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30.08.08 / Dogma zum Bombenterror wankt / Hans Mommsen räumt ein, daß die Briten den strategischen Luftkrieg gegen die Zivilbevölkerung begonnen haben

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 35-08 vom 30. August 2008

Dogma zum Bombenterror wankt
Hans Mommsen räumt ein, daß die Briten den strategischen Luftkrieg gegen die Zivilbevölkerung begonnen haben
von Hans-Joachim von Leesen

Die Hansestadt Hamburg kann nicht umhin, alljährlich des „Unternehmens Gomorrha“ zu gedenken, als vom 25. Juli bis zum 3. August 1943 die Royal Air Force (RAF) versuchte, die Millionenstadt total zu vernichten. Das gelang ihr nicht, doch konnte sie immerhin den Erfolg verbuchen, etwa 41000 Menschen, darunter rund 5000 Kinder getötet zu haben. Die Hamburger Landeszentrale für politische Bildung pflegt solche Gedenkveranstaltungen – so auch jene im Juli 2008 – in eine Reihe antifaschistischer Events wie etwa zur Bücherverbrennung, zur Judenverfolgung oder zur Emigration einzuordnen, so den Anschein erweckend, bei den Luftangriffen handele es sich um deutsche Kriegsverbrechen.

Um solchen Eindruck zu verstärken, laden die politischen Bildner geeignete Referenten ein, so bald nach der Wiedervereinigung den ehemals prominenten Luftfahrthistoriker der DDR, Prof. Dr. Olaf Groehler, der entlarvt worden war als ein fahrender Stasi-Beauftragter innerhalb der Akademie der Wissenschaften der DDR. Der erläuterte auf einer Festveranstaltung in Hamburg, daß der auf die Zivilbevölkerung gezielte Luftkrieg der Briten zwar ein Verstoß gegen das internationale Kriegsvölkerrecht gewesen sei, doch beim Kampf gegen den Faschismus sei jedes Mittel recht.

War es damals einer der Hofhistoriker der die DDR regierenden Kräfte, war es in diesem Jahr ein Festredner, der ebenfalls zu den tonangebenden Historikern der die Bundesrepublik Regierenden gehört. Hans Mommsens Vortrag wurde unter dem Titel „Die absurde Logik des strategischen Luftkrieges“ anschließend in der „Welt“ veröffentlicht. Und er war durchaus bemerkenswert. Es dürfte nämlich das erste Mal gewesen sein, daß ein von der politischen Klasse hoch gelobter Historiker, der stets der politischen Korrektheit verbunden war, zugab, daß es die Briten waren, die den strategischen Luftkrieg gegen die Zivilbevölkerung begonnen haben, eine Tatsache, die die Militär- und vor allem die Luftfahrthistoriker im In- und Ausland längst geklärt hatten, die aber von den beamteten bundesdeutschen Geschichtswissenschaftlern stets geleugnet wurde. Hans Mommsen drückt sich verklausuliert, aber eindeutig aus: „Der Feuersturm von Hamburg stellte den Höhepunkt der vom britischen Bomberkommando langfristig verfolgten Strategie dar, die an die Stelle der Angriffe auf gezielte Objekte Flächenbombardements rückte, die sich auf Wohnviertel konzentrierte …“

Aber flugs schiebt er eine Erklärung nach, die wie eine Entschuldigung klingt: Die Briten konnten gar nicht anders, weil sie „nicht über die navigatorische Ausrüstung verfügten, um Nachtangriffe auf Einzelziele zu fahren“. Es fehlt die Erklärung für diesen Mangel: Wenn man Wohngebiete mit Bombenteppichen anzugreifen beabsichtigt, dann sind Zielgeräte überflüssig. Übrigens setzten die RAF solche Angriffe auch fort, als sie schließlich über navigatorische Ausrüstungen verfügte.

Auch stimmt Mommsens Behauptung nicht, das Konzept, durch den Einsatz vom Bomberflotten kriegsentscheidende Wirkung zu erzielen, sei „Gemeingut der europäischen Generalstäbe der 20er und 30er Jahre“ gewesen. Genau das war es nicht! Solche Vorstellungen vertrat ausschließlich der britische Luftwaffen-Generalstab, während der französische, der sowjetische und der deutsche für eine mögliche Auseinandersetzung ihre Luftwaffen so anlegten, daß sie im Zusammenwirken mit Heer und Marine an der Front als verlängerter Arm der Artillerie zu Lande und auf dem Wasser in die Kämpfe eingreifen sowie die Luftüberlegenheit über feindlichem Gebiet erringen konnten.

Im Deutschen Reich war diese Strategie festgelegt in der Luftwaffen-Dienstvorschrift 16, die während des ganzen Zweiten Weltkrieges galt. Dazu aber benötigte man keine viermotorigen schweren Bomber, sondern Mittelstreckenbomber mit möglichst großer Zielgenauigkeit wie beispielsweise die Stukas. So fehlten der deutschen Luftwaffe die in Serien gebauten schweren Bomber, die allein in der Lage waren, wirkungsvolle Bombenteppiche weit im Hinterland der Front auf Wohnbezirke zu werfen.

Alles das und noch viel mehr könnte Mommsen in den Veröffentlichungen des Luftkriegshistorikers Horst Boog, ehemals Wissenschaftlicher Direktor im Militärgeschichtlichen Forschungsamt, und dessen internationaler Fachkollegen lesen. Es ist peinlich, daß ein Historiker mit dem Renommee eines Hans Mommsen so hinter den Forschungsergebnissen herhinkt. Immerhin scheint er auf dem Wege zur vorurteilsfreien Erkenntnis zu sein, wenigstens was den Luftkrieg angeht – ganz im Gegensatz etwa zu seinem Kollegen, dem Historiker Hans-Ulrich Wehler, der noch vor wenigen Jahren in seiner viel gerühmten „Deutschen Gesellschaftsgeschichte“ im vierten Band behauptete: „Die deutsche Luftwaffe hatte mit der perfiden Methode der Terrorangriffe auf die Zivilbevölkerung großer Städte begonnen …“

Foto: Bombenangriff im Zweiten Weltkrieg: Die Angelsachsen waren mit ihren viermotorigen Maschinen im Gegensatz zu Franzosen, Sowjets und Deutschen optimal auf Flächenbombardements vorbereitet.


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