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12.07.08 / Berühmte Geschwister / Camille und Paul Claudel

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 28-08 vom 12. Juli 2008

Berühmte Geschwister
Camille und Paul Claudel

Camille, die Bildhauerin, und Paul, der Dichter, zwei eigensinnige und grundverschiedene Geschwister, die sich jedoch ein Leben lang in ihrem künstlerischen Schaffen stark beeinflußten, sind Thema des Romans von Dominique Bona.

„Bevor ihre bisher miteinander verknüpften Schicksale sich trennten, bilden Bruder und Schwester ein Paar. In Paris haben ihre Bindungen sich noch vertieft. ,Die Claudels‘ – so wirken sie auf jene, mit denen sie verkehren – scheinen nicht mehr ohneeinander auskommen zu können. Auch wenn sie bei weitem nicht in allem übereinstimmen, unterhalten sie eine Liebesbeziehung. Sie unterstützen sich, sie ermutigen sich, kurz, sie lieben sich – komplizenhaft und solidarisch gegenüber dem Rest der Welt und als erstes gegenüber ihren Eltern.“

Als der Vater, Louis Prosper Claudel, aus beruflichen Gründen in eine andere Stadt zieht, richtet er seiner Frau und den drei Kindern, Camille, ihrer jüngeren Schwester Louise Jeanne und Paul, eine Wohnung in Paris am Montparnasse ein. Dies ermöglicht es Camille, als 16jährige die private Académie Colarossi zu besuchen.

Frauen wurden zu der Zeit an der staatlichen Akademie zum Studium nicht zugelassen. Auch wenn die Mutter Camilles Leidenschaft für Bildhauerei mißbilligt, so wird sie jedoch von ihrem Bruder und ihrem Vater darin bestärkt.

1883 trafen Camille und der 43jährige Bildhauer Auguste Rodin zum ersten Mal aufeinander. „In Rodins Atelier hat sich Camille bald unentbehrlich gemacht. Nach ein paar Wochen, in denen sie Gips anrührte, läßt man sie Füße und Hände modellieren … Die junge Künstlerin arbeitet nicht nur für den Bildhauer, jetzt posiert sie auch für ihn – wie Paul bald erfahren wird. … Sicherlich hat Camille in Rodin den Mann gefunden, den sie suchte. Einen Mann, der sowohl ein Vater wie ein Freund, ein Geliebter … ist.“

Zum Teil sehr langatmig berichtet Dominique Bona in „Camille und Paul – Kunst und Leben der Geschwister Claudel“ über das Leben Camilles und Pauls, zieht Parallelen zur deren privater und künstlerischer Entwicklung und verbindet die jeweilige Lebenslage mit den zu der Zeit geschaffenen Skulpturen beziehungsweise Gedichten und Theaterstücken.

Die Autorin vergleicht das Wesen Pauls mit dem von Rodin und versucht zu erklären, wie die an sich kluge Camille eine Liaison mit Rodin haben konnte, obwohl die Frau an seiner Seite, Rose

Beuret, sogar einen Sohn mit ihm hatte. Eine Liebesgeschichte, an deren Ende jedoch für Camille nur Armut, Leid und geistige Verwirrung warten.

Etwas schwermütig und zu ausführlich, jedoch realistisch und gut recherchiert stellt Dominique Bona in „Camille und Rose“ das Leben der Geschwister Claudel dar.            A. Ney

Dominique Bona: „Camille und Paul – Kunst und Leben der Geschwister Claudel“, Knaus Verlag, München 2008, geb., 383 Seiten, 22,95 Euro


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