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14.06.08 / Keine Angst vor Obama

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 24-08 vom 14. Juni 2008

»Moment mal!«
Keine Angst vor Obama
von Klaus Rainer Röhl

Die ganzen letzten Wochen mußten wir zur besten Sendezeit auf unserem Bildschirm immer Wettspiele, Wettkämpfe, Vorentscheidungen und Endspiele sehen, von denen die mit unseren Gebühren bezahlten Fernsehgewaltigen annahmen, daß sie uns rasend interessierten.

 Das fing an und endete mit dem „Duell“ zweier Kandidaten für die amerikanischen Präsidentschaftswahlen im November, dazwischen liefen die immer schlechter werdenden Eurovision-Schlagerwettbewerbe, wo alle Mädchen vom Balkan, aus Serbien oder der Walachei lange blonde Haare hatten wie Schwedinnen und vorwiegend englische Texte sangen, wozu bei den meisten, wie abgesprochen, vier schwule Tänzer um sie herumhampelten, alle sehr jung, und alle bekamen von den anderen Ostblockländern jedesmal mindestens zehn „Points“, nur die schon doch etwas älter wirkenden vier Mädels mit dem Migrationshintergrund, die für Deutschland antraten mit dem zutreffenden Namen „No Angels“, erhielten verdiente null Points, aber interessierte uns das wirklich?

Zwischendurch sollten wir unbedingt noch unter der Anleitung des Altrockers und Platten-Produzenten Dieter Bohlen den „Superstar“ suchen und mit Heidi Klum das „Super-Model“. In unseren Augen ebenfalls null Points, und außerdem sollten wir natürlich schon drei Wochen vor Beginn der Europameisterschaften im Fußball-Fieber sein.

Warum eigentlich? Weil „Bild” und alle großen Publikumszeitungen im Sommer dringend die Auflage mindestens halten müssen, so daß wir also den Schlagerwettbewerb, den Superstar, das superjunge, supermagere Supermodel (süße 17, „Endlosbeine“, 1,30 Meter) schon auf der Titelseite mit den Augen suchen und uns schrecklich darüber aufregen mußten, daß sie noch – nicht Jungfrau, aber Single ist, ein Mangel, dem „Bild” unter allen Umständen abhelfen will – sie sucht ihren Traummann. Unser Fußball-Traummann ist Lehmann oder Ballack. Ballack, nicht Barack, das ist unser Traum-Präsident. Barack Obama.

Der wird die Welt retten und die Mehrheit der „Nichtweißen“ wieder mit Amerika versöhnen. Meinen jedenfalls nicht nur „Bild” und „Welt”, sondern auch die zumindest bei ihren Abonnenten als seriös geltende „Zeit“, die den Havard-Absolventen ohne Umstände gleich zum „Schwarzen“ ernennt. (War das nicht bisher ein Tabuwort?) „Erstmals kann mit Barack Obama ein Schwarzer Präsident werden und damit zum mächtigsten Mann der Welt. Und die nichtweiße Mehrheit der Menschheit blickt mit großer Emphase nach Washington.“ Warum ist eigentlich das Zentralorgan aller deutschen Gutmenschen, die „Zeit”, so ganz und gar für den „Schwarzen“ im Weißen Haus?

Weil man von ihm erwartet, daß er sie von dem ewigen Ärger über Präsident Bush erlöst und eine neue, weichgespülte amerikanische Weltpolitik einläutet. Nicht umsonst gilt Obama bei seinen Gegnern als Weichei (wimp). Will sagen er kann reden, aber kann er auch töten? Fragt die „Welt“.

Auch die „Welt“ will in Obama unbedingt einen „Schwarzen“ sehen: „Ein Schwarzer aus Havard rüttelt am Tor von Abraham Lincolns Amtssitz. 145 Jahre nach der Sklavenbefreiung ist Barack Obamas Kandidatur von einem Wagnis zur historischen Chance geworden!“ Was will Barack Obama? Kann man das aus seinen Worten ableiten? Wohl kaum: „Heute abend geht eine historische Reise zu Ende, eine neue beginnt – eine Reise, die neue und bessere Zeiten für Amerika bringen wird. Heute abend kann ich vor euch hintreten und euch sagen, daß ich der Kandidat der Demokraten für den Präsidentschaftswahl sein werde.“

Ja, was sind neue und bessere Zeiten?

„Amerika, dies ist unser Moment. Dies ist unsere Zeit, dies ist unsere Zeit, eine neue politische Seite anzuschlagen. Die Zeit, um Herausforderungen mit neuer Energie und neuen Ideen zu begegnen. Die Zeit, unsrem Land, das wir lieben, eine neue Richtung zu geben.“

Da war ja noch Willy Brandt konkreter, der hatte wenigstens Visionen, auch wenn Wehner ihn öffentlich anpflaumte, wenn er Visionen habe, müsse er zum Psychiater. Obama hat erst gar keine Visionen, auch nicht mal, wie Martin Luther King, einen Traum. Aber was hat Obama in den Augen der Deutschen, was Bush nicht hatte (und McCain sicher nicht haben wird)? Was erwartet das liberale Europa von ihm?

 Eine im Grund antiamerikanische Politik. Dafür haben ihn unsere Linken und Liberalen geliebt, mit ihm gezittert und gebangt. „Ich rede mit Amerikas Gegnern“, hat er verkündet. Im Klartext heißt das: Ich gebe die Weltmachtstellung der USA auf. Ich lockere die Haltung zum 1990 glücklich – als Sowjetunion – besiegten und wiederauferstandenen Rußland, zu China, zu Indien, zu dem schon zu großen Teilen von Sozialisten und Castristen regierten Südamerika. Auch dem Iran gegenüber, und mit der von ihm gelenkten Hisbollah rede ich, verhandele ich, verständige ich mich, ich versuche sogar, meinen Frieden mit den Weltterroristen von El-Kaida zu machen. Es gibt kein Feld der Weltpolitik, auf dem Obama nicht eine Änderung versprochen hat.

Das wichtigste Versprechen: „Ich hole die Jungs aus dem Irak zurück“, was ihnen niemand angesichts des dortigen, von Selbstmordneurotikern geführten Guerillakriegs mißgönnen wird. Er beendet den Krieg. Trotz der Gefahr, daß der Abzug aus dem von vielen Amerikanern ungeliebten Irakkrieg solche blamablen Formen annimmt wie die überstürzte Flucht aus Vietnam oder Somalia. Nur, viel mehr als der unehrenvolle, mit Sicherheit schmähliche Abzug aus dem Irak, das Zurück­weichen vor der antiisraelischen Politik Teherans und der von ihm unterstützten Hisbollah und ein Zurückweichen auch vor den Taliban in Afghanistan und Pakistan bleibt ihm, sollte er Präsident werden, ja gar nicht übrig. Die Mehrheit der Amerikaner weiß das auch. Es ist nicht sicher, ob sie das auch will. Deshalb ist es sehr unsicher, daß der Lieblingskandidat der „Zeit“ im November das Rennen macht.

Deutschland, mit seinem uralten, aus dem Dritten Reich tief verwurzelten Amerika-Haß, seiner Dankbarkeit für die Hilfe in der Nachkriegszeit für Berlin und gegen die Russen und seinem neuen Haß auf Bush, der für deutsche Intellektuelle schon fast zum guten Ton gehört, hätte am liebsten mitwählen wollen bei den Vorwahlen, zumindest aber mitfiebern: Minnesota seven points, Illinois eight points. So fieberten die von ihren antiamerikanischen Filmemachern und Fernsehkommentatoren dauerberieselten deutschen Zuschauer mit wie bei einem weltweit übertragenen Medienereignis, wie bei einer monatelangen Europameisterschaft. Immer mit ganz klarer Vorgabe für den jungen adretten „Schwarzen“ und etwas Skepsis gegenüber der tapferen Hillary. Obama-Anhänger gibt es überall in Europa, besonders aber in Deutschland.

Wer hat denn Barack Obama und Hillary Clinton gewählt? Praktisch die gesamte Generation 1968 der USA hat die Demokraten gewählt, Obama haben erwartungsgemäß fast alle Farbigen, Hillary Clinton besonders die seit 1968 „befreiten“ emanzipierten Frauen der oberen und mittleren Klassen gewählt. 18 Millionen Frauen haben Hillary gewählt, dazu die Mehrheit der „Latinos“, der gut verdienenden Einwanderer aus Südamerika.

Kein Grund zur voreiligen Freude, liebe „Zeit“-Genossen. Die Vorwahlen haben nicht nur uns Nerven gekostet. Obama muß zunächst eine Partei retten, die sich selber schwere Wunden geschlagen hat. Eine ganze Generation von Frauen hatte Hillary ihre Stimme gegeben, sie und auch die Latinos müßten mit den Schwarzen, die Obama gewählt haben, erst versöhnt werden.

Die Skepsis der sich als „weiß“ fühlenden Mehrheit gegenüber Obama ist geblieben, obwohl er sich von seinem Freund, dem schwarzen Pastor Jeremiah Wright, nach dessen Äußerungen über eine Schuld des „US-Terrorismus“ an den Anschlägen des 11. September 2001 (Verschwörungstheorie!) schließlich getrennt hatte. Eine kleine Minderheit der Unzufriedenen und im Wahlkampf Verletzten würde genügen, um Obama wieder zu kippen und den ruhigen Veteranen McCain doch noch an die Macht kommen zu lassen.

So können alle europäischen und deutschen Blauäugigen und Gutmenschen, denen sonst das Feindbild fehlen würde, ihren blinden und irrationalen, aber zum guten Ton für jeden Intellektuellen gehörenden Amerika-Haß weiter kultivieren. Die Russen, Inder und Chinesen kommen sowieso. Auch sie unterschreiben keine Umwelt-Vereinbarungen, bauen Atomkraftwerke, kaufen neueste Waffensysteme und entwickeln neue Sorten von Gen-Mais. Aber sie sind wenigstens keine Amerikaner.

„Aber Vorsicht!“ warnt der französische Journalist Daniel Vernet in „Le Monde“, „Verratet bloß nicht den Amerikanern, daß die Europäer für Obama sind. Das könnte ihn den Sieg kosten.“ Die deutschen und europäischen Gutmenschen und Antiamerikaner mögen sich hüten zu verraten, daß sie mit allen ihren blauen Augen auf Obama setzen. Das könnte ihn wahrhaftig den Sieg gegen John McCain kosten und das würde für die Europäer noch einmal vier Jahre antiamerikanisches Ressentiment und ziellosen Ärger bedeuten.


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