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12.07.08 / Die Eroberer wurden geschluckt / Die Mongolen besetzten China und mußten schließlich ihre Unabhängigkeit

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 28-08 vom 12. Juli 2008

Die Eroberer wurden geschluckt
Die Mongolen besetzten China und mußten schließlich ihre Unabhängigkeit von Peking erkämpfen
von Manuel Ruoff

Die mongolische Geschichte ist geprägt von Aggressivität. Die Mongolen waren es gewohnt, ihren Bevölkerungsüberschuß immer wieder in Form von kriegerischer Expansion nach dem Westen, aber auch nach China abzugeben. Im Mittelalter gelang es dann Dschingis Khan, die mongolischen Stämme unter sich zu einen und mit Hilfe einer überlegenen Kriegsführung für Jahrhunderte ein Weltreich zu errichten, das auf seinem Höhepunkt von Mitteleuropa bis in den Fernen Osten reichte. Die enormen Erfolge der Mongolen in China führten zu einer paradoxen Situation. Die Eroberer schluckten nicht, sondern wurden geschluckt. Die Mongolei war zu klein und China zu groß, als daß die Mongolei China hätte vereinnahmen können. Stattdessen wurde die Mongolei von China vereinnahmt. Dieses wird auch darin offenkundig, daß Dschingis Khans Enkel Kublai Khan seine Hauptstadt im Jahre 1272 vom mongolischen Karakorum ins chinesische Peking verlegte. Im mongolischen Weltreich wurde die eigentliche Mongolei zu einem Nebenland. Die Mongolei wurde nun von China aus regiert.

Doch war vorerst wenigstens noch das Herrscherhaus mongolisch. Das änderte sich, als 1368 die mongolische Yüan- durch die chinesische Ming-Dynastie abgelöst wurde. Die Versuche der Mongolen, ihr ehemaliges Imperium zurückzugewinnen, scheiterten. Sie blieben noch nicht einmal Herr im eigenen Haus, in der Mongolei.

Im Jahre 1644 wurde die chinesische Ming-Dynastie ihrerseits durch die mandschurische Qing-Dynastie abgelöst, welche mit der mongolischen Yüan-Dynastie gemein hatte, daß sie ebenfalls nicht chinesisch war. Der Mandschu-Dynastie standen die Mongolen nicht so feindselig gegenüber wie der vorausgegangenen chinesischen. Vielmehr empfanden sie sich als Verbündete der Mandschu. Sie arrangierten sich mit der Herrschaft der Qing-Dynastie. Sie erleichterten sich die Anerkennung der Herrschaft Pekings dadurch, daß sie den dortigen Mandschu-Herrscher nicht etwa in seiner Funktion als Kaiser von China als ihr Oberhaupt anerkannten, sondern in der ihm von ihnen unterstellten Funktion als ihr Groß-Khan.

Diese von den Mongolen unterstellte Personalunion endete 1911 mit dem Ende der Mandschu-Dynastie. Am 28. September wurde der buddhistischen Lama Dschebtsandampa mit Erfolg unter dem Titel Bogd Gegeen als neues Staatsoberhaupt der Mongolei nominiert. Im Gegensatz zu den Mongolen betrachteten die Chinesen zwar die Mongolei als einen integralen Bestandteil ihres Reiches, doch hatten die Mongolen einen mächtigen Verbündeten. Im Jahre 1688 hatte Rußland zwar im Vertrag von Nertschinsk die Zugehörigkeit der Mongolei zum Mandschu-Reich anerkannt, doch hinderte das Rußland nicht, nun die Mongolen im eigenen Machtkampf mit dem Chinesen zu instrumentalisieren. Diese Verlockung war um so größer, als nach der russischen Oktoberrevolution zum traditionellen Gegensatz zwischen den beiden großen Nachbarn der Mongolen auch noch ein Systemgegensatz hinzukam.

Mit russischer Hilfe wurde die Mongolei schließlich formal unabhängig, was sie bis heute ist. Diese Aussage gilt allerdings nur für die Äußere Mongolei. Die Innere Mongolei war bereits zu stark sinisiert und wird bis zum heutigen Tage von Peking aus regiert.


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