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05.07.08 / Bedrohung für Begonien & Co. / Wenn die Schnecken langsam schleichen und fast alles Grün vernichten

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 27-08 vom 05. Juli 2008

Bedrohung für Begonien & Co.
Wenn die Schnecken langsam schleichen und fast alles Grün vernichten
von Helga Licher

Ich mag Tiere ... In unserer Familie gab es schon immer einen Hund und meistens auch einige Katzen. Unsere Tochter spielte lieber mit Meerschweinchen als mit Puppen und wünschte sich zum Geburtstag einen Wellensittich. Eine Spinne, die sich zufällig in unseren Keller verirrt, bekommt im Garten ein neues Zuhause, und ich freue mich über jeden Marienkäfer, der sich an den Blattläusen meiner englischen Rosen gütlich tut.

Doch seit einiger Zeit gibt es Tiere in unserem Garten, die für meine Begonien und Glockenblumen eine ernstzunehmende Bedrohung sind. Und jeder, der sich mit meinen heißgeliebten Pflanzen anlegt, legt sich auch mit mir an.

Als ich eines Morgens, wie immer, mit bloßen Füßen über den  vom Morgennebel noch feuchten Rasen lief, spürte ich plötzlich etwas Kaltes, Glitschiges an meinen Zehen. Erschrocken sprang ich zurück und sah unmittelbar vor mir eine Schnecke, die langsam ihre Bahn zog.

Ich ahnte natürlich sofort, wo eine Schnecke ist, sind ihre Familienmitglieder nicht weit. Und ich hatte Recht. Nach einer nächtlichen Freßorgie hatten diese gefräßigen Wesen aus meinem Salatbeet ein schleimiges Brachland gemacht.

Von den knackiggrünen Salatköpfen waren nur noch angefressene, verdorrte Reste übrig geblieben. Ein rechtschaffener Hobbygärtner kann diesen Zustand auf keinen Fall hinnehmen. Noch am gleichen Abend rief ich den Familienrat zu einer Krisensitzung zusammen.

Hitzig wurde über die verschiedenen Möglichkeiten diskutiert, dieser Schneckenplage Herr zu werden.

„Indische Laufenten sind natürliche Feinde der Schnecken ...“, meinte mein Mann. Ich war skeptisch. „Meinst du, daß unser Hund sich mit den Enten verträgt?“ fragte ich nachdenklich.

Mein Gatte schüttelte den Kopf, legte die indischen Laufenten endgültig zu den Akten und versprach, sich der Angelegenheit später anzunehmen.

Das bedeutete, das Problem „Schnecken im Salatbeet“ wurde erst einmal vertagt. Mit dieser Strategie war ich zwar nicht so glücklich, aber aufgeschoben ist ja bekanntlich nicht aufgehoben.

Zwei Tage später sah dann endlich auch mein Gatte ein, daß es dringend notwendig war, den Kampf mit den Schnecken aufzunehmen.

Bei einem Streifzug durch unseren Gemüsegarten wurde er ungewollt Zeuge, wie eine ganze Schneckenarmee durch sein heißgeliebtes Kräuterbeet kroch. Jetzt hieß es – handeln ...

Wir waren uns einig, handelsübliches Schneckengift kam nicht in Frage. Da war guter Rat teuer, aber letztendlich hatte eine Bäuerin aus unserer Nachbarschaft die Lösung parat.

Kurze Zeit später sah ich meinen Mann, wie er eifrig kleine Löcher am Rand der Gemüsebeete aushob und weiße Plastikbecher darin versenkte. Dann stürmte er in den Keller und kam mit einigen Bierflaschen zurück.

„Sollen wir jetzt auf die Schnecken anstoßen ...“, verständlicher Weise war ich verwirrt.

Statt einer Antwort goß er in jeden Becher etwas Bier und besah sich zufrieden sein Werk.

„Schnecken mögen Bier“, sagte er wissend, „sie werden vom Geruch angezogen, versammeln sich um die Bierfalle, und wir können sie dann entsorgen.“

Am nächsten Morgen führte mich mein Weg zuerst zum Gemüsebeet. Eimer und Schaufel standen bereit, um die bösen Plagegeister zu entsorgen.

Vorsichtig stapfte ich Schritt für Schritt durch die Buschbohnen – und blieb plötzlich wie angewurzelt stehen.

Ich konnte kaum glauben, was ich sah. Das Basilikum war bis zu den Wurzeln abgefressen, und die jungen Pflänzchen der Ringelblume lagen zerstört am Boden.

Zuerst war es nur eine Vermutung, aber dann sah ich sie: Eine Karawane der Monsterschnecken zog seelenruhig ihre Bahn quer durch mein Blumenbeet, hin zum Nachbargrundstück.

Hunderte dieser schleimigen Gesellen hatten heute Nacht in unserem Garten die wohl größte Bier-Party ihres Lebens gefeiert. – Nur, wenn man ganz genau hinsah, erkannte man, daß ihre Spur nicht mehr ganz so gerade verlief.


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