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12.07.08 / Sture Japaner / Walfang geht trotz Verboten weiter

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 28-08 vom 12. Juli 2008

Sture Japaner
Walfang geht trotz Verboten weiter
von Joachim Feyerabend

In Santiago de Chile sollte ein neues Abkommen den Schutz der bedrohten Walpopulationen vor allem in der Antarktis sicherstellen. Doch es kam anders: Die jetzt zu Ende gegangene Internationale Walfangkonferenz 2008 beschloß, nichts zu beschließen. Im Klartext: Japan, Norwegen und Island werden in Zukunft ohne große Quotenrücksicht weiter den grauen Riesen der Ozeane nachstellen. Vor allem für die Japaner bleibt alles beim Alten, denn entgegen allen Bemühungen von Walschützern stellen sie den Tieren für „Forschungszwecke“ nach.

Es ist fast ein Treppenwitz der Weltgeschichte, daß dieser Konsens in Chile „erarbeitet“ wurde, denn die kleine chilenische Insel Mocha war der Ursprung der Legende um „Moby“: Dort tauchte um 1840 der ungewöhnlich große Pottwal „Mocha Dick“ bevorzugt nach Riesen-Tintenfischen, griff die Fischer an, versenkte mehrere Schiffe, tötete rund 30 Seeleute und fraß sie zum Teil auf. Der weiße Einzelkämpfer lieferte die Vorlage für „Moby Dick“. Und auch heute werden immer wieder die inzwischen selten gewordenen Pottwale an Chiles Küsten gesichtet, der kalte Humboldtstrom sorgt für reichlich Nahrung.

Doch nicht nur die Harpunen der Menschen tragen zum dramatischen Schrumfen der Herden bei, es sind auch die chemischen Abfälle der Industriegesellschaft, die sie bedrohen. Ungefähr 85 verschiedene Arten von Walen werden (noch) gezählt – Säuger, die auf eine Evolutionszeit von 60 Millionen Jahren zurückblicken und deren industrielle Abschlachtung zwischen 1800 und 1900 ihren ersten Höhepunkt erlebte, als Waltran die Lampen zum Leuchten brachte. Am Ende des mechanisierten Gemetzels waren 1946 die Bestände der meisten Arten um 80 Prozent geschrumpft, die Internationale Walfangkommission wurde zur Rettung der Spezies gegründet und erließ Verbote. Und dennoch dauerte das Abschlachten an.

Während sich einige Gattungen in den letzten Jahren erholten, erreichte in 40 Jahren Schutzzeit der atlantische Blauwal nurmehr ein Prozent seines ursprünglichen Bestandes, und bis heute ist die Kommission größtenteils ein Debattierclub, weil vor allem Japan sich zu keiner Zeit an die Regeln hielt. Um die Organisation bis zur nächsten Tagung 2009 in Madeira ohne Eklat am Leben zu halten, wurde auf Resolutionen verzichtet, denn Nippons Söhne behaupten stur, die Bestände hätten sich regeneriert, der kommerzielle Fang müsse weitergehen. Ende Juni 2008 wurden sogar japanische Grundschulklassen demonstrativ in die Schlachtereien geführt, um zu lernen, wie wichtig Walfleisch für die Identität der Nation und die Speisekarten ist.


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