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06.09.08 / Gefeiert, geliebt und doch nicht glücklich / Triumphe auf der Leinwand, Tragik im Privatleben – In wenigen Tagen wäre Romy Schneider 70 geworden

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 36-08 vom 06. September 2008

Gefeiert, geliebt und doch nicht glücklich
Triumphe auf der Leinwand, Tragik im Privatleben – In wenigen Tagen wäre Romy Schneider 70 geworden

In Frankreich wurde sie als Charakterdarstellerin gefeiert, in Deutschland als Sissi geliebt. Zwischen diesen beiden Polen spielte sich das Leben von Romy Schneider ab. Vor 70 Jahren wurde die Schauspielerin in Wien geboren.

„Ich kann nichts im Leben, aber alles auf der Leinwand“, so ein vielsagendes Zitat Romy Schneiders. Binnen weniger Jahre wird die gebürtige Wienerin zum weltweit umjubelten Filmstar. Als junge Kaiserin Sissi bezaubert sie das deutschsprachige Kinopublikum der Wirtschaftswunderära. Für kurze Zeit schafft sie den Sprung nach Hollywood. Schließlich wird sie zur gefeierten Charakterdarstellerin des französischen Kinos. Doch trotz dieser Erfolge ist Romy Schneiders Leben auch reich an privaten Fehlschlägen und Kata-strophen.

Romy Schneider kommt am 23. September 1938 zur Welt. Ihre Eltern Magda Schneider und Wolf Albach-Retty sind bekannte Schauspieler. So kommt Romy bereits in jungen Jahren mit der Welt des Films und Theaters in Berührung. Als Teenager entwickelt sie den Ehrgeiz, selbst ins Scheinwerferlicht zu treten: „Ich muß unbedingt Schauspielerin werden. Ich muß!!!“ notiert sie in ihr Tagebuch. Mutter Magda nimmt Romys Karriere zielstrebig in die Hand. 1953 verschafft sie ihrer Tochter eine erste Filmrolle. In „Wenn der weiße Flieder wieder blüht“ (1953) tritt Romy neben ihrer Mutter und Willy Fritsch auf. Mit ihrem jugendlichen Temperament spielt sie die verdienten Leinwandstars mühelos an die Wand. Binnen kurzem gilt Romy als das süße Mädel des deutschen Nachkriegsfilms. Ihre Darstellung der Prinzessin Viktoria in „Mädchenjahre einer Königin“ (1954) bereitet den größten Erfolg ihrer Karriere vor, denn in der „Sissi“-Trilogie verkörpert sie 1955 bis 1957 die legendäre österreichische Kaiserin Elisabeth.

Mit ihrer mädchenhaften Anmut reißt Romy das Kinopublikum zu Begeisterungsstürmen hin. Die Rolle der Sissi bedeutet für sie Segen und Fluch zugleich. Einerseits steht ihr nun das internationale Filmgeschäft offen. Andererseits fühlt sich die junge Schauspielerin in ihren darstellerischen Möglichkeiten eingeschränkt. Denn das deutschsprachige Kinopublikum akzeptiert Romy Schneider nur in ähnlichen Rollen. Zwar erhält sie auch Angebote für ambitionierte Liebeskomödien wie „Monpti“ (1957) oder das Internatsdrama „Mädchen in Uniform“ (1958), aber so richtig kommt sie nicht vom Fleck. Ein Ortswechsel ist für sie unvermeidlich, nur so kann sie der Rolle des ewigen Backfischs entkommen und zur Charakterdarstellerin reifen.

Ein Angebot aus Paris für die Literaturverfilmung „Christine“ (1958) bringt privat wie beruflich die Wende. Leinwandpartner ist Alain Delon, ein aufstrebender Jungstar des französischen Kinos. Für Romy wird der unangepaßte Delon zur Offenbarung. Er schärft ihren Blick für gehaltvolle Filmstoffe und wird zur großen Liebe ihres Lebens. 1959 verloben sich die beiden. Doch bald überschatten Spannungen ihr Verhältnis. Romy leidet unter Delons Affären mit anderen Frauen. Im deutschen Film ist Romy durch ihre Distanzierung vom „Sissi“-Image zur Außenseiterin geworden, der internationale Durchbruch ist noch nicht absehbar.

Nach einem publik gewordenen Seitensprung Delons trennt sich Romy 1964 von diesem. Beruflich geht sie zu dieser Zeit bereits ihren eigenen Weg. Luchino Visconti holt sie für seinen Beitrag zum Episodenfilm „Boccaccio 70“ (1962) vor die Kamera. Im Jahr darauf engagiert Orson Welles sie für seine geniale Kafka-Verfilmung „Der Prozeß“. In Otto Premingers „Der Kardinal“ (1963) spielt Romy schließlich eine Wiener Adlige, die sich in einen amerikanischen Priester verliebt, es wird immer deutlicher: Romy hat‘s geschafft!

In US-Produktionen ist Romy Schneider hingegen nur wenig präsent. Sie spielt als Partnerin von Peter O’Toole und Woody Allen, steht mit Jack Lemmon vor der Kamera. So groß ihr beruflicher Erfolg auch ist, leidet Romy Mitte der 1960er Jahre dennoch unter einer Schaffens- und Identitätskrise. Sie ist erst knapp 30, hat aber bereits 15 Jahre für Bühne und Leinwand gearbeitet. Romy fühlt sich ausgebrannt. Ein glückliches Privatleben fehlt ihr ebenso wie eine berufliche Perspektive. Halt und Orientierung sucht sie in der Beziehung mit dem 14 Jahre älteren Schauspieler und Regisseur Harry Meyen. Das Paar heiratet 1966. Im selben Jahr wird der gemeinsame Sohn David geboren. Was Romy nicht ahnt: Meyen leidet unter Depressionen und Alkoholproblemen. 1973 wird die Ehe geschieden. Sechs Jahre später begeht Meyen Selbstmord.

Ab Ende der 1960er Jahre wird Romy Schneider zur führenden Darstellerin des französischen Films. Für die Dreiecksgeschichte „Der Swimmingpool“ (1969) steht sie nach Jahren erstmals wieder mit Alain Delon vor der Kamera. Romys Domäne sind die starken, verletzlichen und leichtsinnigen Frauen. Diese Eigenschaften machen sie auch als Person aus. Finanziell lebt sie über ihre Verhältnisse, betäubt Ängste und Selbstzweifel mit Alkohol und Tabletten. Erneut sehnt sie sich nach einem Mann, der Ordnung in ihr hektisches Dasein bringen könnte. Ihre Wahl fällt auf Daniel Biasini, Romys neun Jahre jüngeren Privatsekretär. Im Dezember 1975 heiratet das Paar, 1977 kommt Tochter Sarah auf die Welt.

1981 häufen sich die dramatischen Ereignisse in Romy Schneiders Leben. Zu Jahresbeginn trennt sie sich von Daniel Biasini. Kurz darauf muß sie sich einer schweren Nierenoperation unterziehen. Schließlich erleidet ihr Sohn David beim Klettern über einen spitzen Eisenzaun tödliche Verletzungen. Angesichts der massiven Schicksalsschläge verliert Romy jede Lebenskraft.

Kurz nach Fertigstellung der „Spaziergängerin von Sans-Souci“ stirbt sie im Alter von erst 43 Jahren am 29. Mai 1982 in ihrer Pariser Wohnung.

Ob Herzversagen oder Selbstmord die Ursache für Romy Schneiders frühen Tod ist, liegt bis heute im Dunklen.             Michael Wenk

 

Romy Schneiders Leben wird zweimal verfilmt

In diesen Tagen steht Jessica Schwarz zum erstenmal als Romy für einen Fernsehfilm vor der Kamera, während Yvonne Catterfeld die Hauptrolle in der deutsch-französischen Kinoproduktion „Eine Frau wie Romy“ übernommen hat. Die 23-Millionen-Euro-Produktion soll im Herbst 2009 in die Kinos kommen und das ganze Leben der Schauspielerin umfassen. Romys Tochter Sarah und ihr Ex-Mann Daniel Biasini seien mit der Besetzung einverstanden, hieß es auf einer Pressekonferenz. Die Rolle sei eine „wahnsinnig große Aufgabe, wenn nicht sogar eine Lebensaufgabe“, so die 1979 in Erfurt geborene Sängerin und Schauspielerin Catterfeld. Romy Schneider sei für sie ein großes Idol. Eine Kopie von ihr wolle sie aber nicht abbilden. „Ich will keinen Mythos zerstören und keine Kopie sein. Romy war eine Frau, die alles gegeben hat, in der Liebe und im Beruf, sie hat sich verausgabt. Auf jeden Fall war sie eine Frau, die das Leben geliebt hat trotz aller Schicksalsschläge“, betont die 28jährige.

„Nur“ 4,5 Millionen Euro teuer soll die Fernsehproduktion sein, in der die 1977 in Michelstadt geborene Grimme-Preisträgerin Jessica Schwarz die Hauptrolle spielt. Zunächst wird sie aber in der Buddenbrook-Verfilmung als Antonie „Tony“ Buddenbrook an der Seite von Armin Mueller-Stahl auf dem Bildschirm zu sehen sein. Das Drehbuch zum Romy-Film, der 2009 in der ARD ausgestrahlt wird, stammt von Benedikt Röskau („Contergan – Nur eine einzige Tablette“). Thomas Kretschmann wird als Harry Meyen, Guillaume Delorme als Alain Delon, Maresa Hörbiger als Magda Schneider und Heinz Hoenig als deren zweiter Ehemann Herbert Blatzheim zu sehen sein. Der laut SWR erste für das Fernsehen hergestellte Film über Romy Schneider konzentriert sich auf die 60er Jahre und behandelt Schneiders Ehe mit dem Schauspieler und Theaterregisseur Harry Meyen sowie Schneiders Versuche, nach den Erfolgen in Frankreich auch in ihrer Heimat wieder beruflich Fuß zu fassen. Der Beginn ihrer Karriere mit den „Sissi“-Filmen werde aber ebenfalls thematisiert, so der Sender.

Yvonne oder Jessica? Oder doch lieber Romy pur? Auf beide Produktionen darf man gespannt sein.        SiS

Foto: Original und „Fälschung“: Yvonne Catterfeld (links) und Jessica Schwarz (rechts) stellen Romy Schneider (Mitte) dar.


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