© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 27-08 vom 05. Juli 2008

Mörderjagd
70 Jahre altes Skelett entdeckt

Es sind knorrige, eigenwillige Charaktere, die dem Leser in dem neuen Hiddensee-Krimi von Birgit Lautenbach und Johann Ebend begegnen. Die Bewohner der Sonneninsel in der Ostsee haben allerlei zu verbergen, kein Wunder, daß sie so schweigsam sind und ihre Geheimnisse nicht preisgeben wollen. Da hat es Polizeiobermeister Pieplow schwer, die Wahrheit herauszubekommen. Dabei ist es gar nicht seine Aufgabe. Wozu gibt es schließlich die Kriminalpolizei? Sollen die doch herausfinden, was es mit dem Skelett auf sich hat, das bei den Bauarbeiten an der Schlesinger-Villa gefunden wurde! Das Gebein hat schon lange dort gelegen, das ist klar, denn das Fundament zu der Villa, in dem der Tote seine „letzte“ Ruhe gefunden hat, wurde vor gut 70 Jahren gegossen. „Er mußte sich entscheiden. Entweder nichts mehr tun. Keine Gedanken mehr wälzen, keine Fragen mehr stellen. Sich nicht von qualligen Ahnungen bedrängen lassen, sondern das machen, wofür er bezahlt wurde. Gerade, saubere Polizeiarbeit.“

Doch Daniel Pieplow kann nicht aus seiner Haut. Er befragt die Leute im Dorf, fragt nach ihren Erinnerungen an die Zeit vor 70 Jahren. Nur wenige aber können sich noch erinnern, wie es war, als die fremden Arbeiter da waren, um einen Damm zu bauen. Stück für Stück setzt sich schließlich das Mosaik zusammen, und Pieplow sieht ein grauenvolles Bild entstehen. Schuld und Unschuld liegen so nah beieinander, daß der eingefleischte Polizist schließlich eine Entscheidung trifft, die in der Realität wohl kaum zu finden ist.

Mit „Totenseelen“, gemeint sind damit die Seelen Verstorbener, die durch Möwen verkörpert werden, hat das Autorenduo einen Krimi vorgelegt, der sich als Urlaubslektüre anbietet. Vieles erinnert an die skandinavischen Krimis von Sjöwall und Wahlöö, auch an Mankell. Die Schilderung der Charaktere ist dem Autorenteam jedoch gut gelungen, der zögerliche Dorfpolizist, der schlecht gelaunte Kollege, der hochnäsige Kripomann und die schweigsamen Dörfler, sie alle bilden ein „Gemenge“, aus dem eine handfeste Story zu machen ist. man

Birgit Lautenbach, Johann Ebend: „Totenseelen“, Goldmann, München 2008, 222 Seiten, 7,95 Euro