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28.06.08 / Gewinne mit Taschengeld / Wie eine italienische Firma mit Fußballbildchen Millionen macht

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 26-08 vom 28. Juni 2008

Gewinne mit Taschengeld
Wie eine italienische Firma mit Fußballbildchen Millionen macht
von Hans Lody

Sammelbilder, die als Werbung für Zigaretten, Schokolade und andere Dinge des täglichen Bedarfs dienten, gab es in Deutschland schon im 19. Jahrhundert, aber auch in Frankreich, wo die Kaufhauskette „Au bon marché“ solche kleinen Werbeträger herausbrachten, die in dazu gehörigen Einsteckalben gesammelt wurden.

Die Schokoladenfabrik „Stollwerck“ verpflichtete solch bekannte Maler wie Max Liebermann und Adolf Menzel oder den unvergessenen Marinemaler Willy Stöver, um ihre Produkte zu bewerben.

Natürlich war es schon damals die Absicht der Herausgeber, die Kinder zum Sammeln der Bilder anzustiften. So sollten die Eltern eine Tafel Schokolade, eine Zigarettenschachtel oder einen Maggiwürfel mehr konsumieren, als sie eigentlich wollten.

Auf Flohmärkten zahlt man heute ein kleines Vermögen für diese Schätze der damaligen Sammelleidenschaft. Nach dem Ersten Weltkrieg ging man dazu über, statt der aufwändigen Einsteckalben einfachere Alben zur Sammlung der Bilder zu verwenden, in denen die Bilder nur noch eingeklebt wurden.

Nach dem Zweiten Weltkrieg kurbelte die Margarine Union in Hamburg ihren Umsatz mit den „Sanella“-Bildern an.

Mitte der 1960er Jahre begannen sich die Sammelbilder zu einem selbständigen Wirtschaftszweig zu entwickeln. Am Zeitungskiosk gab es nunmehr „Fußballbilder“, „Autobilder“ oder „Flugzeugbilder“ in einer Tüte mit drei oder vier Bildern zum Preis von 10 Pfennigen zu kaufen.

Die Jungen kauten sich die Fingernägel vor Aufregung ab, und manche Träne kollerte übers rotzfreche Jungengesicht, wenn in der Tüte nur „Doppelte“ zum Tauschen waren.

Mitte der 1970er Jahre eroberte die Münchner Firma „Americana“ mit neuen selbstklebenden Bildern den Markt.

Statt der teuren und aufwändigen Bilder auf Karton wurden nun hauchdünne selbstklebende Bilder aus Kunststoff produziert. Dabei ist es bis heute geblieben. Damit wechselte auch der Name. Es waren nun nicht mehr schlichte „Bilder“, sondern topmoderne „Sticker“.

1974 erschien mit „Panini“ erstmals ein neuer Anbieter auf dem deutschen Markt und brachte ein Bundesliga-Album heraus. „Panini“ hatte bereits 1970 zur Fußballweltmeisterschaft ein Sammelalbum herausgebracht.

Die vier Brüder Guiseppe, Benito, Umberto und Franko Panini hatten 1954 ihr Familienunternehmen gegründet, das mit der Fußballweltmeisterschaft 2006 weltweit einen Umsatz von 579 Millionen Euro erzielen konnte.

Allein in Deutschland verkaufte Panini 150 Millionen kleine Papiertütchen mit ihren Bildern zum Preis von 50 Cent.

Eine gewaltige Gewinnspanne, wenn man die lächerlichen Produktionskosten in Rechnung stellt.

Das Geschäft geht nicht nur in Italien und Deutschland sehr gut. Weltweit kaufen Eltern für ihre Kinder oder diese selbst von ihrem Taschengeld die kleinen Sammelbilder.

Mittlerweile unterhält der Konzern Tochtergesellschaften in Deutschland, Spanien, England, Frankreich, Brasilien, Chile und Mexiko.

Rechtzeitig zur Europameisterschaft 2008 hat Panini die Preise für die Sammeltüten von 50 auf 60 Cent erhöht.

Möglicherweise geht aber die Zeit der guten Geschäfte bald zu Ende. Die Deutsche Fußballliga (DFL) hat die Rechte für die Vermarktung der Bundesliga an einen us-amerikanischen Kaugummihersteller verkauft, weil der eine Million Euro mehr bot.

Panini hat aber hunderte von Bundesligaspielern und die Klubs VfL Bochum und Bayer Leverkusen unter Vertrag.

Vielleicht gibt es bald gar keine Fußballbilder mehr oder zwei Anbieter – wer weiß?

Geld bekommen die geldgierigen Bundesligavereine nämlich nur dann, wenn das Geschäft mit den kleinen Bildern weiter blüht. Jahrelange Prozesse hingegen könnten das Geschäft für alle ruinieren.

Zwar stellt Panini auch andere Bilder und Sammelkarten her, vom Manga über „Wilde-Kerle“-Sammelalben bis zu “Batman“, aber das Hauptgeschäft ist Fußball geblieben.


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