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07.06.08 / Die blonde Paschtunin / Französin verliebt sich in afghanischen Reiseführer

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 23-08 vom 07. Juni 2008

Die blonde Paschtunin
Französin verliebt sich in afghanischen Reiseführer

Ist es tatsächlich möglich, daß sich eine emanzipierte Europäerin in Afghanistan in einen moslemischen Paschtunenführer verliebt, der bereits eine Frau und sieben Kinder hat, welche in einem entlegenen Bergdorf leben, in dem es weder Strom noch fließend Wasser gibt?

Brigitte Brault erzählt in ihrem Buch „Für die Liebe eines Kriegers“, daß es so etwas geben kann und daß eine solche Liebe trotz aller Widrigkeiten auch funktionieren kann.

Als Dokumentarfilmerin war Brigitte Brault ursprünglich von Frankreich nach Afghanistan gekommen. Einige einheimische junge Filmstudentinnen gingen ihr bei dieser Aufgabe zur Hand.

Anfänglich etwas unstrukturiert berichtet Brigitte Brault von ihren Erlebnissen in Afghanistan, der Gefahr in Kriegsgebieten, dem Hunger und der Armut der Bevölkerung und wie sie den schicksals-trächtigen 11. September 2001 in Pandschir übers Radio mitverfolgte.

Als Brigitte Brault plante, in einer besonders gefährlichen Region zu filmen, wandte sie sich an den Paschtunenführer Schahzada, um Geleitschutz zu beantragen. Und da traf es sie völlig unerwartet: „Ich nippte an meinem Tee und hörte ihn nicht kommen. Er schob den Wandbehang zur Seite und trat ein, gekleidet mit dem traditionellen weiten, weißen Hemd und einer taillierten Weste ... Eine geschmeidige, leise Raubkatze. Seine Bewegungen waren von außergewöhnlicher Eleganz ... Ich wußte nicht, wie mir geschah. Ich war wie verhext – ich konnte keinen Finger bewegen, konnte nicht atmen.“

Da auch Schahzada sich in die selbstbewußte, blonde Europäerin verliebte, folgte irgendwann sein Heiratsantrag.

Besonders interessant ist der Tag, an dem Brigitte Brault Schahzada in seine Heimat, ein kleines Bergdorf, begleitet und dort auf seine erste Frau und deren neugeborenes Baby trifft.

Nur schwer nachvollziehbar erscheint es, daß sie trotzdem einwilligte, den Paschtunenführer zu heiraten und zum Islam überzutreten, nachdem sie seine erste Frau sein Kind an ihrer Brust säugen und all die schwere Arbeit einer afghanischen Hausfrau verrichten sah.

Im Vergleich zu dem stolzen und dominanten Mann, den Brigitte Brault in Afghanistan kennenlernte, gibt der verstörte, schüchterne Schahzada, der sie aus gesundheitlichen Gründen mit nach Frankreich begleiten muß, in ihrem Heimatland ein doch eher trauriges Bild ab. „Hier, auf diesem wimmelnden Bahnsteig, inmitten des Geschreis der Reisenden, im Lärm der Lautsprecheransagen und der lauten Hupen, fühlte sich Schahzada vollkommen verloren ... Er hatte einen Anzug an, den wir eilig gekauft hatten und in dem er etwas von seiner erhabenen Erscheinung einbüßte.“

Besonders emotional ist der Moment, als Schahzada bei einem Ausflug auf die Ile d‘Aix völlig entspannt ihre Hand nimmt. Völlig normal, als wäre er ein normaler europäischer Mann und nicht ein Paschtunenführer aus Afghanistan, der an Krieg und Armut sowie das plötzliche Auftauchen der Taliban gewöhnt ist und dessen Familie in einem strom- und fliesendwasserlosen Bergdorf lebt.

„Er sah mich amüsiert an: ,Du bist sehr stark, Brigitte. Du hast mich eingefangen. Was der el Kaida nie gelungen ist, du hast es geschafft.‘“

„Für die Liebe eines Kriegers – Mein Leben mit den Paschtunen“ ist eine extreme, aber auch eben deshalb romantische Liebesgeschichte vor einer politisch brisanten Kulisse und erinnert von der Geschichte her doch ziemlich an den Buch- und Filmerfolg „Die weiße Massai“.  A. Ney

Brigitte Brault: „Für die Liebe eines Kriegers – Mein Leben mit den Paschtunen“, Piper Verlag, München 2008, geb., 301 Seiten, 19,90 Euro


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