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02.08.08 / Im Alter sicher Autofahren / Fähigkeiten regelmäßig auf den Prüfstand stellen – Kritische Situationen lassen sich oft vermeiden

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 31-08 vom 02. August 2008

Im Alter sicher Autofahren
Fähigkeiten regelmäßig auf den Prüfstand stellen – Kritische Situationen lassen sich oft vermeiden
von Anja Schäfers

Der eine hat Probleme bei Fahrten in der Dämmerung, einem anderen fällt der Schulterblick immer schwerer. Beim Älterwerden können einige der Fähigkeiten nachlassen, die man beim Autofahren braucht. Doch Probleme beim Unterscheiden von Hell und Dunkel oder zunehmende Unbeweglichkeit sind meist schleichende Prozesse, die sich an keinem bestimmten Alter festmachen lassen.

„Während einige Menschen schon mit 50 Jahren erhebliche gesundheitliche Probleme und Leistungseinbußen haben, sind andere noch mit 70 fit und agil“, sagt Franz Schibalski, Verkehrssicherheitsexperte beim Allgemeinen Deutschen Automobil-Club (ADAC). Jeder Autofahrer sollte sich daher regelmäßig seine persönliche Situation bewußt machen.

Dabei sollte es zunächst um die eigene Gesundheit gehen. „Wir empfehlen Autofahrern ab 40 Jahren, regelmäßig ihre Augen untersuchen zu lassen“, sagt Schibalski. Aufpassen müsse zudem, wer bestimmte Medikamente einnehme. Mittel gegen Herzkreislaufbeschwerden können das Fahrverhalten ebenso beeinflussen wie etwa Psychopharmaka.

Betroffene sollten unbedingt die entsprechenden Hinweise im Beipackzettel lesen und auch ihren Hausarzt befragen. „Von sich aus sprechen Ärzte das Thema Fahrtüchtigkeit meist nicht an“, berichtet der Verkehrspsychologe.

Wer auf Nummer sicher gehen will, kann sich auch freiwillig einem Fahreignungstest bei Stellen wie der Dekra oder dem TÜV unterziehen. Ein solcher Check-up ist kostenpflichtig, bietet aber umfassende medizinische, psychologische und fahrpraktische Untersuchungen. Die betreffenden Organisationen versichern, daß die Ergebnisse der Tests vertraulich behandelt werden.

Für viele Menschen ist das Ausscheiden aus dem Berufsleben auch ein wichtiger Einschnitt für ihre Karriere als Autofahrer. Denn damit endet häufig das tägliche Pendeln zur Arbeitsstelle. Sie sollten sich unbedingt eine gewisse Routine hinter dem Steuer erhalten. „Wer viel fährt, macht weniger Fehler“, sagt Burkhard Gerkens, Referent für ältere Verkehrsteilnehmer beim Deutschen Verkehrssicherheitsrat.

Letztlich müsse er aber widersprüchliche Ratschläge geben: Denn beim Fahren sollte man zwar einerseits in Übung bleiben, andererseits lassen sich einige schwierige Situationen auch vermeiden.

Viele ältere Autofahrer hätten zum Beispiel Probleme in komplexen Verkehrssituationen, etwa beim Einfädeln auf der Autobahn oder beim Abbiegen an einer mehrspurigen Kreuzung.

Das Unfallrisiko steige, weil man in kürzester Zeit Hinweisschilder lesen, sich einordnen und auf andere Verkehrsteilnehmer achten müsse. „Wer sich unsicher fühlt, nimmt vielleicht ein bis drei Fahrstunden“, sagt Gerkens. Dabei könne man beispielsweise mit dem eigenen Auto alltägliche Wege fahren. Vom Fahrlehrer bekomme man dann ein Feedback, wo die eigenen Stärken und Schwächen liegen.

„Oft lassen sich heikle Konstellationen aber auch vermeiden“, erläutert Gerkens den zweiten Teil seiner Strategie. Man könne zum Beispiel für seine Fahrt eine Route suchen, an der man nicht an einer unüberschaubaren Kreuzung links abbiegen müsse.

Oder man befahre die kritische Stelle zu einer Tageszeit, an der es dort nicht so viel Verkehr gebe. Viele ältere Automobilisten verzichteten zudem auf Fahrten in der Dämmerung und bei Nacht sowie auf Touren bei starkem Regen oder Eisglätte. Einige Fahrer drosseln auch ihre Geschwindigkeit und bewegen sich nur noch auf vertrautem Terrain. Für manche möglicherweise kritische Situation könne man sich auch Unterstützung holen – durch einen Beifahrer, der einem beispielsweise dabei hilft, sich zu orientieren und komplizierte Situationen zu erfassen.

Manchmal sind es Kleinigkeiten, die die eigene Lage verbessern können. Durch die reduzierte Beweglichkeit im Oberkörper und im Halsbereich vieler älterer Menschen leidet oft die Übersicht beim Autofahren.

„Mit einem zusätzlichen Seitenspiegel braucht man sich nicht mehr den Hals verrenken“, berichtet Franz Schibalski. Nützlich sei auch, die Scheiben von außen und innen sauber zu halten.

Besitzer von neueren Fahrzeugen hätten oft auch technische Hilfsmittel im Auto, die sie zu nutzen wissen sollten.

„Viele Menschen lassen sich aber von der Menüführung eines Spurhalteassistenten oder der Einparkhilfe abschrecken“, sagt Schibalski. Es lohne sich aber unbedingt, die entsprechenden Geräte zu aktivieren. „Wenn man etwas nach dem Lesen der Bedienungsanleitung nicht versteht, sollte man es sich ruhig vom Verkäufer noch einmal erklären lassen“, rät der Experte vom ADAC.

Wer sich im Alter ein neues Auto kauft, kann ebenfalls auf seine Sicherheit achten. „Die Industrie ist auf ältere Fahrer eingestellt, auch wenn sie nicht mehr damit wirbt, seitdem ein Seniorenmobil nicht angekommen ist“, sagt Burkhard Gerkens. Wichtig sei zum Beispiel eine hohe Sitzposition. Sie erleichtere nicht nur das Ein- und Aussteigen, sondern sorge auch für einen guten Überblick. Außerdem sollten etwa die Anzeigen gut sichtbar und die Schalthebel leicht zu bedienen sein. 

Tipps für ältere Autofahrer: Der Deutsche Verkehrssicherheitsrat (DVR) bietet Gesprächskreise an, in denen sich ältere Verkehrsteilnehmer über ihre Probleme austauschen können. Die Broschüre „Ältere aktive Kraftfahrer“ läßt sich bestellen beim DVR, Beueler Bahnhofsplatz 16, 53222 Bonn, Telefon (02 28) 40 00 10, www.dvr.de. Kostenpflichtige Beratungen, Mobilitätstests oder Fahrsicherheitstrainings gibt es bei Stellen wie Dekra oder TÜV sowie verschiedenen Automobilclubs. Im Internet etwa unter: www.dekra.de, www.tuev-sued.de, tuev-nord.de, www.adac.de.

Foto: Beim Älterwerden können einige der Fähigkeiten nachlassen, die man beim Autofahren braucht: Der eine hat Probleme in der Dämmerung, einem anderen fällt der Schulterblick schwerer.


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