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17.05.08 / »Phantom« folgt »Starfighter« / Als Aufklärer begann die Luftwaffen-Karriere der McDonnell Douglas

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 20-08 vom 17. Mai 2008

»Phantom« folgt »Starfighter«
Als Aufklärer begann die Luftwaffen-Karriere der McDonnell Douglas
von Manuel Ruoff

Aufgrund der Schwächen des US-amerikanischen „Witwenmachers“, „Erdnagels“, „fliegenden Sarges“ und „Sargfighters“ Lockheed F-104 „Starfighter“ wurde ab Mitte der 60er Jahre bei der Bundeswehr über dessen schnellstmögliche Ablösung als Aufklärungsflugzeug der Luftwaffe nachgedacht. In die engere Wahl kam dabei der aus dem ebenfalls US-amerikanischen Allwetterjäger McDonnell F-4 „Phantom“ abgeleitete Aufklärer RF-4. Am 12. März 1965 war diese Aufklärervariante der „Phantom“, die gegenüber dem Jagdmodell einen 84 Zentimeter längeren Rumpf besaß, erstmals abgehoben. Am 6. April des Folgejahres wurde Vertretern des Bundesverteidigungsministeriums eine entsprechende Maschine dieses Typs aus den Beständen der US-Luftstreitkräfte vorgestellt. Das Flugzeug war nicht gerade billig. Mit einem Stückpreis von 23 Millionen D-Mark war die „Phantom“ weit mehr als doppelt so teuer wie die von Lockheed überarbeitete Aufkärervariante des „Starfighter“ RTF-104G. Ein derart teures Beschaffungsvorhaben paßte 1966 nicht in die politische Landschaft. In jenem Jahr nämlich trat der US-amerikanische Präsident Lyndon B. Johnson mit hohen zusätzlichen Zahlungsforderungen für die US-Besatzungstruppen in Deutschland und den Krieg in Vietnam an die Bundesregierung heran und die bis dahin schwerste Rezession der Nachkriegszeit mit drastisch steigenden Arbeitslosenzahlen nahm ihren Anfang. So wurde auf die kostspielige Anschaffung verzichtet – vorerst.

Zwei Jahre später, am 13. Mai 1968, wurde die vom Inspekteur der Luftwaffe Johannes Steinhoff bereits frühzeitig favorisierte „Phantom“ in der Version RF-4E als Aufklärer akzeptiert. Trotz des hohen Preises und des Widerstandes der beiden Christsozialen Franz Josef Strauß und Friedrich Zimmermann, denen die Interessen der deutschen Luftfahrtindustrie zu wenig berücksichtigt schienen, fand ein entsprechendes Beschaffungsvorhaben über 88 RF-4E die Zustimmung sowohl des Verteidigungs- als auch des Haushaltsausschusses des Bun­des­tages. Am 7. November 1968 wurde ein diesbezüglicher Vertrag durch das bundesdeutsche und das US-amerikanische Verteidigungsministerium unterzeichnet. Um den Deutschen die Entscheidung für diese kostspielige Anschaffung zu erleichtern, sollte die Luftfahrtindustrie der Bundesrepublik bis 1974 von US-amerikanischen Firmen Lizenzen und Aufträge in Höhe von 125 Millionen US-Dollar erhalten. Wie auch bei der wenig später erfolgenden Beschaffung von 175 Luftwaffenjägern des „Phantom“-Typs F-4F – einer für die deutsche Luftwaffe produzierten vereinfachten Version der F-4E – gehörten MBB und Dornier zu den Nutznießern.

Am 1. August 1970 hob die erste der für die Luftwaffe gebauten „Phantom“ vom Typ RF-4E in St. Louis ab. Am 20. Januar 1971 übernahm das Aufklärungsgeschwader (AG) 51 „Immelmann“ in Bremgarten den ersten der neuen Aufklärer. Im Herbst begann dann die Ausrüstung des AG 52 in Leck. Beide Aufklärungsgeschwader übernahmen mit jeweils 36 Einsatzmaschinen das Gros der Flugzeuge. Jeweils zwei Maschinen waren für die Technische Schule der Luftwaffe (TSLw) 1 und die Erprobungsstelle 61 vorgesehen. Das verbleibende Dutzend diente als Kreislaufreserve.1990 begann die Ablösung des Aufklärers durch den „Tornado“. 1994 wurde die letzte RF-4E bei der Luftwaffe außer Dienst gestellt. In der später zur Bundeswehr gekommenen und auch später verschwindenden Jäger-Variante F-4F ist die „Phantom“ jedoch bis zum heutigen Tage am deutschen Himmel zu sehen. 2012 soll dann auch beim Jagdgeschwader (JG) 71 „Richthofen“ das letzte Stündchen der „Phantom“ schlagen.

Foto: Mac Donnell Douglas RF-4E: Vor 40 Jahren fiel im Bundesverteidigungsministerium die Wahl auf die „Phantom“. (Archiv)


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