25.04.2024

Preußische Allgemeine Zeitung Zeitung für Deutschland · Das Ostpreußenblatt · Pommersche Zeitung

Suchen und finden
02.08.08 / In letzter Stunde fertig geworden / Ausstellung der alten Braunsberger für die neuen Braunsberger im Kulturhaus der Stadt Braunsberg

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 31-08 vom 02. August 2008

In letzter Stunde fertig geworden
Ausstellung der alten Braunsberger für die neuen Braunsberger im Kulturhaus der Stadt Braunsberg

Michael Preuschoff, einer jener, welche die Ausstellung gemacht haben, die nun nahe St. Katharinen im alten Braunsberger Artushof zu sehen ist, kam sich irgendwie schon vor wie ein Archäologe, der Fundstücke wie etwa aus dem alten Rom zeigt, mit dem Unterschied, daß er sozusagen als wiederauferstandener alter Römer die Fundstücke auch noch selbst vorgeführt hat. Dabei gehört er mit seinem Geburtsjahrgang 1941 eigentlich gar nicht mehr zur Erlebnisgeneration, doch eben zu der Generation, die noch eine direkte Beziehung hat. Schon ein wenig komisch das Ganze!

Anlaß für die Ausstellung war das siebte Begegnungstreffen der alten Braunsberger mit den heutigen Braunsbergern, zu dem zusammen mit dem Kreisvertreter Manfred Ruhnau 92 „alte Braunsberger“ bis aus Namibia angereist waren. Das Treffen wurde sowohl beim Gottesdienst als auch auch beim Treffen im Kulturhaus umrahmt von Darbietungen der aus Allenstein hinzugekommenen Gruppe der „Alleinsteiner Gesellschaft Deutscher Minderheit“ (AGDM).

Doch wieder zur Ausstellung: Wenn jemand behauptet, die Ausstellungsmacher hätten bis zur letzten Minute an der Ausstellung gearbeitet, so ist das eine infame Lüge! Sie haben nämlich nur bis zur letzten Stunde gearbeitet, 45 Minuten vor Ausstellungsbeginn waren sie fertig!

Das Problem ist nämlich, wie man von der fernen Bundesrepublik aus  so eine Ausstellung, besonders im Hinblick auf die Übersetzungen, organisiert? Denn es soll ja alles zweisprachig sein – und keiner von den Ausstellungsmachern kann die Sprache der heutigen Bewohner. Zum Glück gab es vor Ort viele Helfer. Zu nennen sind hier insbesondere die Leiterin der Bibliothek im Nachbarhaus des Kulturhauses, Frau Daskiewicz, der Leiter einer großen Braunsberger Baumschule Gursztyn mit seinen hervorragenden Deutsch- und Geschichtskenntnissen, der als Vertriebener aus der heutigen Republik Weißrußland ein besonderes Gefühl für die Situation der deutschen Vertriebenen hat, und schließlich auch die Studentin Marischa mit ihren guten Englischkenntnissen, die im Braunsberger Touristenamt ein Praktikum macht, so daß es irgendwie schon sehr gute Verständigungsmöglichkeiten gab. Und dann haben noch viele heutige Braunsberger auch ohne gemeinsame Sprache mitgeholfen, auch das klappte sehr gut!

Besonderen Eindruck machten gewiß die zwölf großen Ölgemälde, welche die Ausstellungsmacher über Preuschoffs vietnamesische Gasttochter nach Drucken von teilweise im Krieg verlorenen alten Ölgemälden hatte malen lassen, aber auch von Bildern nach alten Zeichnungen, die es so noch gar nicht gab. Diese Bilder waren sozusagen der geistige Überbau, und es fand sich in dem etwas verwinkelten Raum auch noch eine höhere Wandfläche, von der einige der alten Herren sozusagen huldreich auf die Besucher herabsehen konnten und immer noch können.

Und dann ist da auch noch die Vitrine mit dem naturgetreuen Modell von Rathaus und unmittelbarer Umgebung, das nach alten Fotos vom Vater der Gasttochter in Saigon liebevoll angefertigt wurde und um das sich immer wieder Besucher scharen, die lebhaft gestikulieren, wo sie mal gewohnt hatten und erklären, daß alles in dem Modell genau getroffen ist. Doch auch Bürgermeister und Rat des heutigen Braunsbergs haben schon über das Modell diskutiert, schließlich reden sie ja immer wieder davon, daß sie das Zentrum Braunsbergs nach den Zerstörungen im und auch noch lange nach dem Krieg wieder aufbauen wollen.

Aus den Bildbänden über Braunsberg, welche die Schulgemeinschaft und die Kreisgemeinschaft herausgegeben hatten, sind um die 100 Fotos aus alter Zeit auf 30 mal 45 Zentimeter vergrößert und in Rahmen aufgehängt.

In vier Vitrinen schließlich befinden sich Fundstücke mit Firmenaufschriften aus dem alten Braunsberg. Kleiderbügel sind ebenso darunter wie Schuhanzieher, Brillenetuis, Bierflaschen und Milchflaschen mit der Aufschrift „Molkerei Braunsberg (Ostpr.)“ und Taschenspiegel. Des weiteren finden sich in der Vitrine Straßenschilder von der Langgasse und der Aue-Straße, Firmenschilder und Bierfäßchen von der Bergschlößchenbrauerei Braunsberg sowie auch eine Afri-Cola- und eine Coca-Cola-Flasche. Letztere zeigen, daß die „alten Braunsberger“ nicht nur das deutsche Afri-Cola, sondern auch schon das US-amerikanische Coca-Cola tranken! Ein Sammler betreut solche Raritäten im Stadtturm hinter dem Gymnasium und stellte sie für die Ausstellung zur Verfügung.

In einer weiteren Vitrine wurden die Kreisgemeinschaft mit den Heimatbriefen usw. und das Engagement der Patenstadt Münster vorgestellt.

Die Ausstellungsmacher heißen die Besucher Braunsbergs herzlich willkommen, doch einmal beim Kulturhaus vorbeizuschauen und sich ein Bild von der ehemals wunderschönen Stadt zu machen.    M. P.


Artikel per E-Mail versenden
  Artikel ausdrucken Probeabo bestellen Registrieren