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© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 28-08 vom 12. Juli 2008
Juristen in der Kritik „Die Lebenslüge der Juristen – Warum Recht nicht gerecht ist.“ Der Buchtitel klingt spannend. Und der Autor läßt die Hoffnung hochfahren. Rolf Lamprecht war 40 Jahre lang für den „Spiegel“ Korrespondent bei dem obersten Gerichtshof in Karlsruhe. Der Mann kennt sich also aus. Die meisten Bürger verspüren eine gewisse Distanz zu Juristen, da diese mit ihrer eigenen, für Laien undurchsichtigen Sprache Gesetze erlassen und auslegen und somit unser aller Leben bestimmen. So hofft man von dem Experten Lamprecht wichtige Informationen zu erhalten. Doch schon auf den ersten Seiten gelingt es dem Autor nicht, den Hoffnungen gerecht zu werden. Natürlich weiß der Leser, daß jeder Richter ein Mensch ist und eine neutrale Rechtsprechung daher nie zu 100 Prozent gewährleistet werden kann. Gesetze sind auch Auslegungssache, die vom gerade herrschenden Zeitgeist mitbestimmt wird. Das ist zwar tragisch und die meisten der vom Autor angeführten Beispiele bestätigen dies, doch das allein ist jetzt keine spektakuläre „Lebenslüge“. Kürzlich sorgte der Entführer und Mörder des Bankiersohns Jakob von Metzler für Aufsehen, da er vor dem Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte eine Grundrechtsbeschwerde einlegte. Er wollte, daß sein Fall wieder aufgenommen wird, weil ihm nach seiner Verhaftung von der Polizei Folter angedroht worden war. Dieses Falles nimmt sich auch Rolf Lamprecht an, der die Zwickmühle schildert, sich als Richter zwischen der Menschenwürde des Täters, des Opfers und des zuständigen Polizeichefs zu entscheiden. Der Gerichtshof für Menschenrechte hat sich entschieden – gegen den Täter, und eine Wiederaufnahme des Verfahrens abgelehnt. Denn in diesem Fall entscheidet in der letzten Instanz der gesunde Menschenverstand. Daß dieser manches Mal auch trügen kann, da Richter sich manchmal für ein besonderes Wesen halten, über dem nur noch der Himmel steht, ist bedauerlich, aber auch der Autor nennt keine Wege, dieses Problem zu lösen. Ob Sterbehilfe, Vaterschaftstest, Privatsphäre – Recht ist häufig eine Ansichtssache, die auch dem Zeitgeist unterworfen ist. Und ja, Recht ist nicht gerecht, zumindest nicht immer, doch irgendwie gelingt es dem Juristen und Journalisten Lamprecht nicht, seine Leser wirklich zu erschüttern und aufzurütteln. R. Bellano Rolf Lamprecht: „Die Lebenslüge der Juristen – Warum Recht nicht gerecht ist“, DVA, Hamburg 2008, geb., 271 Seiten, 19,95 Euro |
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