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12.07.08 / Renten im Visier / Rumänien reagiert auf Entwicklung

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 28-08 vom 12. Juli 2008

Renten im Visier
Rumänien reagiert auf Entwicklung
von Ernst Kulcsar

Mit dem 1. Juli 2008 wurden in Rumänien die Gaspreise um 12,5 und die Strompreise um 4,4 Prozent angehoben – ein weiterer Schlag ins Gesicht von Millionen rumänischer Rentner, die sowieso schon von der Hand in den Mund leben. Daran konnte auch die massive Rentenerhöhung vom vorigen Jahr nicht viel ändern. Das vom Präsidenten Traian Basescu verkündete Gesetz sieht vor, daß die Grundrente von 31 Prozent des Bruttolohns zum 1. Januar 2008 auf 37,5 Prozent und 2009 auf 45 Prozent steigen soll. Die Renten wuchsen damit um rund 30 Prozent. Ein Unterschied zur sozialistischen Zeit, als alle Renten nicht um Prozentpunkte, sondern um Fixsummen angehoben wurden: Wenn ein Rentner 300 Euro Rente bezieht, bedeutet eine 30prozentige Erhöhung ein Plus von 90 Euro, während ein armer Schlucker sich bei seinen 100 Euro Rente mit einer Erhöhung von 30 Euro zufriedengeben muß.

Wie es der Zufall so will, trat das neue Rentengesetz wenige Monate vor den Kommunalwahlen in Kraft. Nicht von ungefähr schrieb der Bukarester Alexandru Jecu an die BBC: „Die Situation ist überaus grotesk. Es folgt ein Wahljahr, und die Parteien überschlagen sich mit populistischen Maßnahmen. Da ist die Rente die reine Fundgrube, und die Rentner stellen immerhin mit sechs Millionen rund ein Drittel des Wahlvolks.“

Doch es gibt auch neue Härten:Die letzte Änderung des öffentlichen Rentensystems sieht vor, daß das Renteneinstiegsalter stufenweise bis zum Jahr 2014 für Frauen auf nun 60 Jahre (statt den bisherigen 57) ansteigt, bei den Männern von 62 auf 65 Jahre. 2005 lagen mehr als 17 Prozent der Rentner über 65 Jahre unter der von der EU festgelegten Armutsgrenze (bei Frauen 20,8 Prozent, bei Männern zwölf Prozent). 

Hinter diesen Zahlen und statistischen Angaben verbergen sich Einzelschicksale. Eine EU-Umfrage zeigte, daß 83 Prozent der rumänischen Befragten meinen, von der Gesellschaft ihrer Würde beraubt und benachteiligt zu werden. Elena R., Schulrätin aus dem Stadtviertel Militar (45 Dienstjahre, 351 Euro Rente) bemerkte, „Eines ist sicher: Die Rentner brauchen diese Erhöhung. Ich beobachte täglich, wie alte Leute gezwungen sind, Sachen, an denen sie hängen, zu verkaufen.“ Nun führte die Regierung im vorigen Jahr auch ein privates Rentensystem ein. Im September 2007 waren bereits mehr als eine Million Arbeitnehmer unter 35 Jahren privat zwangsversichert.


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