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16.08.08 / David unterliegt Goliath / Georgien steht vor einem historischen Desaster

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 33-08 vom 16. August 2008

David unterliegt Goliath
Georgien steht vor einem historischen Desaster
von Martin Schmidt

König David III. (1089–1125), „der Erneuerer“ genannt, war einer der größten georgischen Herrscher. Als Machtstratege und Kulturstifter trug dieser „König der Abchasen, Georgier, Ranen und Kachen, Autokrator“ dazu bei, daß die Georgier im Hochmittelalter ein großes Reich errichten und für anderthalb Jahrhunderte den übermächtigen Nachbarn trotzen konnten. Die Georgier und ihr Staatsoberhaupt Michail Saakaschwili werden noch heute in ihrem politischen Denken von einem kollektiven Gedächtnis beeinflußt, das ganz selbstverständlich bis in diese mittelalterlichen Glanzzeiten zurückreicht.

Saakaschwili wirft dem Goliath Rußland vor, nach dem Zerfall des Sowjetimperiums die aufbegehrenden Südosseten und Abchasen planmäßig vom „Mutterland“ entfremdet zu haben. Das können die Georgier nicht vergessen und sinnen seit Jahren auf Wiederherstellung der territorialen Integrität.

Das eigentliche Ziel des Krieges dürfte nicht Südossetien gewesen sein, sondern Abchasien. Dieses war jahrhundertelang Teil des georgischen Staatswesens, dessen vielgestaltige Struktur mit dem mittelalterlichen Heiligen Römischen Reich deutscher Nation vergleichbar ist. Dementsprechend beziehen sich uralte georgische Ansprüche sowie eigene Siedlungstraditionen auf das einst sehr wohlhabende Gebiet am Schwarzen Meer. Noch 1990 gab es dort eine georgische Bevölkerungsmehrheit.

Überall dort, wo die georgische Armee in den letzten Tagen nicht direkt dem übermächtigen russischen Goliath gegenüberstand, sondern dessen abchasischen oder ossetischen Hilfstruppen, leistete sie erbitterten Widerstand. Im oberen Kodori-Tal, das den Abchasen im Sommer 2006 handstreichartig entrissen werden konnte, versuchten sie zäh, wenigstens diesen Zipfel fürs Mutterland zu retten.

Manche der beteiligten Soldaten mögen bereits erahnt haben, daß Abchasien wie Ossetien am Ende des total schiefgelaufenen Feldzuges endgültig verloren sein werden.


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