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24.05.08 / An der Spitze der Konföderierten / Vor 200 Jahren kam der einzige Südstaaten-Präsident, Jefferson Davis, in den Vereinigten Staaten von Amerika zur Welt

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 21-08 vom 24. Mai 2008

An der Spitze der Konföderierten
Vor 200 Jahren kam der einzige Südstaaten-Präsident, Jefferson Davis, in den Vereinigten Staaten von Amerika zur Welt
von Hans Lody

Jefferson Davis, der erste und letzte Präsident der Konföderierten Staaten von Amerika (CSA) wurde am 3. Juni 1808 in Fairvier / Kentucky geboren. Sein Vater schickte ihn, wie fast alle besitzenden Südstaatler, auf die Militärakademie Westpoint. So kam es – Skurilität des Schicksals – daß er gemeinsam mit seinem späteren Widersacher Abraham Lincoln 1832 am Krieg gegen die Indianer teilnahm.

1835 quittierte er den Dienst, um Baumwolle in Mississippi anzupflanzen, zu heiraten und sich politisch zu betätigen. Bald war er Abgeordneter des Repräsentantenhauses. 1846 ließ er sich als Soldat reaktivieren, um am Krieg gegen Mexiko teilzunehmen. 1853 erreichte seine politische Laufbahn einen Höhepunkt, als US-Präsident Franklin Pierce ihn zum Kriegsminister ernannte. Vielleicht wäre er eines Tages sogar Präsident der USA geworden, wenn es 1861 nicht zur Gründung der Konföderierten Staaten von Amerika gekommen wäre. Wirtschaftliche Gründe waren die Ursache für diesen Krieg – nicht, wie später erfolgreich in die Geschichtsbücher geschrieben wurde, die Sklavenfrage. Der Geldadel aus Neuengland sah durch die zunehmende Wirtschaftskraft des Südens seine Macht im Staate bedroht und zog blank. Propagandistisch wurde der Waffengang mit allerlei moralischen Scheinargumenten vorbereitet wie dem Roman „Onkel Toms Hütte“ von einer Autorin, die ehrlicherweise zugab, niemals im Süden gewesen zu sein.

Politischer Arm der Hochfinanz war Abraham Lincoln, und als dieser schließlich zum Präsidenten der USA gewählt wurde, verließen South Carolina, Mississippi, Alabama, Florida, Georgia, Texas und Lousiana die Union und gründeten einen eigenen Staat, dem wenig später noch Virginia, North Carolina, Arkansas und Tennessee beitraten. Missouri hatte bereits seinen Austritt aus der Union erklärt, als Lincoln mit Hilfe von Unions­truppen den Staat unter Militärverwaltung stellte. Auch Kentucky, Maryland und Delaware erhielten als „Wackelkandidaten“ Besatzungstruppen.

Am 18. Februar 1861 wurde der als gemäßigt geltende Jefferson Davis als erster Präsident des neuen Staates gewählt. Lincoln befahl darauf am 15. April 1861 die Mobilisierung von 75000 Soldaten. Viele verweigerten sich und gingen lieber in den Süden. Fast die gesamte Westpoint-Elite zog die silbergraue Uniform der Konföderation an. Auf Befehl Lincolns trug die Union den Krieg auf gegnerisches Gebiet. Er war also der Aggressor. Aber aus dem geplanten militärischen Spaziergang wurde nichts. Bei Bull Run wurde das Unionsheer vernichtend geschlagen. Der Krieg dauerte sehr lange, war sehr blutig und ungeheuer grausam. Es war, wenn man so will, der erste „moderne“ Krieg seit dem 30jährigen Krieg, mit Plünderungen, Vergewaltigungen, Brand und Mord. Der Süden hatte nur eine geringe Siegeschance. Sein letzter offensiver Vorstoß endete bei Gettysburg. Am Ende siegten Geld, Eisen und Propaganda über das Recht und die Kultur am 9. April 1865.

Präsident Jefferson Davis mußte sich aber neben den militärischen auch den politischen Fragen des Staates, den er leitete, widmen. Waren die USA ein Staatenbund oder ein Bundesstaat? Aus einem Staatenbund konnte man jederzeit wieder austreten, bei einem Bundesstaat war diese Frage schwieriger zu beantworten. Aber auch hier muß es die Möglichkeit der Trennung geben. Lincoln war der Auffassung, daß ein Austritt nur mit Zustimmung der anderen Mitgliedsstaaten möglich sei, weil dies auch die Eintrittsbedingung in die Union war. Aber ist die Initialbedingung mit der Finalbedingung gleichzusetzen? Um bei diesem Beispiel zu bleiben: Eine Ehe wird unter der Voraussetzung geschlossen, daß beide Partner dies wollen. Eine Scheidung ist hingegen auch dann möglich, wenn ein Partner dies eigentlich nicht will. War den elf konföderierten Staaten, waren Missouri, Kentucky, Maryland und Delaware die „Ehe“ mit Lincoln und der Union, die ihre wirtschaftlichen Grundlagen untergraben wollten, weiter zuzumuten?

Die Frage ist aktueller als mancher glaubt. Ist die Europäische Union ein Staatenbund oder ein Bundesstaat, und falls letzteres noch nicht der Fall ist, warum betreiben die Eurokraten gegen den Willen des überwiegenden Teils der Bewohner der Mitgliedsstaaten die Gründung eines Bundesstaates? Wie sagte doch Sebastian Haffner richtig: Die Geschichte wiederholt sich nicht, aber sie variiert.

Am 10. Mai 1865 ergriffen Unionstruppen Jefferson Davis und hielten ihn zwei Jahre gefangen. Während „Kriegsverbrecherprozesse“ gegen die Repräsentanten der geschlagenen Armee durchgeführt wurden, traute man sich an Davis offenbar nicht so richtig heran. 1869 stellte man das Verfahren gegen ihn ein. Die Staatsbürgerschaft der Union erkannte man ihm aber ab. So konnte Davis 1874 trotz seiner Wahl in den Senat sein Mandat dort nicht antreten. Am 6. Dezember 1889 starb Davis. Erst posthum, 1978, erkannte man ihm die Staatsbürgerschaft wieder zu. Sein Grab liegt in Richmond Virginia, der Hauptstadt der Konföderation.

Foto: Jefferson Davis: Erster und letzter Präsident der Konföderierten Staaten von Amerika


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