© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 24-08 vom 14. Juni 2008

»Der Kaiser kommt«
In Bad Bevensen wird ein historisches Ereignis aus den Anfangsjahren des Reiches nachgespielt

Am 12. Juli findet zum vierten Mal das historische Spektakel „Der Kaiser kommt“ statt.

Hintergrund für diese Inszenierung ist der erste Besuch des Deutschen Kaisers und Königs von Preußen, Wilhelm I., im Jahre 1871 im damaligen Flecken Bevensen. Diesen streifte er auf seiner Durchfahrt zu seinem nahe gelegenen Jagdschloß Göhrde. Zu dieser Zeit, der Feldzug gegen Frankreich war gerade erfolgreich abgeschlossen und das Deutsche Reich gegründet worden, war der Bevenser Bahnhof dem Orte Göhrde am nächsten gelegen. Zwei Besuche des Deutschen Kaisers in Bevensen, in den Jahren 1871 und 1872, sind dokumentiert. Beide Male reiste Wilhelm I. in Begleitung seines Sohnes, des Kronprinzen Friedrich Wilhelm. Beim ersten Aufenthalt des Kaisers in Bevensen wurde der Beschluß gefaßt, ein Denkmal zu Ehren der Gefallenen aus dem Amte Medingen des Feldzuges von 1870/71 gegen Frankreich zu errichten. Die vier, noch heute vorhandenen Kanonenrohre am Denkmal an der Kirche, stiftete Wilhelm I. aus seinem Depot in Magdeburg für diesen Zweck. Sie wurden im Deutsch-Dänischen Krieg von 1864 erbeutet.

Das diesjährige historische Spektakel „Der Kaiser kommt“ beginnt am Freitag, dem 11. Juli, mit dem Biwak der alten Armee im Wilhelmsgarten, im Herzen Bad Bevensens. Hier können sich die Besucher schon vor dem Haupttag des Events über das Soldatenleben im Felde informieren. Dort werden auch biwakierende Soldaten der französischen Armee zu sehen sein, denn das 3. Regiment de Zouaves, ein Regiment, das zum Schutze der französischen Kolonien in Nordafrika eingesetzt war, hat sein Kommen angekündigt; und somit zieht an diesem Wochenende in das kleine Waldstück zwischen Bahnhof und Rathaus auch ein wenig französisch-afrikanisches Flair ein.

Am eigentlichen Veranstaltungstag, dem 12. Juli, kann das aus rund 25 Zelten bestehende Biwak bereits ab 10 Uhr besichtigt werden, bevor um 12 Uhr Wilhelm I. am Bahnhof eintrifft.

In seinem Gefolge befinden sich Kaiserin Augusta, Kronprinz Friedrich Wilhelm mit Gattin Victoria, der König von Hannover, Georg V., mit Marie von Sachsen-Altenburg, der k.u.k. Militärattaché und General der Kavallerie, Graf ab Eleri, sowie hochrangige Militärs der Kaiserzeit aus Preußen, Sachsen und Bayern.

Nach dem Empfang und der Parade am Bahnhof setzt sich der Troß, bestehend aus militärhistorisch Uniformierten und zivilhistorischen Darstellern, Reitern, Kutschen, Feuerwehr und Artillerie zu einem Festumzug durch die Stadt in Bewegung. Am Kriegerdenkmal von 1870/71 findet zusammen mit den Teilnehmern des Umzuges die Denkmalsenthüllung durch den Monarchen statt, bevor der Festzug sich dann in Richtung Wilhelmsgarten in Bewegung setzt.

Im Wilhelmsgarten ist dann wieder die alte Armee präsent. Hier können die Besucher Zeuge einer historischen Feuerlöschübung, einer Gefechtsübung der Artillerie und einer Modenschau der Jahrhundertwende sein. Kleintiere sind im Wilhelmsgar­ten ebenso vorhanden, wie Guck­kästen eines über 100 Jahre alten Kaiserpanoramas, die ein einmaliges Bild der Monarchien der „guten alten Zeit“ vermitteln, eine Schneiderstube und vieles mehr. Zwei Unterrichtsstunden aus der Kaiserzeit vermittelt das Hamburger Schulmuseum in einer kleinen Dorfschule, die sich ebenfalls im Wilhelmsgarten befindet.

Die wohl weiteste Anreise dürften an diesem Wochenende die Akteure des Königlich-Württembergischen Pionier-Bataillons Nr. 13 aus Ulm haben. Weiterhin sind mit von der Partie Husaren, Ulanen, Dragoner, Kürassiere, Infanteristen und zivilhistorische Darsteller aus ganz Deutschland. Hoch zu Roß werden 45 Kavalleristen den Zuschauern in Bad Bevensen während der Parade und des Umzuges einen besonderen Blickfang bieten.

Mit rund 3000 Zuschauern im Jahre 2007 sowie 250 angemeldeten zivil- und militärhistorischen Darstellern ist „Der Kaiser kommt“ bereits die größte Veranstaltung für den Zeitraum 1871 bis 1914 in der Bundesrepublik Deutschland.

Die Veranstaltung „Der Kaiser kommt“ ist ein Gemeinschaftsprojekt des Vereins „Historisches Bevensen e.V., des „Kulturverein Bevensen e.V.“, der Tanzschule für alle (tfa) und der Interessengemeinschaft kaiserliches Militär. Gefördert wird das Projekt durch die Stadt Bad Bevensen.

Aktuelle Informationen sind im Internet erhältlich unter www.derkaiserkommt-bevensen.de.     E. B.

Foto: Wilhelm I.: Diesen Sommer kommt der Deutsche Kaiser und König von Preußen wieder zu Besuch.