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13.09.08 / Ungewöhnliches Zwiegespräch / Das Museum Frieder Burda zeigt Bildhauerarbeiten von bedeutenden Malern

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 37-08 vom 13. September 2008

Ungewöhnliches Zwiegespräch
Das Museum Frieder Burda zeigt Bildhauerarbeiten von bedeutenden Malern

Der beste Kommentar, den der Maler zu seiner Malerei abgeben könne, sei eine Skulptur, hat Pablo Picasso einmal gesagt. Jean-Louis Prat, Direktor der Fondation Maeght im französischen Saint-Paul-de-Vence und gleichzeitig Kurator einer aktuellen Ausstellung im Museum Frieder Burda, Baden-Baden, hat sich dieses Ausspruchs angenommen und in „seiner“ Ausstellung „Die Skulpturen der Maler“ Malerei und Plastik gegenübergestellt.

„Die Geschichte der Skulptur unserer Zeit“, erläutert Prat im Katalog zur Ausstellung (Hatje Cantz, Ostfildern 2008, 288 Seiten, 232 Abb., 179 farbig, 29 Euro), „ist heute nicht zu verstehen, ohne die Maler miteinzubeziehen, die wichtige Momente ihres Schaffens einem Gebiet gewidmet haben, das für sie eine völlig unbekannte Welt geblieben ist.“ So sei die Zahl der Maler-Bildhauer des 20. Jahrhunderts groß. In der plastischen Kunst hätten sie ein neues Abenteuer entdeckt, wie es die Künstler in den vorangegangenen Jahrhunderten mit einer solchen Intensität und einer solchen Vielfalt nie erlebt hätten. Das 20. Jahrhundert markiere eine wichtige Schnittstelle, so Prat. Während man in früheren Jahrhunderten noch klar zwischen Malern und Bildhauern unterschieden habe, sei diese Ordnung im 20. Jahrhundert durcheinander geraten. „Große kreative Geister, die von Haus aus eigentlich Maler sind, nutzen nun auch ihre bildhauerische Erfahrung.“

Mehr als 140 außergewöhnliche Werke von 21 Künstlern der vergangenen 150 Jahre sind nun in Baden-Baden zu sehen. Georg Baselitz, Max Beckmann, Georges Braque, Marc Chagall, Honoré Daumier, Edgar Degas, Jean Dubuffet, Max Ernst, Paul Gauguin, Ernst Ludwig Kirchner, Willem de Kooning, Markus Lüpertz, Henri Matisse, Amedeo Modigliani, A. R. Penck, Pablo Picasso, Antoni Tàpies, Cy Twombly und andere sind in dieser Ausstellung vertreten. Ihre herausragenden Werke laden ein zum fruchtbaren Dialog zwischen Malerei und Skulptur, zu einem Zwiegespräch abseits der Konventionen. Erstaunlich, wie sehr sich Malerei und Skulptur einander befruchtet haben. Da sieht man die kleinen karikaturistischen Köpfe französischer Parlamentarier von Daumier, der bekannt war für seine bissigen Zeichnungen. Da sieht man das zauberhafte Ballettmädchen eines Degas, das einem seiner Gemälde entsprungen zu sein scheint. Die Masken Gauguins erinnern ebenso an die Südsee wie seine Gemälde. Den „Mann im Dunkeln“ eines Max Beckmann findet man auch in manchem Gemälde wieder. – Die Baden-Badener Ausstellung ist in dieser Form bisher noch nicht dagewesen.            SiS

Die Ausstellung „Die Skulpturen der Maler – Malerei und Plastik im Dialog“ im Museum Frieder Burda, Lichtentaler Allee 8 b, Baden-Baden, ist dienstags bis sonntags von 10 bis 18 Uhr geöffnet, Eintritt 9 / 7 Euro, bis 26. Oktober.

Foto: Max Beckmann: „Mann im Dunkeln“ (Bronze, 1934, Sprengel Museum Hannover)  


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