zur Entstehung einer neuen Unterschicht, die ungeniert auf Kosten der Allgemeinheit lebt, wird ein Bild geboten, das nicht mehr zu beschönigen ist.“

Weißmann will die Wirklichkeit in seinem Sinne verändern, ihm geht es nicht ums Bewahren, weil er – so ist zu vermuten – an diesem Staat wenig bewahrenswert findet. Kein Wunder, daß klassische Konservative wie Alexander Gauland, die sich auf die britische Tradition beziehen und wirtschaftspolitisch eher einem milden, sozial abgefederten CDU-Kurs zuneigen, bei dem Lehrer und Publizisten nicht gut wegkommen.

Etwas unruhig geworden, blättert man in Weißmanns Buch weiter und stößt auf den Seiten 80 bis 91 endlich auf seine „konservative Agenda“. Sein konservatives Minimum sieht ungefähr so aus: Es muß wieder unterschieden werden zwischen „Wir“ und „Nicht-Wir“ (Freund-Feind-Schema), um die eigene Identität zu klären. Ideologien sind nicht tot, sie sind Weltanschauungen und „insofern notwendig“. Konservative müssen die Wirklichkeit erkennen und sich dem „Konsens der Beschwichtiger“ widersetzen. Konservative, fährt Weißmann fort, müßten heute weniger Rücksichten nehmen: „Die Parteiräson kann ihnen gleichgültig sein, von denen, die sie vertreten, haben sie nichts zu erwarten. Sie dürfen gewiß sein, daß ihre Einschätzung der Lage angemessen ist und jedenfalls die Konzepte der Linken oder der Allerweltsliberalen keine brauchbaren Lösungen bieten.“ Das habe sich auch außerhalb des Kreises der Eingeweihten herumgesprochen und die Veränderung der Lage werde das ihre tun, um eine konservative Position zu ermöglichen und zu befestigen.

Am Ende seiner Ausführungen bekennt der Autor, eine genauere konservative Position sei gegenwärtig noch nicht zu bestimmen, „weil sich ihr vollständiges Programm erst als Folge solchen Streits ergeben kann“. Daher sei seine Schrift auch als „Kampf-Ansage“ zu verstehen. Nun, den Fehdehandschuh hat offensichtlich niemand aufgenommen. Dazu bleiben die von Weißmann geäußerten Positionen auch zu vage und letztlich zu unpolitisch. Wer zum Beispiel die Wirtschaftspolitik aus einem konservativen Programm völlig ausklammert, wird keinen Blumentopf gewinnen. Warten wir also auf das nächste Buch über den Konservatismus.              Ansgar Lange

Karlheinz Weißmann: „Das konservative Minimum“, Edition Antaios, Schnellroda, 96 Seiten, 8,50 Euro


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