© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 32-08 vom 09. August 2008

Mit ein paar Tricks die Sucht kontrollieren

Fröhlich schwenkte sie die Tüten, auf denen die Namen der unterschiedlichsten Boutiquen prangten. Da hatte sie wieder ein paar Schnäppchen gemacht. Die Bluse für 90 Euro, den Rock für 150 und die Schuhe, die hatte sie schon ewig gesucht. Na, die hatten fast 250 Euro gekostet, aber man gönnt sich ja sonst nichts, dachte sie und schmunzelte ein wenig.

Die Heiterkeit sollte ihr bald vergehen. Spätestens zuhause würde sie feststellen, daß die „Schnäppchen“ ein Fehlgriff waren. Die Bluse paßte nicht zur Hose, die schon lange ein trauriges Dasein im Schrank fristete. Der Rock sah haargenau so aus wie der, den sie sich vor ein paar Wochen gekauft hatte. Und die Schuhe waren schließlich nur noch ein Paar mehr in ihrer Sammlung, die immerhin schon über 200 Exemplare umfaßte. Das Glücksgefühl, das sie beim Einkauf gespürt hatte, war verflogen. Sie warf die „Schnäppchen“ desillusioniert auf das Sofa, wo sich schon andere „einmalige Gelegenheiten“ befanden.

Ganz klar, diese junge Frau leidet an Kaufsucht, einem Phänomen, das am Universitäts-Klinikum Erlangen untersucht wurde. Die Oberärztin der Psychosomatischen und Psychotherapeutischen Abteilung Astrid Müller hat nun eine Therapie entwickelt. 51 Frauen und neun Männer im Alter von 20 bis 61 Jahren wurden behandelt, und die Hälfte von ihnen ist ein halbes Jahr nach Abschluß der Therapie nicht wieder rückfällig geworden. Heilen könne man diese Sucht zwar nicht, so Müller, man könne solche Kaufattacken jedoch kontrollieren. Die von den Erlangern angebotene ambulante Therapie dauert drei Monate mit einer Sitzung von 90 Minuten pro Woche. Es gehe hier nicht um totale Abstinenz, sondern um eine Kontrolle der Sucht. Erstes Mittel: immer bar bezahlen. Die Preise könnten einen heilsamen Schock verursachen.            Silke Osman