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16.08.08 / Mehr Autonomie / Schlesier fordern Selbstbestimmungsrechte

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 33-08 vom 16. August 2008

Mehr Autonomie
Schlesier fordern Selbstbestimmungsrechte
von Joachim Görlich

Polen hat zahlreiche ethnische Minoritäten, die es im Prinzip einigermaßen gut behandelt. Unlängst war zu lesen, daß es unter der tatarisch-moslemischen Jugend einige fundamentalistische Tendenzen gebe, was insofern verwundert, als die Tataren – von polnischen Königen vor Hunderten von Jahren ins Land gerufen sowie in der Region Bialystock angesiedelt – als völlig integriert galten.

Seitdem in Berlin die SPD regiert, ist in den Kommunen Polens, in denen Deutsche mitreden, Zurückhaltung eingetreten. Man liegt deutscherseits vollkommen auf der von Warschau gewünschten Linie. Anders ist es mit der in Oberschlesien sich immer mehr bemerkbar machenden „Bewegung der Autonomie Schlesiens“ (auch Automomii Slaska-RAS). Sie weckt heute mehr das Interesse polnischer Behörden und Dienste, weil der Zulauf groß ist und immer mehr salonfähig wird. Und: Es räuspern sich bereits Nachahmer, beispielsweise unter den Kaschuben im Nordwesten der Republik. An der RAS geht sogar die deutsche Presse nicht vorbei. So brachte die regionale Düsseldorfer „Rheinische Post“ ein Gespräch mit dem Vorsitzenden, Jerzy Gorzelik (Kattowitz).

Doch was will die „Bewegung“? Ihre Gründungsmitglieder kommen teilweise aus einst polnischgesinnten Familien Oberschlesiens. Hauptzentren sind Kattowitz, Chorzow (Königshütte) und neuerdings auch Oppeln. Vor allen Dingen wehrt man sich gegen die Diskriminierung der Oberschlesier, sei es der deutschen oder der Nur-Oberschlesier. Man ist gegen das Totschweigen der Geschichte des einstigen deutschen Ostens, wozu auch die Industrialisierung Oberschlesiens durch Preußen gehört. Noch immer – so Gorzelik – werden die Deutschen von polnischer Seite als Popanz aufgebaut, findet eine antideutsche Geschichtsklitterung statt. Gorzelik widerspricht auch der These, daß seine Bewegung einer Loslösung von Polen huldige. Man strebe eine „Bundesrepublik Polen“ und damit eine gewisse Autonomie an. Für Oberschlesien würde das bedeuten: Mitspracherecht der Ureinwohner und die (polnisch-deutsche) Zweisprachigkeit sowie Berücksichtigung der einmaligen Vergangenheit dieses Landstriches. Das sind Postulate, die auch die Führung der deutschen Minderheit verfolgen müßte. Ob allerdings die Pläne der RAS umsetzbar sind, wird die Zukunft zeigen.


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