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23.08.08 / Er entdeckte die Radioaktivität / Vor 100 Jahren starb der französische Nobelpreisträger für Physik Antoine Henri Becquerel

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 34-08 vom 23. August 2008

Er entdeckte die Radioaktivität
Vor 100 Jahren starb der französische Nobelpreisträger für Physik Antoine Henri Becquerel
von Corinna Weinert

Man sieht sie nicht. Man hört sie nicht. Man riecht und schmeckt sie nicht. Und doch ist sie immer da – Tag und Nacht umgibt sie uns: Radioaktivität. Hierunter versteht man die Eigenschaft von Atomen, genauer gesagt von Atomkernen, sich spontan unter Energieabgabe umzuwandeln und dabei die freiwerdende Energie in Form von Strahlung abzugeben. Urheber der die Wissenschaft einst revolutionierenden Erkenntnis ist Antoine Henri Becquerel.

Antoine Henri Becquerel, der einer Wissenschaftlerfamilie entstammte, wurde am 15. Dezember 1852 in Paris geboren. Schon sein Großvater Antoine César Becquerel und sein Vater Alexandre Edmond Becquerel waren namhafte Forscher. Erstgenannter zählte seinerzeit zu den Mitbegründern der Elektrochemie, letztgenannter hatte sich auf dem Gebiet der Photochemie und der Phosphoreszenz einen Namen gemacht.

Antoine Henri Becquerel studierte von 1872 bis 1874 Physik an der École Polytechnique sowie von 1874 bis 1877 an der École des Ponts et Chaussees, die er als Ingenieur verließ.

Im darauffolgenden Jahr ging Becquerel als Dozent an die École Polytechnique; daneben war er als Chefingenieur für Brücken- und Straßenbau in der Ministerialabteilung tätig. Er beschäftigte sich – wie die überwiegende Mehrheit der Naturwissenschaftler im 19. Jahrhundert – mit der Erforschung der Elektriztät, der Energie und der optischen Phänomene.

1891 übernahm Becquerel die Professur für Physik am Museum national d’histoire naturelle, wo er mit den Untersuchungen der Phosphoreszenzspektren erhitzter Minerale begann. 1896 experimentierte er mit der Phosphoreszenz von Uransalzen. Im Verlauf seiner Forschungen zur Fluoreszenz stieß er zufällig auf das Phänomen der Radioaktivität. Nachdem er einige Präparate in einem dunklen Raum abgestellt und darauf eine Fotoplatte gelegt hatte, bemerkte er, daß die Fotoplatte nach wenigen Tagen deutlich geschwärzt war, obwohl kein Licht einfallen konnte. Becquerel führte, dadurch aufmerksam gemacht, weitere Versuche mit verschiedenen Mineralen durch und kam zu der Erkenntnis, daß die Photoplatte unabhängig davon, ob das Mineral Fluoreszenz oder Phosphoreszenz aufwies, geschwärzt wurde. Allerdings lösten nur Minerale, die Uran enthielten, das Phänomen aus, woraus Becquerel schloß, daß von Uran eine bisher unbekannte Strahlung ausginge. Ähnliche Eigenschaften zeigten auch die kurz zuvor entdeckten Röntgenstrahlen und die Kathodenstrahlen. Wenige Jahre später gelang es Becquerel dann noch durch weitere Untersuchungen nachzuweisen, daß die Strahlung Gase ionisieren, also leitend machen konnte und daß die aus dem Atomkern entweichenden schnellen Elektronen (Betastrahlung) magnetisch ablenkbar waren.

Die Ergebnisse der Untersuchungen von Becquerel fanden im Kreis der Forscher großes Interesse. Marie Curie, die sich die Klärung der Herkunft der von Becquerel festgestellten Strahlung zur Aufgabe machte, konnte mit einem von ihrem Mann entwickelten Elektrometer nachweisen, daß Radioaktivität durch die ionisierende Wirkung der Strahlung entstand. Nach näherer Betrachtung der bis dahin bekannten Elemente kam sie zu dem Schluß, daß nur Uran und Thorium strahlten und daß es keinen Einfluß von Licht und Temperatur auf die Strahlenintensität gab. Des weiteren gelangte Marie Curie zu der wichtigen Feststellung, daß manche Uranerze eine wesentlich höhere Strahlenintensität besaßen als reines Uranmetall.

Becquerel erhielt zusammen mit dem Forscher-Ehepaar Pierre und Marie Curie für die Arbeit zur Radioaktivität 1903 den Nobelpreis für Physik.

1908 wurde Becquerel zum Präsidenten der Académie des Sciences gewählt. Am 25. August desselben Jahres starb er in Le Croisic (Bretagne).

Die Einheit der Aktivität radioaktiver Substanzen nannte man – seinem Entdecker zu Ehren – Becquerel.


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