© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 37-08 vom 13. September 2008

Dunkle Wolken
OECD: Deutschland vor Rezession

Nach Einschätzung der OECD steht Deutschland kurz vor der Rezession. Sie erwartet, daß die deutsche Wirtschaft im zweiten Halbjahr 2008 nicht mehr wächst. „Wir rechnen mit schwachen Aktivitäten bis zum Ende des Jahres“, erklärte der Chefökonom der in Paris ansässige Organisation. Nach einem starken ersten Quartal ist das deutsche Bruttoinlandsprodukt im zweiten Quartal bereits leicht gesunken. Trotz dieser Probleme hat IG Metall-Chef Berthold Huber nun eine Lohnforderung von sieben bis acht Prozent für die Tarifrunde 2009 angekündigt. Das ist die höchste Lohnforderung seit 16 Jahren, aber vielen Beschäftigten immer noch zu wenig. Sie wollen nach Jahren mickriger Zuwächse endlich am Aufschwung teilhaben und setzen ihre eigene Führung unter Druck. Huber berichtet, er sehe sich von seiner Basis mit Lohnforderungen konfrontiert „die ich mich früher nie getraut hätte zu formulieren“. Er selbst rechne damit, daß rund die Hälfte der Gewerkschaftsmitglieder selbst mit der Acht-Prozent-Forderung der IG Metall noch unzufrieden sei. Mit noch ernsteren Wirtschaftsproblemen sehen sich die USA konfrontiert, wo die Immobilienkrise kein Ende nimmt. Gegen jede ordnungspolitische Tradition des Landes, in dem gewöhnlich jeder für seine wirtschaftlichen Risiken selbst einstehen muß, kündigte Finanzminister Henry Paulsen die Verstaatlichung der beiden größten Baufinanzierer an. Die beiden vom Zusammenbruch bedrohten Hypothekenbanken Fannie May und Freddie Mac garantieren direkt oder indirekt für fast die Hälfte aller US-Hypotheken – es geht um Billionen. Das Ausmaß der Krise zeigt sich daran, daß die Kosten für den US-Steuerzahler bei Bekanntgabe der Rettungsaktion mit 25 Milliarden Dollar beziffert wurden. Am Tag darauf nannten Experten bereits die Summe von 200 bis 300 Milliarden Dollar.             K.B.