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30.08.08 / Ost-Deutsch (81): Achtung

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 35-08 vom 30. August 2008

Ost-Deutsch (81):
Achtung
von Wolf Oschlies

Ich habe es ausgemessen: Mit fünf Zentimeter hohen Buchstaben warnte das Zagreber „Vecernji list“ (Abendblatt) am 12. Juni auf seiner Titelseite: „Achtung – Dolaze Hrvati“ (Die Kroaten kommen). Die Warnung war berechtigt, denn das deutsche Team holte sich bei der Fußball-EM eine satte Niederlage bei den Kroaten. Die gefiel mir auch nicht, wohl aber die deutsche „Achtung“.

„Achtung“ in der Bedeutung von Aufmerksamkeit oder Ehrerbietung geht auf das althochdeutsche „ahta“ zurück, aus dem mittelhochdeutsch „ahtunga“ wurde. Aus dieser einen Wurzel ist eine weit verzweigte Wortfamilie erwachsen: Obacht, Acht geben, hochachtungsvoll, meines Erachtens, verächtlich etc., was in Osteuropa vielfach Eingang in dortige Sprachkonventionen gefunden hat.

Dabei ist zuerst Historisches im Spiel. Ein „Hit“ des Tschechischen Rundfunks ist die Serie „Toulky Ceskou minulosti“ (Streifzüge durch Böhmens Vergangenheit), deren eine Folge „V achtui“ (In Acht) hieß. Und diese „Acht“ wurde definiert als „zbaveni pravni ochrany“ – Entblößung von rechtlichem Schutz, also in „Acht und Bann“. Ähnlich erinnern sich Polen an früheren Kasernenhofton: „Kiedy ja komenderuje hab acht!“ (Wenn ich kommandiere hab acht!) Dasselbe könnten wir auch auf tschechisch finden, zum Beispiel im Original von Haseks „Schwejk“. Auch die Ansagen „Achtung, Achtung“ kennt aus Kriegs- und deutschen Besatzungszeiten noch mancher Osteuropäer: „Gospodi, pocemu vo usach Achtung, Achtung“, seufzte ein russischer Autor: Mein Gott, warum immer in den Ohren Achtung, Achtung? Aus den Memoiren von KZ-Überlebenden wissen wir, daß „Achtzehn!“ ein Warnruf unter den Gefangenen war.

Weiter ist viel Ironie im Spiel: „Achtung, Cesi jsou Slovani!“ (Tschechen sind Slawen) – kommentierte der Prager „Respekt“ ein ihm mißliebiges Buch eines tschechischen Autors. „Achtung Banditen!“ warnt die polnische Wochenzeitung „Nie“ (Nein) vor tschetschenischen Terroristen. Und mit „Achtung Laibach!“ macht eine slowenische Popgruppe dieses Namens auf sich aufmerksam – in Ljubljana, das in Habsburger Zeiten Laibach hieß. Alles das und weiteres auf deutsch – beachtlich!


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