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19.07.08 / Bis zu zwölf Atombomben / Nordkorea verschleiert seine Ziele bei der Nuklearrüstung

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 29-08 vom 19. Juli 2008

Bis zu zwölf Atombomben
Nordkorea verschleiert seine Ziele bei der Nuklearrüstung
von Pierre Campguilhem

Ende Juni konnte es noch so erscheinen, als ob im Streit um das nordkoreanische Nuklearprogramm die ostasiatische Diktatur einlenken werde. Jetzt ist es offenbar, daß es zu früh war, um auf eine gute Nachricht aus Pjöngjang zu setzen. Im Ok-tober 2006 hatte Nordkorea einen Atomtest unternommen, später Kurz- und Mittelstreckenraketen erprobt. Die Entwicklung einer Langstreckenrakete wird vom Westen als sicher angenommen.

Auf jeden Fall hatte Nordkorea am 26. Juni einen ausführlichen Bericht über seine Atomrüstung übergeben, und zwar an China, weil dort die Sechs-Parteien-Gespräche stattfinden: China, Südkorea, Japan, die USA und Rußland verhandeln mit Nordkorea über die Aufgabe seine nuklearen Waffenprogramms. Die amerikanische Diplomatie hatte diesen ersten konkreten Schritt nach langwierigen Verhandlungen sehr zurück-haltend kommentiert. Entscheidend sei, so die US-Außenministerin Condoleeza Rice, daß nun die Experten der UN-Atomenergieagentur IAEA freien Zugang zu den nordkoreanischen Atomlabors erhielten. US-Präsident George W. Bush meinte dazu, er mache sich keine Illusionen, es sei erst der Anfang eines Prozesses.

Im April hatten die Unterhändler beider Seiten, Christopher Hill und Kim Gye-gwan, vereinbart, daß ein Teil der Unterlagen nicht an die Öffentlichkeit gegeben werde. Im Gegenzug sagte Pjöngjang zu, man werde die Besorgnis Washingtons wegen der Urananreichungsanlagen „notieren“.

Der Ostasien-Korrespondent des Pariser „Le Monde“ schrieb dazu, dieser Kompromiß habe den Zorn der amerikanischen Neokonservativen ausgelöst. Der amerikanische Nordkorea-Experte Jack Pritchard erklärte in der „Washington Post“, daß Pjöngjang weiter Atomwaffen behalten und sich weiterhin als Atommacht aufführen wolle.

Nach Einschätzung des Wa-shingtoner Instituts für die Wissenschaften und die internationale Sicherheit verfügt Nordkorea über bis zu 64 Kilogramm Plutonium; daraus könnten je nach Sprengwirkung fünf bis zwölf Atombomben hergestellt werden. Allerdings war der Experte eines US-Nachrichtendienstes, den der US-Senat befragte, nicht ganz so sicher.

In jedem Fall glauben die Fachleute, daß die jetzt teilweise vollzogene Stillegung des Atomzentrums in Yongbyon keinen Ansatzpunkt für die wirklichen Motive Nordkoreas liefern kann. Weltweit wurden Bilder verbreitet, die die Sprengung eines Reaktor-Kühlturms zeigten.  Besonders Südkorea bleibt mißtrauisch.

Washington geht es nicht allein darum, Nordkorea zur Abrüstung zu bewegen, sondern man will auch die Weiterverbreitung von Atomwaffen verhindern. Besonders in Paris, wo die überraschende Annäherung zwischen Frankreich und Syrien noch immer hohe Wellen schlägt, geht man der Frage nach,  welchen Anteil Nordkorea am Aufbau der Atomanlage Al-Kibar in Syrien hatte.

Pjöngjang, das auch eine Schlüsselrolle bei der Lizenzvergabe zum Bau von Kurz- und Mittelstreckenraketen spielt, ist in den Augen der UN-Atomenergieagentur der Haupttäter beim Schwarzhandel mit Nuklearmaterial.

Die syrische Atomfabrik Al-Kibar war am 6. September 2007 durch einen israelischen Angriff zerstört worden; deshalb sind für die UN-Ermittler die Recherchen erschwert, um aufzuklären, wer Syrien beliefert hatte.

Sollten sie, wie „Le Monde“ weiter schreibt, einen deutlichen Hinweis auf Nordkorea finden, dann werde man ihnen die künftigen Nachforschungen in Nordkorea selbst sicher nicht leicht machen.


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