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26.07.08 / Erstmals unter dem Nordpol durch / Vor 50 Jahren unternahm das erste Atom-U-Boot der Welt das Unternehmen »Sunshine«

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 30-08 vom 26. Juli 2008

Erstmals unter dem Nordpol durch
Vor 50 Jahren unternahm das erste Atom-U-Boot der Welt das Unternehmen »Sunshine«
von Hans Lody

U-Boote entwickelten sich schon während des Ersten Weltkrieges zu einer sehr wirkungsvollen Waffe. Ihr Schwachpunkt war die Notwendigkeit, in gewissen Abständen auftauchen zu müssen. Über Wasser waren sie weitgehend wehrlos. Die Nutzbarmachung des Schnorchels durch deutsche U-Boot-Bauer in der zweiten Hälfte des Zweiten Weltkrieges verringerte die Gefahren. Dennoch blieben die U-Boote verletzlich, denn immer präziser werdende Radargeräte waren bei Kriegsende sogar in der Lage – mit etwas Glück – den Schnorchel zu orten. Abhilfe dagegen konnte nur ein außenluftunabhängiger Antrieb schaffen. Das in Deutschland entwickelte Walterprinzip wurde zunächst von den Siegern nicht weiter entwickelt. Statt dessen setzten die USA und Rußland – später auch Großbritannien und Frankreich – auf den Nuklearantrieb.

Ende der 40er Jahre waren die Pläne für ein nuklear getriebenes U-Boot fertig. Die äußere Form des Bootes entsprach weitgehend der des letzten deutschen Hochseetyps XXI. Bevor die US Navy zum Serienbau überging, sollten zunächst zwei Prototypen gebaut werden. Die „Nautilus“ wurde 1951 bei Electric Boat in Groton Connecticut bestellt. Die „Seawolf“ wurde im Etat 1952 bewilligt. Der Baubeginn der „Nautilus“ war ein politisches Ereignis erster Ordnung, bei dem US-Präsident Harry S. Truman persönlich erschien. Beim Stapellauf des U-Bootes am 21. Januar 1954 erschien wieder politische Prominenz. Derweil hatte es einen Wechsel im Weißen Haus gegeben, und so nahm Mamie Eisenhower als Ehefrau des neuen Präsidenten die Schiffstaufe vor.

Zwar gingen am 30. September 1954 Kommandant und Besatzung an Bord und stellten die „Nautilus“ für die US Navy in Dienst, aber es dauerte noch bis zum 17. Januar 1955, bis das U-Boot erstmals den Hafen verlassen konnte. Nach der Absolvierung der ersten Versuchsfahrten unternahm die „Nautilus“ eine erste Einsatzfahrt und blieb dabei auf der gesamten Fahrstrecke von 1381 Meilen getaucht. Immer wieder stellte die „Nautilus“ ihre Leistungsstärke unter Beweis. Die neuen Boote waren schwer zu bekämpfen und konnten sich unerkannt feindlichen Küsten nähern. Mit Interkontinentalraketen bestückte Fortentwicklungen der „Nautilus“ hätten sogar das Territorium der Warschauer Vertragsorganisation ungefährdet angreifen können. Die bisher dafür verwendeten Bomber waren in der Luft vergleichsweise verletzlich. Soweit die Theorie.

Sie US Navy suchte nun nach einem geeigneten Demonstrationsobjekt, um die Möglichkeiten, welche die neue Waffe bot, öffentlichkeitswirksam unter Beweis zu stellen. Dazu sollte 1958 die Operation „Sunshine“ (Sonnenschein) durchgeführt werden. Die „Nautilus“ sollte den Nordpol unterqueren. Am 1. August 1958 tauchte die „Nautilus“ bei Point Barrow, der nördlichsten Land­spitze des US-Bundesstaates Alaska und somit des nördlichsten Punktes der USA, und begann mit der Unterquerung des Nordpols. Unter Wasser legte das Boot eine Entfernung von 1830 Meilen innerhalb von 96 Stunden zurück. Erst bei Grönland tauchte es wieder auf.

Die Hoffnung der USA, diesen technischen Sprung konservieren zu können, war unrealistisch. Bereits 1958 präsentierte die Rote Flotte mit der „Leninskij Komsomol“ ein eigenes nuklear getriebenes U-Boot. Auch bei dem Ende der 50er Jahre von den USA begonnenen Bau von mit Interkontinentalraketen bewaffneten strategischen U-Booten zog die UdSSR alsbald nach.

Großbritannien und Frankreich nahmen in den 60er Jahren den Bau von nuklear getriebenen U-Booten auf. Viel später folgte auch die Volksrepublik China. Inzwischen besitzt auch Indien nuklear angetriebene U-Boote.

Die „Nautilus“ selbst wurde am 26. Mai 1979 außer Dienst gestellt und gründlich restauriert. Der Reaktor wurde ausgebaut und entsorgt. Seit 1986 ist die „Nautilus“ in Groton als Museumsschiff der interessierten Öffentlichkeit zugänglich.

Foto: „Nautilus“: Das 97,5 Meter lange, 8,5 Meter breite und 7,9 Meter hohe US-Schiff hatte 13 Offiziere sowie 92 Unteroffiziere und Mannschaftsdienstgrade Besatzung.


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