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23.08.08 / Ost-Deutsch (80): Elf

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 34-08 vom 23. August 2008

Ost-Deutsch (80):
Elf
von Wolf Oschlies

Elf slavio s dva gola Poljaka“, berichteten kroatische Blätter bei der Fußball-Europameisterschaft 2008: Die Elf feierte zwei Tore gegen Polen. Für die wenigen, die es nicht wußten, gab es sprachlichen Nachhilfeunterricht: „Elf na njemackom jeziku znaci jedannaest, pa otuda i nadimak za njamecku nogometnu reprenzentaciju“ – Elf ist in der deutschen Sprache eine Zahl und der Beiname der deutschen Fußball-Nationalmannschaft.

Die althochdeutsche Zahl „einlif“ ist vom gotischen Dezimalsystem geerbt, wo „ain-lib“ Eins mit Anhängsel bedeutete und als Elf gezählt wurde. Für meine rheinischen Landsleute ist es die schönste Zahl, da doch am „Elften im Elften“, also am 11. November, der Karneval losgeht, in dem die närrischen „Elferräte“ das fröhliche Kommando haben.

Unsere südosteuropäischen Nachbarn bevorzugen die fußballerische Elf, wenn sie über deutsche Teams reden: Ein Vorbereitungsspiel ist für Serben, Kroaten und andere ein „test za mogucnosti elfa“ (Test für die Möglichkeiten der Elf), ein „uspjesni pohod elfa u finale“ (erfolgreicher Durchmarsch der Elf ins Finale) wundert sie nicht, wie es sie aber auch freut, wenn „elf potopio“ – die Elf untergegangen ist. Und größte Hochachtung hat der Tormann, der „je obranio elver“ – einen Elfer abwehrte, ein Strafstoß vom Elfmeterpunkt.

Neben der numerischen Elf gibt es noch den mythischen Naturgeist „Elf(e)“, der vom athochdeutschen Alb oder Alp stammt. Der lebt zwar noch im Alptraum, ist lyrisch aber längst geadelt, etwa von Heinrich Heine: „Am Weidensaum vorüber gings, / Die Elfen tanzten inmitten des Rings“. Die schönen Elfen haben auch die Russen entlehnt: „kordebalet igraet v elfov“ – das Corps de Ballet tritt als Elfen auf. Zarte weibliche Wesen sind für Russen „devuski-elfy“ (Elfen-Mädchen). Ähnlich klingt es bei Tschechen: „Vzneseni elfove ziji na ostrove“- schwebende Elfen leben auf einer Insel.

Eine ganz neue Wortverwendung kam mit Umweltkatastrophen auf. Wenn Russen Naturzerstörung sehen, befürchten sie: „Smetem elfov i gnomov“ – Wir vertreiben selbst Elfen und Gnome. Und wenn Tschechen Waldfrevel bemerken, fragen sie ironisch: „Zdrave stromy pokaeceli elfove“ – Die gesunden Stämme haben wohl Elfen umgeschlagen.


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