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28.06.08 / Zwei Dichter am Strand / Novellen von Eduard v. Keyserling und Siegfried Lenz als Reiselektüre

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 26-08 vom 28. Juni 2008

Zwei Dichter am Strand
Novellen von Eduard v. Keyserling und Siegfried Lenz als Reiselektüre
von Helga Steinberg

Eine der schwierigsten Entscheidungen bei Ferienbeginn ist zweifellos die, welche Urlaubslektüre mitzunehmen ist. Krimis? Sachbücher, die man schon lange lesen wollte? Oder Liebesgeschichten? Die Chronistin entschied sich für letztere, und zwar für solche aus der Abteilung „höhere Literatur“.

Die Novelle „Harmonie“ (Bibliothek Suhrkamp, Frankfurt am Main,   mit einem Essay „Über die Liebe“, Illustrationen von Karl Walser, 122 Seiten, geb., 10,80 Euro) von Eduard von Keyserling (1855–1918) wartete schon länger auf die Lektüre. Vor bald 100 Jahren hatte der baltische Schriftsteller sie zu Papier gebracht. Keyserling, der immer wieder den angehenden Untergang des baltischen Adels beschrieben hat, erzählt darin die Geschichte des Felix von Bassenow, der nach ausgedehnten Reisen nach Hause zurückkehrt und auf einen Neubeginn mit seiner jungen Frau Annemarie hofft. Die aber hat sich ein eigenes Leben eingerichtet, in dem Felix keinen Platz mehr zu haben scheint. „Die Hauptsache ist, daß ich mir wie – beseite geschoben vorkomme – wie – wie abgesetzt. Ich gehöre einfach nicht mehr dazu.“ Felix kämpft um seine Liebe, wenn auch auf seine Weise. „Er hatte Lust, einmal in dieses hübsche, glatte Leben einen Ton hineinzurufen, der sie alle aufhorchen machte.“ Schließlich aber ist es Annemarie, die aufhorchen läßt. Sie macht einen letzten unwiederbringlichen Schritt ...

Mit klarer. klingender Sprache entführt Keyserling seine Leser in eine untergegangene Welt. Nicht zu Unrecht gilt er als der bedeutendste Vertreter des literarischen Impressionismus. Heute leider viel zu wenig gelesen.

Knapp 100 Jahre später legte einer der bedeutendsten Schriftsteller der Gegenwart eine Liebesgeschichte vor, die zu seinen schönsten gehört. In „Schweigeminute“ (Hoffmann und Campe, Hamburg, 127 Seiten, Leinen, 15,95 Euro) erzählt Siegfried Lenz, geboren 1926 im ostpreußischen Lyck, die Geschichte des Prima-ners Christian und der Lehrerin Stella Petersen. Gleich zu Anfang erfährt der Leser, daß diese Liebe tragisch endet. Stella kommt bei einem Bootsunfall ums Leben. Unaufgeregt und behutsam läßt Lenz den Schüler noch einmal die Sommertage Revue passieren, die das Leben des Jungen veränderten. Entstanden ist eine wunderschöne Liebesgeschichte, poetisch, traurig und voller Atmosphäre.


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