24.04.2024

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05.07.08 / Die ostpreußische Familie / Leser helfen Lesern

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 27-08 vom 05. Juli 2008

Die ostpreußische Familie
Leser helfen Lesern
von Ruth Geede

Lewe Landslied,       

liebe Familienfreunde,

viel Post ist gekommen, sehr viel Post, und darüber bin ich natürlich froh, wenn auch manche Briefe mir doch sehr zu schaffen machen. Immer dann, wenn Wunsch und Wirklichkeit nicht übereinstimmen, wenn die Phantasie auszuufern beginnt und nicht nur die Schrift wirr wird, gerate ich in Zwiespalt. Einerseits will ich die Betreffenden nicht enttäuschen, auf der anderen Seite ist es für unsere Zeitung unmöglich, ihre angeblichen Erlebnisse zu veröffentlichen oder ihre Bitten weiterzugeben, die in keinem Einklang zu den Aufgaben unserer Ostpreußischen Familie stehen. Ich kann keine edlen Spender vermitteln, die mal eben die – nicht gerade unerhebliche – Schuldenlast der Schreiberin tilgen … Dies nur als kleines Beispiel.

Bleiben wir also bei erfreulichen Dingen, und dazu gehören die kleinen Erfolge, gehört die lebhafte Resonanz auf das in unserer Kolumne Gebrachte. So kamen mehrere Zuschriften zum Thema „Dessauer Hof“ in Insterburg, zu dem aufgrund eines Artikels in unserer Zeitung Frau Rosemarie Pakleppa aus Südafrika authentische Informationen übermittelt hatte, vor allem Kopien aus der Hotelchronik. Diese interessiert besonders Frau Ilsegret Böhm geborene Neumann, Hamburg, und ihren Bruder Hansgeorg Neumann, Vizepräsident des Verwaltungsgerichts a. D. in Lüneburg, denn beide haben sehr persönliche Beziehungen zu der Geschichte des durch das Kriegsgeschehen im Ersten Weltkrieg bekannt gewordenen Hotels. Ihr Großvater Hermann Torner – aus alter ostpreußischer Salzburger Familie – erbaute im Jahre 1911 das Hotel. „In ihm wohnten wir bis zum Verlust durch Zwangsversteigerung Anfang der 30er Jahre“, schreibt Herr Neumann. Wie es zu dem Namen „Dessauer Hof“ kam, erläutert seine Schwester: „Großvater war Viehhändler und Gastwirt in Gr. Bubainen, wo die Familie von Anhalt-Dessau ausgedehnte Ländereien besaß. Deshalb nannte mein Großvater das Hotel ,Dessauer Hof‘. Von 1912 an wohnte er dort mit seiner großen Familie – zwei Töchter, sechs Söhne –, aber 1914 wurde diese nach Berlin evakuiert, nur Großvater blieb und erwartete die Russen.“ Frau Böhm berichtet noch mehr über die Geschichte des Hotels und weist, wie auch ihr Bruder, auf zahlreiche Dokumentationen hin, in denen das Geschehen im „Dessauer Hof“ eingehend behandelt und belegt wird. Die Schwester interessiert sich sehr für die Chronik, aus der uns Frau Pakleppa Kopien übersandte, und so werde ich ihren Brief nach Südafrika senden. Auch den ihres Bruders, denn dieser hat noch eine ganz besondere Erinnerung an die Familie Pakleppa, die 1930 nach der durch den „Schwarzen Freitag“ ausgelösten Weltwirtschaftskrise das Hotel erwarb. Er schreibt: „Sollte eine Tochter der Familie Pakleppa noch leben, bestellen sie bitte meinen Gruß. Ich habe sie als hübschen Backfisch noch in guter Erinnerung, sie müßte jetzt etwa 92 Jahre alt sein.“ So alt ist auch die Tante von Frau Pakleppa, die diese in ihrem Schreiben erwähnte – vielleicht ist sie die richtige Adresse für diesen Gruß. Das wäre dann für beide wohl eine Überraschung, und sollte es so sein, werden wir natürlich darüber berichten. Abgeschlossen ist das Thema „Dessauer Hof“ jedenfalls noch lange nicht, zumal es herrliche Anekdoten über den „alten Dessauer“ gibt. Aber das wäre dann eine Sondergeschichte.

Manchmal ergibt eine kleine Frage einen Hinweis für einen größeren Kreis von interessierten Lesern. In der Folge 24 hatten wir den von Frau Helga Gehrmann vermittelten Suchwunsch nach dem ehemaligen Lehrer aus Launingken Friedrich Nolte beziehungsweise dessen Nachkommen gebracht. Zwar haben wir bisher darüber nichts erfahren, aber es hat sich etwas anderes ergeben. Das Ehepaar Hannelore und Hörst Dörn aus Greifswald stieß auf seiner Suche nach Angaben für seine Chronik über Königsberg-Tannenwalde im Internet auf die Volksschullehrerkartei Preußens. In dieser fanden es unvermutet die Personal-Karte für den Lehrer Friedrich Nolte. Sie enthält die persönlichen Daten und Informationen über seine Tätigkeit in Ostpreußen. Bis dahin war nur bekannt, daß er in Laugeningken tätig war. Die Karte weist ihn nun als Lehrer in Alt-Eszergallen, Kreis Darkehmen (später Sanden) sowie an zwei Schulen im Kreis Angerburg aus. Da bisher nur Angaben über eine Lehrtätigkeit bis 1935/36 vorlagen, ergibt sich aus der Karte, daß Friedrich Nolte ab April 1936 an der Schule Haarßen (Haarschen) und ab Mai 1939 an der Schule Birkenhöhe tätig war, an letzterer vermutlich bis 1944 als allein Unterrichtender. Das erweitert den für die Suche in Frage kommenden ehemaligen Schülerkreis erheblich. Wer sich also an diesen Lehrer erinnert und etwas über ihn aussagen kann, wende sich bitte an Herrn Richard Wagner, Ansbachweg 9 in 37242 Bad Sooden-Allenbach, Telefon (0 56 52) 41 61, oder Helga Gehrmann, Krasseltweg 46 in 30657 Hannover, Telefon (05 11) 6 04 52 96. Darüber hinaus könnte aber für andere Leserinnen und Leser die Information über diese Auskunftsmöglichkeit wichtig sein, dafür sagen wir Herrn und Frau Dörn unsern herzlichen Dank Die Internet-Adresse der Volksschullehrerkartei Preußens lautet: www.bbf. dipf.de/nvlk/detail.php.

Ja, so arbeitet eben unsere Ostpreußische Familie. Das bestätigt auch ein kurzer Anruf in unserer Redaktion von Frau Regina Flatow aus Ebhausen, die Informationen über den Major Dr. Forstreuter suchte, der auf einem 1939 in Königsberg gemachten Foto, das wir in Folge 19 brachten, inmitten seiner damalige Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Generalkommando abgebildet ist. Sie erhielt sofort zwei Anrufe und bedankt sich herzlich dafür. Inzwischen dürften es wohl noch mehr geworden sein, und wir werden Weiteres erfahren.

Und hier noch ein Dankesbrief von Frau Uta Müller, die auf ihrer Suche nach ihrer leiblichen Mutter keinen endgültigen Erfolg zu verzeichnen hat, aber sich bei allen bedanken möchte, die sich nach zwei Veröffentlichungen in unserer Kolumne bei ihr (St.-Göres-Straße 36 in 40489 Düsseldorf, Telefon 02 11 / 40 03 43) gemeldet haben:

„Liebe Heimatfreunde, ich heiße Uta Ursula Waltraud Müller und wurde am 20. April 1943 in Insterburg geboren. Ich suche seit Oktober 2005 meine leibliche Mutter, eine geborene Rehberg. Leider habe ich sie noch nicht gefunden. Vielleicht kann sie sich nicht offiziell melden … Ich würde mich aber freuen, wenn sie mir einen Brief schreibt und ein Bild beilegt, damit wäre ich schon zufrieden. Heute möchte ich mich bei allen bedanken, die sich auf meine Suchanzeigen gemeldet haben, brieflich und telefonisch, es hat gut getan. Nach über 62 Jahren ist es nicht leicht, zu erfahren, daß ich nicht das leibliche Kind der Familie Müller bin. Noch einmal: ganz herzlichen Dank. Uta Müller“

Manchmal hilft eben schon ein Mitfühlen, Mitdenken, Mithelfenwollen – das, was unsere Ostpreußische Familie auszeichnet.

Ein wenig hat die nächste Frage mit dem Militär zu tun, sie führt in die heutige Zeit und damit zur Bundeswehr. Dort vermutet nämlich Herr Georg Landmann aus Norderstedt seinen Schulfreund Hans, von dem er leider nicht mehr den Nachnamen weiß. Nun suche man mal einen Hans in der Bundeswehr, dagegen wäre die berühmte Nadel im Heuhaufen schon ein geradezu kinderleicht zu findendes Objekt. Aber es gibt doch einige Angaben, mit denen man die Suche etwas hoffnungsvoller angehen kann. Hans stammt aus Preußisch Holland und kam als Spätaussiedlerkind 1956/57 wahrscheinlich über Unna-Massen nach Schwerte / Ruhr. Dort besuchte er gemeinsam mit Georg Landmann die Wittekindschule bis zur 4. Klasse. Die Klassenlehrerin war Frau Magdalena Müller. Danach trennten sich die Wege der Freunde, aber sie haben sich später öfters wiedergesehen, das letzte Mal etwa 1970 in der Schwerter Bahnhofstraße bei einer zufälligen Begegnung. Hans hatte sich als Zeit- oder Berufssoldat zur Bundeswehr gemeldet. Danach verloren sich die Schulfreunde aus den Augen. Georg Landmann hat zwar bei Stadt und Schule versucht, etwas über den Verbleib seines Freundes Hans zu erfahren, aber alle Nachforschungen waren vergeblich. Nun übersandte Herrn Landmanns Mutter ihrem Sohn die Sonderseiten der PAZ zum Deutschlandtreffen, und so kam ihm der Gedanke, über die Ostpreußische Familie nach seinem Freund zu suchen. Es ist ja fraglich, ob dieser unsere Zeitung liest, aber vielleicht können Landsleute aus Preußisch Holland oder Leser aus Schwerte über die Familie von Hans etwas sagen oder stehen sogar mir ihr in Verbindung. Dies ist wohl der einzig mögliche Weg, Hans zu finden. Wollen mal sehen, ob diese Spur begehbar ist. (Georg Landmann, Berliner Allee 31, 22850 Norderstedt, E-Mail: g.landmann@gmx.de.)

„Wenn ich die Ostpreußische Familie lese, erstaunt mich immer wieder, wieviel Erfolg noch möglich ist auf der Suche nach Personen, Orten und Familienangehörigen“, schreibt Frau Inge Wolski aus Grevenbroich. Und deshalb hofft sie auch, den Geburtsort ihrer Mutter Grete Komnick geborene Krause zu finden, den sie schon lange sucht: Allsitt im Landkreis Königsberg. „Moak wi!“ sagte ich und glaubte, nur meine altgedienten, zuverlässigen Ortsnamensregister bemühen zu müssen, und schon hätte ich ihn gefunden. Denkste! Absolut Fehlanzeige! Frau Wolski meint zwar, daß es sich wohl um einen sehr kleinen Ort handeln müsse, denn sie habe ihn auch auf ihrer Ostpreußenreise vergeblich gesucht, allerdings an ganz verkehrter Stelle, wie sich nun herausstellt. Großvater Krause war Melker gewesen, die Familie wechselte öfters den Arbeitsplatz und hatte zuletzt in Uderwangen gewohnt. Also stöberte ich meinen treuen „Niekammer“ durch, das für mich unerläßliche Güter-Adreßbuch, und – fand wieder kein Allsitt, dafür aber ein „Altsitt“. Einen Hof in der Gemeinde Norgehnen, zum Kirchspiel Arnau gehörend, 17 Kilometer von Königsberg entfernt, nördlich des Pregels gelegen, Besitzer Fritz Droeger. So, liebe Frau Wolski, jetzt fehlt eigentlich nur noch als Sahnetüpfelchen – nein, lieber „Schmandklacks“ –, daß sich ehemalige Bewohner von Allsitt oder Norgehnen finden, die Ihnen ein bißchen mehr über den Geburtsort Ihrer Mutter sagen und wie sie ihn vielleicht auf Ihrer nächste Reise finden können. Einen russischen Namen gibt es nicht, vielleicht existiert der Hof nicht mehr, dem Erdboden gleich gemacht wie so viele Höfe in unserer Heimat. (Inge Wolski, Moselstraße 6, 41517 Grevenbroich, Telefon 0 21 81 / 18 69.)

Auch Herr Peter Jablonski wollte auf einer Heimreise seinen Geburtsort aufsuchen, fand ihn auch, und war sehr ernüchtert ob des heutigen Zustandes. Auch darüber, daß er keinerlei Auskunft über die Familie erhielt, die seiner Mutter und ihren fünf Kindern in der schlimmen Zeit sehr geholfen hatte und nach der er schon lange sucht. Bei dem Ort handelt es sich um Kaimen, Kreis Labiau, wo Peter Alfred Jablonski am 27. Dezember 1943 geboren und am 10. April 1944 getauft wurde. Seine Patentante soll die Tochter der Gutsfamilie, Anneliese Pudehl, gewesen sein. Im August 1944 verließ die Mutter Luise Jablonski Kaimen und floh mit ihren fünf Kindern nach Westen, wurde nach Sachsen eingewiesen. Die Familie Pudehl hat ihr in vielfältiger Weise geholfen, wie der Sohn schreibt. Er hat sich immer bemüht, etwas über den Verbleib der Gutsbesitzerfamilie zu erfahren, bisher leider vergeblich. Aber nun ist unsere Ostpreußische Familie an der Reihe, und wie ich sie kenne, dürfte Herr Jablonski einige Zuschriften bekommen, die ihm endlich Gewißheit bringen. (Peter Alfred Jablonski, Am Zimmersberg 42, 07338 Kaulsdorf.)

Eure Ruth Geede

Foto: Personal-Karte von Friedrich Nolte: Wer sich an den Lehrer erinnert und etwas über ihn aussagen kann, wende sich an Richard Wagner, Ansbachweg 9 in 37242 Bad Sooden-Allenbach, Telefon (0 56 52) 41 61, oder Helga Gehrmann, Krasseltweg 46 in 30657 Hannover, Telefon (05 11) 6 04 52 96. .


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