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13.09.08 / Geheimnisvolle Zauberwelt / Eine Ausstellung in Itzehoe erzählt von der Geschichte der Magie

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 37-08 vom 13. September 2008

Geheimnisvolle Zauberwelt
Eine Ausstellung in Itzehoe erzählt von der Geschichte der Magie

Eine geheimnisvolle Kunst, die von Intelligenz und Kreativität lebt, begeistert seit Jahrhunderten die Menschen. Große Zauberer faszinieren bis heute das Publikum. Eine Ausstellung zeigt die Geschichte der Zauberkunst.

Man muß mehr können, als nur ein paar sinnige Zaubersprüche aufsagen, das haben schon Harry Potter und Bibi Blocksberg erfahren müssen. Die beiden fiktiven Zauberkünstler haben ihren Fans gezeigt, wie schwer es ist, richtig zu zaubern. Auch Harry, dem Zauberschüler am Internat Hogwarts, der in den Romanen der Joanne K. Rowling gegen das Böse in der „Person“ des Lord Voldemort kämpft, sind viele kleine Peinlichkeiten unterlaufen, bis er den richtigen Dreh entdeckt hat. Bibi

Blocksberg, die Hauptfigur einer beliebten Hörspielreihe von Elfie Donnelly, hat seit 1980 eine Fangemeinde von Kindern zwischen vier und zehn Jahren. Bibi erlebt mit ihren Freunden viele Abenteuer. Häufig ist dabei auch Hexerei im Spiel, die nicht selten zu Komplikationen führt. Helfen muß dann die Mutter, eine „richtige“ Hexe.

Älter als Bibi ist die kleine Hexe, die Otfried Preußler schon vor 50 Jahren ins Leben gerufen hat. Der Schriftsteller, der am 20. Oktober 1923 im nordböhmischen Reichenberg das Licht der Welt erblickte, zählt in der weiteren Verwandtschaft zwei Zauberer.

„Als kleiner Junge ist er oft mit seinem Vater unterwegs, der die Sagen des böhmischen Isergebirges zusammenträgt. Mit ihm sitzt er abends beim Schein der Petroleumlampe in den Stuben der Leute, lauscht ihren Geschichten von Zauberern, Raubschützen, Hexen, Wassermännern und Gespenstern“, liest man in der Preußler-Biographie. Nach Angaben des Autors entstand die Erzählung von den Abenteuern der kleinen Hexe, die leider „erst“ 127 Jahre alt ist und deshalb von den großen Hexen nicht für voll genommen wird, nach eigenen Geschichten, die er seinen drei Töchtern jeden Abend erzählte, um ihnen die Angst vor bösen Hexen zu nehmen.

Die kleine Hexe hat ein großes Problem: Da sie keine große Hexe ist, will sie wenigstens eine gute sein. Doch eine gute Hexe ist eben nur eine böse.

Inzwischen sind die Abenteuer der kleinen Hexe in 47 Sprachen übersetzt – und kleine Mädchen haben keine Angst mehr vor Hexen, ja, sie verkleiden sich sogar auf Kostümfesten oder zum Halloween als Hexen.

Der wohl berühmteste Zauberer der klassischen Literatur ist zweifellos der Zauberlehrling aus der Ballade von Johann Wolfgang von Goethe, erschienen 1798 in Schillers Musenalmanach. Ihm mißlingt sein großartig gedachtes Experiment, die tägliche Arbeit durch einen Trick zu erledigen … Wieviele Tricks den Starzauberern David Copperfield oder Hans Klok schon einmal mißlungen sind, darüber schweigt des Sängers Höflichkeit. Sie sind zweifellos die ungekrönten Könige der Magie. Mit ihren glänzenden Illusionsshows begeistern sie Millionen von Zuschauern vor den Bildschirmen und bei Live-Auftritten in aller Welt. Rasantes Tempo und sensationelle Stunts mit überraschenden Effekten ziehen die Menschen in ihren Bann. Auch die frühen Zauberkünstler zogen schon durch die Lande, wenn auch mit geringerem Aufwand. Ihre Requisiten paßten in eine Tasche, die sie über der Schulter oder auch an der Hüfte trugen.

Sie zauberten aus der Tasche heraus und wurden aus diesem Grund auch Taschenspieler genannt. Sie standen auf dem Marktplatz und sammelten ihr Publikum um sich.

Schon damals gab es Gaukler, die mit dem noch heute bekannten, wenn auch verbotenen Hütchenspiel die Zuschauer erstaunten, allerdings ohne ihnen Geld aus der Tasche zu „zaubern“.

Zwischen 1875 und 1925 war es dann Mode, große Bühnenschauen mit Zauberkünstlern zu veranstalten. Zu den führenden Illusionisten in Deutschland zählte im frühen 20. Jahrhundert Alois Kassner. 20 Personen gehörten zu seiner Mannschaft, die Ausrüstung füllte zwei Eisenbahnwaggons. Auf großen bunten Plakaten kündigte „der unvergleichliche Zauberkünstler“ sein Kommen an.

Zu sehen sind diese Plakate, aber auch Programmzettel, Zaubergeräte und Zauberliteratur in einer neuen Ausstellung zur Geschichte der Zauberkunst im Kreismuseum Prinzeßhof in Itzehoe. „Zauberwelt“ ist der Titel dieser Ausstellung, die am Sonntag, 14. September, eröffnet wird und Prachtstücke aus der Sammlung des Zauberkünstlers Wittus Witt zeigt.

Zu diesen Prachtstücken gehören auch die schmucken Zauberkästen aus dem 19. Jahrhundert, die in erster Linie für Kinder hergestellt wurden.

Erwachsene werden ebenfalls ihre Freude daran gehabt haben und auch heute noch staunen über die aufwendige Ausstattung dieser Kästen mit den geheimnisvollen Inhalten. Jeder Zauberkünstler hat schließlich einmal klein angefangen – Hans Klok mit zehn Jahren und Wittus Witt mit sechs Jahren.   Silke Osman

Die Ausstellung „Zauberwelt“ ist im Itzehoer Kreismuseum Prinzeßhof, Kirchenstraße 20, täglich außer montags von 10 bis 12 Uhr und von 15 bis 17.30 Uhr zu sehen, Eintritt 1,50/0,50 Euro, vom 14. September bis 1. Februar 2009, Eröffnung am Sonntag, 14. September, 11 Uhr.

Foto: Hieronymus Bosch: Der Gaukler (Ausschnitt). Schon im 16. Jahrhundert gab es das Hütchenspiel.


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