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23.08.08 / Befehl ist Befehl / Ostpreuße erinnert an waghalsiges Abenteuer gegen Kriegsende 1945

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 34-08 vom 23. August 2008

Befehl ist Befehl
Ostpreuße erinnert an waghalsiges Abenteuer gegen Kriegsende 1945

„Ist egal, Befehl ist Befehl!“, dröhnte die Stimme des Vaters durch die Küche. Hubertus P. Knabe hatte im März 1945 seinen Einberufungsbefehl erhalten. „Du mußt sofort los, sie brauchen dich, jeder wird gebraucht jetzt“, waren die Worte, mit denen der Vater, der bereits im Ersten Weltkrieg gedient hatte und seit Anbeginn seines Berufslebens beim Militär tätig war, den Einberufungsbefehl seines Sohnes kommentierte. Dieser machte sich auch auf den Weg, doch da die Züge so kurz vor Kriegsende nicht mehr überall fuhren, durch Flugzeuge zerstörte Schienen machten ein Fortkommen unmöglich, stand er keine 24 Stunden später wieder bei seinen Eltern in der Küche. „Du Stumpfbock“, brüllte der Alte. „weißt du dir immer noch nicht zu helfen. Du hast einen Befehl, und dem ist Folge zu leisten!“ Alles Bitten und Flehen von Seiten der Mutter, die ihren minderjährigen Sohn nicht so kurz vor Kriegsende als Kanonenfutter für eine bereits verlorene Sache opfern wollte, brachte nichts, der Vater, der selbst einen Marschbefehl nach Berlin hatte, ließ sich nicht erweichen.

In „,Fahnenflucht‘ mit Marschbefehl – Erinnerungen an eine ambivalente Vater-Sohn-Beziehung“ erinnert der Ostpreuße Hubertus P. Knabe an eines der dramatischsten Erlebnisse in seiner Jugend. Bei seiner RAD-Einheit angekommen, versuchte der Sohn auch der vorbildliche deutsche Junge zu sein, den sein Vater sich wünschte, doch er und seine minderjährigen Kameraden hatten Angst. Im Gespräch mit der Vollwaise Heinz rätselt er, was sie wohl in der Tschechei erwartet, wohin ihr Befehl sie führt. Doch bis dahin kommt Hubertus nicht. Plötzlich steht sein Vater vor ihm und beordert ihn rüde ab. Anstatt wie erwartet, von seinem alten Herrn wieder eine Standpauke zu erhalten, tut dieser etwas total Unerwartetes.

Warum ein Kaninchen sterben muß, damit Hubertus nicht gegen die Rote Armee in den Kampf zieht, schildert der Autor in seinem Buch sehr eindringlich. Gerade die beschriebene gespaltene Vater-Sohn-Beziehung verleiht den Erinnerungen Spannung.          Bel

Hubertus P. Knabe: „,Fahnenflucht‘ mit Marschbefehl – Erinnerungen an eine ambivalente Vater-Sohn-Beziehung“, Knotenpunkt Verlag, Potsdam 2008, broschiert, 256 Seiten, 8,80 Euro


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