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28.06.08 / Münchhausen-Anhänger feierten den 32. Mai / In Königsberg zogen sich die Teilnehmer des Wettbewerbs am eigenen Schopf aus dem Sumpf

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 26-08 vom 28. Juni 2008

Münchhausen-Anhänger feierten den 32. Mai
In Königsberg zogen sich die Teilnehmer des Wettbewerbs am eigenen Schopf aus dem Sumpf
von Jurij Tschernyschew

Am 1. Juni fand in Königsberg ein außergewöhnliches Ereignis statt, das vom international agierenden Club „Enkel Münchhausens“ organisiert wurde. Das Datum wurde nicht zufällig gewählt, da Münchhausen, der „ehrlichste Mensch der Welt“, in seinen Reiseberichten vom 32. Mai erzählte, was ja dem 1. Juni entspricht.

Baron Münchhausen und vor allem seine Erzählungen sind in Rußland sehr populär. Viele von ihnen wurden verfilmt. Obwohl viele denken, daß der Baron eine erfundene Person war, hat es ihn wirklich gegeben. Seine Abenteuer und sein Lebensweg waren tatsächlich mit Rußland verbunden. Karl Friedrich Hieronymus Freiherr von Münchhausen wurde 1720 in Bodenwerder, in der Nähe von Hannover, geboren. Sein Geburtshaus ist heute ein Museum.

Münchhausen fuhr mit 17 Jahren nach St. Petersburg, um als Page im Prinzengefolge Anton-Ulrichs von Braunschweig zu dienen. Die übrigen Pagen weigerten sich, nach Rußland zu fahren, weil es als ein kaltes und wildes Land galt. Man glaubte, daß auf den Straßen der Städte hungrige Wölfe und Bären lauerten und solch eine Kälte herrsche, daß die Wörter erfrören; deswegen müsse man sie in Form von Eisblöcken ins Haus tragen, damit sie auftauen und man sie hören könne.

Es ist auf jeden Fall besser in Rußland zu erfrieren, als von der Langeweile im Schloß des Herzogs von Braunschweig zu sterben!, dachte Münchhausen und ging 1738 nach St. Petersburg. In Rußland war er zuerst ein Page im Gefolge des Prinzen, später diente er im Kürassierregiment. Als 1744 Sophie Auguste Friederike – die zukünftige Zarin Katharina die Große – die Grenze des Russischen Imperiums überquerte, begrüßte sie die Ehrengarde der russischen Kürassiere, die von den Beauftragten des Freiherrn von Münchhausen geführt wurden. Insgesamt lebte Münchhausen 14 Jahre lang in Rußland, und als er nach Deutschland zurück­kehrte, führte er ein normales Leben. Schon bald begann er, seine berühmten Geschichten von den Erlebnissen in Rußland niederzuschreiben, vielleicht, um der Langeweile zu entgehen.

Auch in Königsberg wird diese außergewöhnliche Persönlichkeit sehr geliebt und verehrt. Deshalb steht seit dem Jubiläum der Stadt im Jahre 2005 in der zentralen Parkanlage ein Denkmal für Münchhausen, das der Bildhauer Georg Petau schuf, ein Geschenk der Stadt Bodenwerder. Neben dem Denkmal wurde am 1. Juni ein „Flashmob“ (spontane Verabredung über Handy oder dergleichen) organisiert. Tausende von Mitgliedern des Clubs „Enkel Münchhausens“, dessen Stab sich in Königsberg befindet, organisierten in sechs verschiedenen Städten der Welt eine außergewöhnliche Aktion. Die Teilnehmer in Königsberg, Moskau, Peking, Riga, Buenos Aires und Bodenwerder versuchten die Heldentat des „ehrlichsten Prahlers und Lügners“ zu wiederholen, nämlich sich am eigenen Schopf aus dem Sumpf herauszuziehen. Die Nachfolger des Helden, die sich neben dem Münchhausen-Denkmal versammelten, zogen sich an den Haaren und standen langsam aus der Kniebeugeposition auf, und bewiesen so, daß die Heldentat ihres Vorbilds realistisch sei. Wer keine Haare mehr hatte, zog sich an den Ohren. Alle bewältigten diese Aufgabe mit Bravour und erhielten eine Urkunde. Es nahmen sowohl Kinder als auch Erwachsene teil. Die Aktion war sehr erfolgreich und zog neben den Teilnehmern auch Hunderte von Zuschauern an.


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