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09.08.08 / Zum Verlöbnis nach Berlin

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 32-08 vom 09. August 2008

Zum Verlöbnis nach Berlin
von Dagmar Jestrzemski

Der letzte glanzvolle Höhepunkt am preußischen Hof zu Lebzeiten Friedrichs des Großen war der Besuch des russischen Thronfolgers Paul Petrowitsch, des späteren Zaren Paul I., in Berlin, Charlottenburg und Potsdam im Juli und August 1776. Vorausgegangen war die kurzfristig anberaumte Verlobung des 22jährigen, seit April desselben Jahres verwitweten Zarewitsch mit der Prinzessin Sophia Dorothea von Württemberg-Stuttgart. König Friedrich II. hatte die Verbindung zwischen seiner Großnichte und dem Zarewitsch angebahnt und die Brautleute mit ihrer Begleitung zur Verlöbnisfeier nach Berlin eingeladen. Er maß diesem Anlaß eine hohe Bedeutung bei und ließ daher das Festprogramm mit einem wahrhaft ungewöhnlichen Aufwand vorbereiten. Jedoch galt die hohe Wertschätzung, die der Preußenkönig dem Zarewitsch gegenüber zum Ausdruck brachte, zuvorderst seiner in Rußland gebliebenen Mutter, der Zarin Katharina II., da ihm viel an der Aufrechterhaltung der guten Beziehungen zwischen Preußen und Rußland gelegen war.

Am 21. Juli 1776 kam der Großfürst in Preußens Hauptstadt an. Am Bernauer Tor waren 30 Kanonen für das Salutschießen und eine Ehrenpforte aufgestellt worden. Auf seinem Weg in die Stadt passierte der Großfürst zwei weitere Ehrenpforten. Bei jeder erwartete ihn eine begeisterte Menschenmenge.

Am 23. Juli hielt König Fried-rich II. im Auftrag der Zarin Katharina II. für ihren Sohn förmlich bei den Brauteltern um die Hand ihrer ältesten Tochter an. In den nächsten Tagen standen ein Besuch der Akademie der Wissenschaften und ein Empfang im Schloß Charlottenburg auf dem Programm. Hochkarätige Opernaufführungen fanden statt, und auch die Beobachtung einer Truppenparade in Potsdam durfte nicht fehlen. Ein weiterer Höhepunkt war eine „ländliche Fête“ im Lustschloß des Prinzen Ferdinand in Friedrichsfelde.

Am 5. August verließ der russische Thronfolger die preußische Hauptstadt, verabschiedet von einer unübersehbaren Menschenmenge und, wie es hieß, begleitet von „Millionen Segenswünschen“. Nach einem Aufenthalt auf Schloß Rheinsberg reiste Paul Petrowitsch in Richtung Rußland ab.

Sophia Dorothea erhielt am 25. September die Heilige Salbung als Großfürstin Maria Fjodorowna, und am 7. Oktober 1776 fand in St. Petersburg die Trauung statt. Die Braut besuchte die preußische Hauptstadt erst im Jahr 1818 wieder, als sie ihren ältesten Sohn, Zar Alexander I., auf seiner Reise nach Aachen zum Kongreß der Heiligen Allianz begleitete. Ihr Gemahl Zar Paul I. war bereits im Jahr 1801 ermordet worden.


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