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09.08.08 / Deutsch verliert an Strahlkraft / Immer weniger Schüler im Ausland lernen unsere Sprache – Muttersprache im eigenen Land immer unbeliebter

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 32-08 vom 09. August 2008

Deutsch verliert an Strahlkraft
Immer weniger Schüler im Ausland lernen unsere Sprache – Muttersprache im eigenen Land immer unbeliebter
von Thomas Paulwitz

Die deutsche Sprache scheint für Englisch der schärfste Wettbewerber. Diesen Schluß legen zumindestens die Zahlen des obigen Beitrags über Weltsprachen nahe. Doch welches Denken steckt dahinter, wenn zum Beispiel jüngst die britische „Financial Times“ den Porschelenker Wendelin Wiedeking als Kartoffelbauern verunglimpft, weil er an Deutsch als Unternehmenssprache festhält? Oder wenn das Bundespräsidialamt den englischen Namen „Hall of Fame“ einer neuen Ehrenstätte für ausschließlich deutsche Sportler verteidigt? – Und das auch noch mit dem Hinweis, daß ein deutscher Name wie „Ruhmeshalle“ oder „Ehrenhalle“ „allzu nationalistisch“ geklungen hätte? Tatsache ist, daß sich die deutsche Sprache in vielen Bereichen wie zum Beispiel in den Naturwissenschaften auf dem Rück-zug befindet und ihre Bedeutung als Weltsprache aus vielerlei Gründen schwächer wird.

An Warnzeichen mangelt es nicht. So sinkt weltweit die Zahl der Menschen, die Deutsch als Fremdsprache lernen. Über die Zahl der Deutschlerner auf der Welt geben am besten die Untersuchungen der „Ständigen Arbeitsgruppe Deutsch als Fremdsprache“ aus den Jahren 2000 und 2005 Auskunft. Der Arbeitsgruppe gehören das Auswärtige Amt, der Deutsche Akademische Austauschdienst (DAAD), das Goethe-Institut sowie die Zentralstelle für das Auslandsschulwesen an. Während sie für das Jahr 2000 noch 20,2 Millionen Deutschlerner weltweit ermittelte, sank die Zahl in den fünf Jahren um 3,5 Millionen auf 16,7 Millionen. Besonders stark ist der Rückgang in Nordamerika, Süd- und Ostasien sowie Rußland, aber auch in der Europäischen Union. In Großbritannien zum Beispiel wird kaum noch Deutsch unterrichtet. An den dortigen Hochschulen kann man sich mittlerweile ohne den Nachweis von Fremdsprachenkenntnissen zum Studium anmelden – eine Entwicklung, die die britische Regierung mit Gesetzen fördert.

In Brüssel sträubt sich die Bürokratie mit Erfolg gegen eine Aufwertung der deutschen Sprache als gleichberechtigte Arbeitssprache neben Englisch und Französisch. Leider fehlt es auch den deutschsprachigen Ländern an Geschlossenheit. Einer Initiative des Landes Hessen für eine stärkere Verwendung der deutschen Sprache verweigerte der Bürgermeister und Landeshauptmann Wiens Michael Häupl die Unterschrift, weil er für die „Herausbildung einer gemeinsamen Verkehrssprache“ (also Englisch) eintritt.

Warum verliert die deutsche Sprache im Ausland an Anziehungskraft? Nach einer Antwort müssen wir nicht lange suchen. Wer die Sprache im eigenen Lande nicht achtet, schwächt ihre Strahlkraft. Zahlreiche deutsche Großunternehmen flüchten aus der deutschen Sprache und zwingen ihre Mitarbeiter, Englisch zu verwenden. Die drei „Reformen“ von 1996, 2004 und 2006 haben das Vertrauen in die deutsche Rechtschreibung zerstört. Schulen und Universitäten tauschen in Unterricht und Lehre die deutsche Sprache durch Englisch aus. Die Einwanderer sehen häufig keinen Grund, die deutsche Sprache zu erlernen, während die Einheimischen ihre Sprache mit zu vielen Anleihen aus dem Englischen verunstalten. Wer die Muttersprache stiefmütterlich behandelt, braucht sich nicht zu wundern, wenn sie auch weltweit an Achtung einbüßt.


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