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17.05.08 / Keine Sperrstunden

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 20-08 vom 17. Mai 2008

Keine Sperrstunden
von Harald Fourier

Falls Sie eine Berlin-Reise mit Kindern oder Enkeln planen: Wenn die Sprößlinge sich abends verabschieden und sagen, sie gingen zu einem kleinen Stadtrundgang, der in der Oranienburger Straße startet – Vorsicht!

Dieser Boulevard zwischen der Friedrichstraße und dem Hackeschen Markt hat sich zu einer Flaniermeile der besonderen Art entwickelt. Hier strömen Touristen zu Tausenden lang. Und deswegen locken dort clevere Geschäftsleute jugendliche Berlinbesucher für ihre nächtlichen Kneipentouren an.Da geht es regelmäßig hoch her. Bei Einbruch der Dunkelheit kreist die Schnapsflasche, um Mitternacht sind die meisten besoffen. Nicht selten endet so ein Abend mit Erbrechen und Filmriß. Da in Berlin laxe Ausschankregeln herrschen (anders als in Amerika) und es keine Sperrstunde gibt (wie früher in England), ist Berlin gerade bei angloamerikanischem Publikum beliebt. Zumal Berlin auch nicht teurer ist als Prag oder Reval beispielsweise.

Es sind nicht nur ausländische Jugendliche. Die jungen Berliner stehen denen der Touristen in nichts nach. 700 zwischen elf und 17 Jahren wurden 2007 stockbetrunken von der Polizei aufgefunden. Das hat der Innensenator in der vergangenen Woche im Parlament erklärt. Die meisten kommen übrigens aus den Ostbezirken wie Lichtenberg (85) oder Marzahn / Hellersdorf (80). Die typischen „Problemgegenden“ mit vielen Ausländern sind dagegen weniger betroffen. In Neukölln waren es nur 44 Fälle. In muslimischen Familien kreist die Wodkaflasche nicht so oft wie in deutschen.

Selbst die Kanzlerin hat in ihrer jüngsten Videobotschaft auf das Problem hingewiesen. Sie sei „aufgeschreckt“ wegen des zunehmenden Alkoholkonsums Jugendlicher. „Es kann uns nicht kaltlassen“, sagte sie. Die Zahl der schweren Fälle habe sich seit 2000 verdoppelt.Was tun? Gesetze bewirken wenig. Das hat das „Alkopop-Verbot“ vor ein paar Jahren gezeigt. Der Alkoholkonsum ist nicht gesunken. Es bleibt also die Pflicht der Eltern zu schauen, ob die Kinder nicht zu viel trinken. Deswegen Augen auf, wenn sich der Nachwuchs zur Oranienburger Straße verabschiedet. Denn alleine mit Gesetzen können wir das Problem nicht lösen. Genau das sagte auch die Kanzlerin.


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