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16.08.08 / Scharia an den Schulen? / Von Moslems mitgestaltete Handreichung soll Lehrer sensibilisieren

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 33-08 vom 16. August 2008

Scharia an den Schulen?
Von Moslems mitgestaltete Handreichung soll Lehrer sensibilisieren
von Markus Schleusener

Mitten in den Schulferien ist in Berlin eine „Bombe“ geplatzt, die Schulsenator Jürgen Zöllner (SPD) gar nicht gefällt. Berliner Lehrer sollen mit einer Broschüre über den Islam „aufgeklärt“ werden, die maßgeblich von fundamentalistischen Islamisten mitgestaltet wurde. So sieht es sogar der türkischstämmige Abgeordnete Öczan Mutlu (Grüne), der staatlichen Stellen sonst eher vorwirft, sie würden zu wenig auf die Bedürfnisse der Zugewanderten eingehen.

Bei dem Streit geht es um ein rund 100seitiges Heft, das von der Schulverwaltung herausgegeben werden soll. Es handelt vom Islam in Berlin. In der Stadt leben rund eine Viertel Million Moslems, darunter viele schulpflichtige Kinder. Das wirft für den Unterricht viele Fragen auf. Warum werden Mädchen vom Sportunterricht abgemeldet? Was geschieht beim Ramadan?

Die Schulverwaltung gibt zu allen möglichen Themen Broschüren und Hefte für Lehrer, Eltern, Schüler und Verwaltung heraus. „Es gibt nichts, wozu es keine Materialien gibt“, meint ein Mitarbeiter der Behörde. Von A wie Algebra bis Z wie Zoobesuch – zu jedem Thema gibt es eine sogenannte Handreichung.

Doch das neueste Papier erhitzt wie kein anderes zuvor die Gemüter. Das fängt schon mal damit an, daß die Broschüre nicht von der Behörde selbst verfaßt wird. Nein – da könnten sich die Moslems ja auf den Schleier getreten fühlen, wenn ein christlicher, deutscher Beamter so etwas macht. Es wurde eigens ein Arbeitskreis „Schule und Islam“ gegründet.

Kenneth Frisse, Pressesprecher der Senatsverwaltung, erklärt in bestem Soziologen-Deutsch, warum die Muslime der Stadt diese Broschüre mitgestalten sollen: „Wir wollen die Mitglieder der islamischen Community (Gemeinschaft, Anm. d. Verf.) auf diese Plattform holen, um sie auf das Grundgesetz einzuschwören.“

Zu dieser Runde wurden also neben deutschen Abgesandten (Handwerkskammern, Ämter, Stiftungen) auch Vertreter ausländischer Lobbygruppen (Türkischer Bund) und moslemische Vereine (Islamische Föderation, Religionsgemeinschaft der Aleviten) eingeladen.

In dieser „Community“ geht es nun zu wie auf einem orientalischen Basar, deswegen tagt das Gremium auch schon seit zwei Jahren ziemlich ergebnislos. Treffen finden nicht allzu oft statt: „In der Regel zweimonatlich“, sagt die Senatsverwaltung. Als der Abgeordnete Mutlu vor einem knappen Jahr fragte, was der Arbeitskreis genau macht, da wurde er auf die geplante Broschüre verwiesen, erhielt aber auch folgende Antwort vom Senator: „Ein explizit ausgearbeitetes Arbeitsprogramm liegt nicht vor.“

Seitdem hat sich nicht viel getan. Es sieht so aus, als behandele der Senat dieses Gremium nach dem Gut-daß-wir-darüber-gesprochen-haben-Prinzip. Keiner ist wirklich an Ergebnissen interessiert. Zwei prominente Mitglieder, darunter die türkischstämmige Frauenrechtlerin Seyran Ates, machen wohl auch deswegen schon längst nicht mehr mit bei der Islam-Gesprächsrunde. Sie kritisiert die „Dominanz der Konservativen“ in der Gruppe.

Nun ist auch noch ein Entwurf durchgesickert, in den die anderen Teilnehmer des Gremiums erzkonservative Positionen hineingeschrieben haben. Jetzt drohe „Lehrerfortbildung in Scharia“, warnte der „Tagesspiegel“ daraufhin. Und Ates findet: „So eine Broschüre dürfte nicht erscheinen.“

So erklärt der Imam Ferid Heider in einem achtseitigen (!) Interview, die Scharia sei „allgemeingültig und zeitlich unbegrenzt“. Sein Glaubensbruder Burhan Kesici erklärt, während der Fastenzeit sollten Tests möglichst früh am Morgen organisiert werden oder besser gar nicht stattfinden. Hintergrund: Es hat in der jüngeren Vergangenheit mehrfach Berichte gegeben, daß Schüler aus muslimischem Elternhaus während des Ramadan abrutschen – vermutlich, weil sie weniger leistungsfähig sind als sonst.

Für den Abgeordneten Mutlu ist der Senat blauäugig. Die Broschüre stelle keine sachliche Auseinandersetzung mit dem Islam dar, bemängelt er. Er fragt: „Wie kann es sein, daß die Senatsverwaltung bei einem so wichtigen und sensiblen Thema wie dem Islam, Personen, die nur eine bestimmte Strömung des Islams repräsentieren, wie den Geschäftsführer der Islamischen Föderation, so viel Gestaltungsspielraum bei der Erstellung der Publikation geben?“

Der Pressesprecher der Senatsverwaltung zieht sich auf die Position zurück, daß es sich nur um einen Entwurf handele. Für Zöllner ist diese jüngste Panne ein weiterer Schlag ins Kontor. Nach schlechten Umfragewerten für ihn wurde inzwischen auch schon die Aufspaltung seines Mammutressorts diskutiert. Unter der Hand munkeln viele Sozialdemokraten, der 63jährige sei mit der Mehrfachverantwortung überfordert.

Foto: Broschüre warnt Lehrer davor, muslimische Kinder zu benachteiligen: Es wird darauf hingewiesen, daß muslimische Kinder bei Klassenarbeiten während des Ramadan schlechter abschneiden als Nicht-Muslime. Vermutlich schwächt das Fasten ihre Leistungsfähigkeit.


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