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21.06.08 / Wie der »Rote Adler« braun wurde / Die Hymne auf die Märkische Heide paßt der Linkspartei nicht mehr

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 25-08 vom 21. Juni 2008

Wie der »Rote Adler« braun wurde
Die Hymne auf die Märkische Heide paßt der Linkspartei nicht mehr
von Jörg Bernhard Bilke

Als Gustav Büchsenschütz, damals gerade 21 Jahre alt geworden, am 10. Mai 1923 in einer havelländischen Jugendherberge bei Berlin das Lied von der Märkischen Heide dichtete und komponierte, konnte er nicht ahnen, welchen Sturm der Entrüstung und des Abscheus er 85 Jahre später bei den Genossen der Linkspartei auslösen sollte.

Das Lied, dessen Geschichte der Journalist Werner Bader in seinem Buch „Steige hoch, du Roter Adler“ (1988) aufgezeichnet hat, wurde zur inoffiziellen Hymne des Landes Brandenburg, nachdem sie einen Weltkrieg und zwei Diktaturen bis zum Mauerfall 1989 überlebt hatte. Zum 100. Geburtstag des Liedschöpfers Gustav Büchsenschütz (1902–1996) am 7. April 2002 fand am Gedenkstein in Vehlefanz eine Feier statt, auf der der damalige Ministerpräsident Manfred Stolpe (SPD) anerkennende Worte sprach, anschließend wurde die im Bundesland Brandenburg äußerst beliebte Hymne angestimmt.

Jetzt aber, 75 Jahre nach der „Machtergreifung“ 1933, haben die „Genossen Historiker“ in der Linkspartei unter Lothar Bisky, Gregor Gysi und Oskar Lafontaine die Geschichtsbücher gewälzt und mit Schaudern entdeckt, daß die fünf Jahre nach dem Ersten Weltkrieg entstandene Huldigungshymne auf die karge Schönheit Brandenburgs eigentlich ein „Nazi-Lied“ ist, denn „nachweislich sang es damals fast ausschließlich die SA“, so die PDS-Zeitung „Neues Deutschland“, und das schon vor 1933!

Nun hat die SA viele Lieder gesungen, vor und nach 1933, darunter auch „Am Brunnen vor dem Tore“ und „Das Wandern ist des Müllers Lust“. Das war und ist in Deutschland verbreitetes Liedgut, das heute schlechterdings nicht verboten werden kann.

Und verbieten wollen die strammen Ideologen von der Linkspartei das Lied „Märkische Heide“ mit dem „Roten Adler“, der über „dunklen Kiefernwäldern“ aufsteigt, keineswegs, sie wollen es nur nicht mehr mitsingen müssen, wenn es bei offiziellen Anlässen im Potsdamer Landtag oder in der Provinz angestimmt wird.

Denn nach dem Studium historischer Dokumente ist den Genossen von der Potsdamer Landtagsfraktion ein furchtbarer Schrecken durch die Glieder gefahren, haben sie doch seit 1990 dieses Liede immer mitgeträllert, das schließlich  auch „auf Reichsparteitagen in Nürnberg gesungen“ wurde, so das  „Neue Deutschland“.

Vielleicht sollte man die eifrigen Genossen von der Linkspartei einmal an die Geschichte des 1989/90 so schmählich untergegangenen Staates erinnern, dem sie sich ideologisch verpflichtet fühlen. Auch dort gab es eine Hymne, gedichtet von Johannes R. Becher (1891–1958), vertont von Hanns Eisler (1898–1962) und von der Volkskammer am 5. November 1959 zur Nationalhymne erhoben. Sie beginnt mit den Worten „Auferstanden aus Ruinen und der Zukunft zugewandt ...“, und schon in der dritten Zeile heißt es „Deutschland, einig Vaterland“. Und wegen dieser drei Worte durfte diese Hymne nach Erich Honeckers Machtantritt im Mai 1971 nicht mehr gesungen sondern nur noch gespielt werden.

Ein noch schlimmeres Beispiel für den Umgang der Kommunisten mit der Geschichte: Die um 1871 entstandene „Internationale“, in der „das Menschenrecht erkämpft“ wurde, war bis 1944 Nationalhymne der Sowjetunion. Dieses Kampflied der Arbeiterbewegung wird heute noch von Kommunisten in aller Welt, auch von der Linkspartei, gesungen. Daß im Zeichen dieses Liedes Millionen von Menschen in sibirischen Lagern umgebracht wurden, davon wollen die geschichtsbesessenen „Linken“ im Potsdamer Landtag nichts wissen.


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