16.04.2024

Preußische Allgemeine Zeitung Zeitung für Deutschland · Das Ostpreußenblatt · Pommersche Zeitung

Suchen und finden
31.05.08 / Täter oder Opfer oder beides? / Das Verhältnis der Zigeuner zu den anderen war auch in Deutschland nicht immer unproblematisch

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 22-08 vom 31. Mai 2008

Täter oder Opfer oder beides?
Das Verhältnis der Zigeuner zu den anderen war auch in Deutschland nicht immer unproblematisch
von Manuel Ruoff

Heute leben schätzungsweise 80000 bis 120000 Zigeuner in der Bundesrepublik. Die Geschichte ihrer Existenz in Deutschland reicht über 600 Jahre zurück. Im Jahre 1407 wird ihr Auftauchen in Deutschland erstmals urkundlich erwähnt. 1423 stellte König Sigismund ihnen Schutzbriefe aus. Des weiteren sicherte er ihnen eine eigene Gerichtsbarkeit für Streitfälle innerhalb des Stammes zu. Überhaupt erfreuten sie sich beim Adel einer gewissen Beliebtheit. Der Oberschicht gefiel ihre Musik. Sie schätzte ihre Fertigkeiten bei der Herstellung von Musikinstrumenten und Schmuck. Im einfachen Volk erfreuten sich die Zigeuner weniger großer Beliebtheit. Das lag an den genannten Privilegien, aber auch an dem Gerücht, daß die Vorstellung von der Existenz persönlichen Eigentums in ihrer Kultur weniger verwurzelt sei. Auf den Reichstagen von Lindau und Freiburg 1496 und 1498 wurden deshalb König Sigismunds Schutzbriefe aufgehoben. 1551 erließ der Reichstag zu Augsburg, daß alle Zigeuner das Land innerhalb eines Vierteljahres zu verlassen hätten.

Die menschenfreundliche Aufklärung mit ihrem Glauben, daß jeder Mensch zu einem guten Menschen erzogen werden könne, versuchte, die Zigeuner durch Assimilierung vermeintlich zu beglücken. Durch Erziehung sollten sie zur Übernahme des vermeintlich zivilisierten, idealen und vorbildlichen eigenen Lebenssils gebracht werden. So versuchte Maria Theresia, die Zigeuner seßhaft zu machen, indem sie sie mit Saatgut versah und sie Hütten bauen ließ. Jugendliche Zigeuner zwischen dem zwölften und 16. Lebensjahr mußten ein ordentliches Handwerk erlernen und danach zum Militär. Genauso wie heute standen auch schon damals die Entscheidungsträger im Staate vor der Frage, unter welchen Bedingungen selbiger Bürgern beziehungsweise Untertanen Kinder wegnehmen darf, wenn er meint, letzteren damit Gutes zu tun. Damals wurde die Frage insoweit beantwortet, als Zigeunern Kinder weggenommen wurden, um sie vermeintlich schädlicher Sozialisation zu entziehen, um ihnen das sogenannte Zigeunerleben abzugewöhnen. Ähnlich wie bei den Juden brachte dann auch bei den Zigeunern die bürgerlich-liberale 48er Revolution mit ihren Folgen vielen Emanzipation und Bürgerrechte. Ungeachtet der Gewährung der Gleichberechtigung der Zigeuner ging die Staatsgewalt in Form der Polizei auch in der Folgezeit weiterhin verstärkt gegen Zigeuner vor. Das gilt vor allem für die Zeit der NS-Herrschaft, aber auch die Behandlung der Zigeuner vor und nach der NS-Zeit wird von Seiten der Zigeuner als diskriminierend gebrandmarkt.

Inwieweit diese Behandlung von Zigeunern durch die Organe beziehungsweise Institutionen des Staates auf Rassismus auf Seiten des Staates beziehungsweise des Staatsvolkes oder aber auf den Respekt der Zigeuner vor fremder Leute Eigentum zurückzuführen ist, ist eine Frage, die hochideologisch ist. Derzeit sind die Herschaftsverhältnisse in der Bundesrepublik derart, daß es als politisch inkorrekt gilt, Ursachen für das nicht nur in Deutschland traditionell eher belastete Verhältnis zwischen staatlichen Sicherheitskräften und Zigeunern bei letzteren zu suchen.

Analog zu den Juden gibt es auch für die Zigeuner im Nachkriegsdeutschland einen Zentralrat als Interessenvertretung. und nach dem Vorbild jenes für die Juden erhalten auch die Zigeuner ein zentrales Mahnmal im Herzen Berlins.


Artikel per E-Mail versenden
  Artikel ausdrucken Probeabo bestellen Registrieren