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05.07.08 / Schwitzend auf Fontanes Spuren / Neuruppin, die Vaterstadt des Dichters, hat auch eine Wellness-Oase zu bieten

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 27-08 vom 05. Juli 2008

Schwitzend auf Fontanes Spuren
Neuruppin, die Vaterstadt des Dichters, hat auch eine Wellness-Oase zu bieten
von Claudia Pietsch

Schon mischt sich Rot in der Blätter Grün, Reseden und Astern sind im Verblühn. Die Trauben geschnitten, der Hafer gemäht. Der Herbst ist da, das Jahr wird spät.“ So schrieb einst der Dichter Theodor Fontane (1819–1898) im märkischen Land. Das Städtchen Neuruppin, dessen berühmtester Sohn Fontane neben Karl Friedrich Schinkel (1781–1841) ist, hat noch mehr zu bieten als nur die Erinnerung an den Schriftsteller, der ein großer Verehrer der Ruppiner Schweiz genannten Landschaft nördlich von Berlin war („Wanderungen durch die Mark Brandenburg“).

Wer in und um Neuruppin aktiv sein will, dem bieten sich viele Möglichkeiten durch die Ruppiner Schweiz zu wandern oder sie auf dem Wasser zu erkunden. Von der Geschichte der erstmals im Jahr 1238 urkundlich erwähnten Stadt erzählen die Stadtführungen des „Bürgerbahnhofs“. Dort gibt es beispielsweise den abendlichen „Stadtrundgang mit Pater Wichmann“. Der historische Pater leitete im 13. Jahrhundert das Neuruppiner Dominikanerkloster, das baulich noch heute in den Grundmauern der Klosterkirche zu erkennen ist. Heute erzählt die Figur des Paters den Gästen (im Herbst und Winter müssen es Gruppen ab 15 Personen sein) Anekdoten und besteigt mit ihnen gemeinsam den Turm der Klosterkirche, von dem man einen weiten Blick über Stadt und See hat.

Direkt am Ufer des Ruppiner Sees laden seit kurzem das Resort Mark Brandenburg mit dem Vier-Sterne-Haus „Seehotel Fontane“ und der Wellness-Anlage „Gesundbrunnen“ zum Ausspannen und Seele-Baumeln-Lassen ein. Das Prunkstück des „Gesundbrunnens“, Deutschlands größte Seesauna, wiegt sich sanft schaukelnd auf dem klaren Wasser des Sees. „Wer sich in der 70-Quadratmeter-Kabine richtig aufgewärmt hat, kann sich sofort direkt im See abkühlen“, erzählt „Gesundbrunnen“-Managerin Katja Weber. Kritisch beäugt wird der Mutige durch die Panoramascheiben der Sauna, hinter denen andere noch schwitzend den Blick auf Brandenburgs längsten See genießen. „Im November oder Dezember gehört zum Sprung in den See schon etwas Mut“, findet Weber. Immerhin liegen die Wassertemperaturen dann zwischen sechs und acht Grad Celsius.

Neben der Seesauna warten auf die Besucher weitere Themensaunen, darunter ein Kräuterraum sowie ein Laconium. Und auch beim Abkühlen gibt es spezielle Erlebnisse.

Da kann man sich durch zwei Waschstraßen wagen oder im Kühlraum mit Eiskristallen abreiben.

Der „Gesundbrunnen“ würde wohl nicht so heißen, böte er nur „Schwitzkabinen“. An vielen Stellen unter dem märkischen Sand gibt es nach Einschätzung von Experten heiße Sole. In Neuruppin wird das Wasser aus etwa 1600 Metern mit einer Temperatur von 64 Grad Celsius gefördert. Mit ihm werden in dem Bad unter freiem Himmel ein Solebewegungsbecken (30 bis 32 Grad Celsius), ein Soleruhebecken (32 bis 34 Grad) sowie ein Soleintensivbecken mit Unterwassermusik (32 bis 34 Grad) gespeist.

Möglicherweise hätte es auch dem Wanderer Fontane gefallen, seine müden Glieder in türkis schimmernden Pools von heißer Sole umspülen zu lassen und dabei den Blick über den See schweifen zu lassen.

Die Sole soll aber nach dem Willen der Betreiber des Bades noch mehr leisten: „Im November haben wir beim Brandenburger Gesundheitsministerium einen Antrag gestellt, unsere Sole als ,Natürliches Heilwasser‘ zu zertifizieren“, berichtet der Repräsentant des Resorts, Dirk Luckfiel. Zuvor habe ein Institut im sächsischen Bad Elster das Wasser als „jodhaltige Thermalsole“ charakterisiert. „Der Antrag wird jetzt bei uns bearbeitet“, bestätigte eine Sprecherin des Ministeriums. Wann entschieden werde, ob das Wasser aus der Tiefe unter Neuruppin möglicherweise heilende Wirkung bei rheumatischen oder Haut-erkrankungen habe oder auch nicht, konnte die Sprecherin nicht sagen. Das hänge von weiteren Untersuchungen ab, fügte sie hinzu.

Wer statt Wellnessanwendungen noch mehr über Fontane erfahren will, besucht dessen Geburtshaus in der Karl-Marx-Straße. Zwar kann das Gebäude nicht besichtigt werden, aber in ihm befindet sich heute wie damals die „Löwen-Apotheke“.

Wie es dem Schriftsteller erging in seinem Leben, das haben die Apotheker auf einer riesigen, im Schaufenster hängenden Pergamentrolle, aufgezeichnet.

Foto: Der große Fontane ganz klein: Ganze 55 Millimeter groß ist die Zinnfigur des Dichters, die der Neuruppiner Bodo Lewkowicz geschaffen hat. Der pensionierte Biologielehrer ist begeisterter Sammler und besitzt bereits mehrere tausend Figuren.


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