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28.06.08 / Abdankung machte ihren Traum zunichte / Berühmte Liebespaare: Edward VIII. von England und Wallis Simpson

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 26-08 vom 28. Juni 2008

Abdankung machte ihren Traum zunichte
Berühmte Liebespaare: Edward VIII. von England und Wallis Simpson
von E. Knorr-Anders

Als am Abend des 10. Dezember 1936 die Stimme Edwards VIII. im Radio ertönte, hätte man in den Wohnungen Englands einen Staubflocken zu Boden gleiten hören können. Edward verkündete: „Vor wenigen Stunden habe ich meinen Pflichten als König und Kaiser (von Indien) entsagt. Sie alle kennen die Gründe, die mich zum Thronverzicht veranlaßt haben. Bitte glauben Sie mir, daß es mir unmöglich ist, die schwere Last der Verantwortung und der königlichen Pflichten ohne die Hilfe und Unterstützung der Frau zu tragen, die ich liebe.“

Blank entsetzt hörte auch Wallis Simpson die Meldung. „Dieser Idiot“, zischte sie. Da Porzellan-Nippes in greifbarer Nähe stand, schmetterte sie tändelnde Rokoko-Pärchen, grinsende Gnome an die Wand. Ihr Wutausbruch hatte Gründe. Mit ihrem, durch langjährige Erfahrung geschärften

Realitätssinn sah sie die Zukunft voraus. Edward würde ins Exil abgeschoben werden, zwar standesgemäß versorgt, wie es dem zukünftigen „Herzog von Windsor“ gebührte. „Prinz von Wales“ durfte er sich nicht mehr nennen. Vom Hofleben ausgeschlossen, blieb ihm und Wallis nur übrig, sich als Stars der „fidelen High Society“ zu produzieren.

Eine Weile würden die Schmonzettenblätter von ihnen berichten. Und dann? Der Rest war ihrem Zusammenleben vorbehalten, also dem, was sie sich ihrer kunstvoll gestrickten Liebeslegende schuldig glaubten.

Während Wallis auf die Nippesscherben starrte, wurde ihr bewußt, daß sie einen Traum aufgab. Was ihr blieb, war ein Mann von schmächtigem Wuchs, der als „prince charming“ beliebteste Nichtstuer des Imperiums, der sich blindlings in sie vernarrt hatte. „Durchhalten“ redete Wallis sich zu. Ihre Vergangenheit prädestinierte sie hierfür.

Sie wurde 1895 in Baltimore (Maryland) unehelich geboren. Zwar heiratete der Vater die in der Familie unerwünschte Näherin, doch Spott verfolgte Wallis bis ins Erwachsenenalter. Nach dem frühen Tod des Vaters wuchs sie bei der reichen Großmutter auf und lernte, daß Geld Ansehen verschafft. „Man kann nie reich genug sein“ lautete ihr Lebensmotto. Zweimal heiratete sie zielsicher einen Millionär und ließ sich scheiden, wenn die Aussicht auf vermehrten Reichtum und dem unentwegt angestrebten gesellschaftlichen Glanz lockte. Diese herzerquickende Voraussetzung erfüllte der Junggeselle Edward, künftiger König. Heiraten wollte sie ihn nicht. Nüchternen Sinnes kalkulierte sie die britische Königshierarchie ein, die eine solche „Absurdität“ zu damaliger Zeit verbot. Aber – und das war ihr Traum gewesen – sie wollte die anerkannte, „geheim wirkende Regentin“ eines Schwächlings in seinem Imperium sein. Edwards Abdankung machte den Traum zunichte. Weiteres Edelporzellan klirrte.

Kennengelernt hatten sie sich 1932; sie war 37, er 38 Jahre alt. Auf einer illustren Party bat Wallis ihre Freundin Thelma Vanderbilt, sie dem Prinzen vorzustellen. Thelma ahnte, worauf Wallis abzielte. Sekundenlang stand Edward wortlos der Frau gegenüber, deren magersüchtiger Körper, das Knochengefüge, von den Kleidern zusammengehalten schien. Ihr rätselvolles, fledermausartiges Gesicht ließ ihn in wohlbekannter Art erschauern. Einem als Frau kostümierten Mann glich sie. Bisexuelle Neigungen wurden Edward nachgesagt, das war durchaus nicht ungewöhnlich. In Wallis witterte er die adäquate Geschlechtspartnerin. Darin irrte er nicht. Sie konnte, aus eigener Geneigtheit und Erfahrung mit mannigfachen Varianten aufwarten. Beide fühlten sich eines übereinstimmenden Komplizentums sicher.

Sie sahen sich nun häufig, bald täglich. Wallis und ihr Mann Ernest Simpson wurden Tafelgäste Edwards. Simpson, perfekter Gentleman, spielte seinen Part als wissender, verständnisvoller Ehemann bravourös. Das entsprach traditioneller höfischer Gepflogenheit und schmeichelte auch. Welcher Mann hat schon eine Frau, die von einem Thronfolger geliebt wird?

Nach seiner Inthronisierung am 20. Januar 1936 bestand Edward auf Wallis’ Scheidung. Stillschweigend nahm Simpson es zur Kenntnis, vielleicht fühlte er sich veranlaßt, dem Himmel zu danken. Edward ließ in der amerikanischen Presse verkünden, daß er Wallis heiraten und sie Englands Königin sein würde.

Er hatte die Rechnung ohne die Königsfamilie und die britische Regierung gemacht. Allen Ernstes hatte Edward geglaubt, daß ihm als König Eigenmächtigkeit zustand, daß die Briten ihm widerspruchslos zujubeln würden, egal was er tat. Dem war nicht so. Die Eheschließung wurde verweigert.

Doch nicht nur das! Zu Edwards basser Verwunderung fiel der Beliebtheitsgrad des einstigen „prince charming“ mit der Schnelligkeit des Thermometer-Quecksilbers bei Kälteeinbruch.

Edwards Prahlsucht, erpresserische Steuereinziehungen bei den gebeutelten Niedriglohn-Empfängern verursachten Volkshorror.

Gleiches galt für Wallis, die als nunmehrige „geheime Regentin“ der Dienerschaft das Gehalt kürzte und Ältere und Kranke hinauskomplimentierte.

Die Abdankung Edwards erwies sich als Glücksfall für England. Er und Wallis gingen nach Frankreich ins Exil, praßten in mondänen Badeorten der Riviera, ließen sich eine Weile vom Jet-Set bewundern und wurden auch diesem Kreis uninteressant.

Sie gaben nicht auf. Ohne öffentliches Brimborium konnten sie nicht leben. Dazu bot sich spektakuläre Gelegenheit.

Schon ab 1933 kursierten Gerüchte, daß beide als insgeheime Anhänger dem deutschen Nationalsozialismus unter Hitler und dem italienischen Faschismus unter Mussolini nahestanden.

Leichtfertige Äußerungen erregten den Verdacht, daß die extremen Rechten Europas von Englands „King“ und Wallis unterstützt wurden.

Der britischen Regierung galten die beiden folgerichtig nicht als vertrauenswürdig. Der Biograph Charles Higham berichtete, daß Edwards Briefwechsel kontrolliert wurde. Ihm überlassene, fingierte, als „geheim“ eingestufte Staatspapiere fanden sich in der Kurierpost des deutschen Botschafters Joachim von Ribbentrop.

Bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs spannen Edward und Wallis Pläne, mit Hilfe Hitlers und Mussolinis Englands Thron zurückzuerobern. Selbst eine nationalsozialistische Republik soll Edward in Erwägung gezogen haben, deren Präsident er sein würde.

Es reichte den Briten. Um das Paar loszuwerden, ernannte man Edward zum Gouverneur der fernen Bahamas, ein Titel, der die Geltungssucht zwar nicht befriedigte, aber das Luxusleben genießbar machte.

Mit dem Kriegsende 1945 erloschen alle Phantasmagorien von Glanz und Ruhm. 33 Jahre verbrachten beide im Exil.

Hatten sie sich geliebt? Daß Edward Wallis liebte, stand für enge Vertraute außer Zweifel. Ob sie ihn liebte, wußte nur sie allein.

Edward starb 1971 an Krebs; Wallis 15 Jahre später, von ihrem Dasein verbittert und verbiestert. Der Nachwelt erhalten blieb von beiden nur eine ungute Erinnerung.

Foto: Ein Paar im Rampenlicht: Der Herzog und die Herzogin von Windsor


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